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El contrato - Mit kühler Berechnung (German Edition)

El contrato - Mit kühler Berechnung (German Edition)

Titel: El contrato - Mit kühler Berechnung (German Edition)
Autoren: Birgit Karliczek
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sortierte neue Kataloge in die dafür vorgesehenen Ablagen ein.
    Eine junge Frau kam auf Domingo zu. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte sie in einer Sprache, die er nicht verstand.
    „Entschuldigung?“, entgegnete er auf Englisch.
    Das Geräusch zu Boden fallender Prospekte ließ den Spanier und die Dame in Kevins Richtung schauen. Der sah ihn gleichzeitig ungläubig und entsetzt an. Domingo ging auf den jungen Mann zu und blieb vor ihm stehen.
    „Hallo Kevin“, begrüßte er ihn mit ruhiger Stimme.
    „Señore Rodriguez Ramirez“, brachte Kevin hervor, er hatte das Gefühl überrannt worden zu sein. Wie kam Alejandros Vater hierher und, was noch wichtiger war, was wollte er hier?
    Die Bürotür flog auf und ein rot angelaufener Dirk preschte herein. „Kevin, da will dich unbedingt dieser maulende Pressefritze sprechen. Es ist mir egal, was du ihm erzählst, aber wimmel ihn ab. Und wenn …“. In seiner Bewegung erstarrend sah Dirk in Kevins entsetztes Gesicht, das definitiv nichts mit ihm zutun hatte. Dann betrachtete er den Mann gegenüber seines Kollegen, der es geschafft hatte, seinen Freund so aus der Fassung zu bringen. Und Kevin war schwer aus der Fassung zu bringen. „Alles in Ordnung?“ Irgendwie stellte Dirk diese Frage in letzter Zeit häufiger.
    Kevin nickte nur und seine Gesichtszüge nahmen wieder einen normalen Ausdruck an.
    „Können wir ein Stück spazieren gehen, Kevin?“, unterbrach Domingo die angespannte Stille auf Englisch. „Ich würde mich gerne mit Ihnen unterhalten.“
    „Natürlich.“ Kevin ging Domingo voraus und hielt ihm die Tür auf. Auf dem Platz vor dem Reisebüro schaute er sich kurz unschlüssig um.
    „Lassen Sie uns einen Espresso trinken gehen“, nahm Domingo ihm die Entscheidung ab und steuerte auf das Restaurant nahe des Reisebüros zu.
    „Nicht dort“, hielt Kevin ihn zurück. Er wollte nicht auf dem Präsentierteller sitzen, wo jeder sie sehen und hören konnte. „Kommen Sie, Don Domingo, es gibt hier in der Nähe ein kleines Café, in dem wir ungestört sind.“
    Die großen Bars an der Fußgängerzone und auf den größeren Plätzen waren zwar geschmackvoll, aber auch von Gästen überrannt und daher unpersönlich. In den Seitenstraßen der Stadt dagegen befanden sich überall kleine Cafés und Restaurants, die neben einem gemütlichen Ambiente auch die notwendige Ruhe für eine Unterhaltung boten. Zu einem solchen Ort brachte Kevin Domingo. Das in einem Hinterhof gelegene Café lag abseits des Trubels, bequeme Sessel luden die Gäste zum Verweilen ein, überall standen Kübelpflanzen auf dem Kopfsteinpflaster und eine freundliche Bedienung brachte ihnen die gewünschten Getränke.
    „Es ist wirklich schön hier“, gestand Domingo in seiner Muttersprache. Dann bemerkte er Kevins Gesichtsausdruck.
    „Nein, es ist nichts passiert. Allen geht es gut“, beantwortete er die unausgesprochene Frage. „Und nein, Alejandro weiß nicht, dass ich hier bin.“
    „Und warum sind Sie hier?“
    „Können Sie sich das nicht denken?“
    Unsicherheit machte sich in Kevin breit, die er sich äußerlich jedoch nicht anmerken ließ. „Nein.“
    „Wirklich nicht?“
    Die hochgezogenen Augenbrauen irritierten Kevin nur noch mehr, Domingo konnte es deutlich in seinen Augen sehen. Ja, Alejandro hatte recht gehabt, als er ihm sagte, dass Kevin äußerlich so ruhig sein konnte, wie er wollte, seine Augen aber alles verrieten, was in ihm vorging. Man musste nur genau hinsehen. Beobachtungsgabe, eine Fähigkeit, die in der hektischen Welt von heute fast verloren gegangen war.
    „Wie haben Sie die letzten Monate verbracht?“
    „Wie bitte?“
    „Ich möchte wissen, was Sie in den Monaten, seitdem Sie nach Deutschland zurückgekehrt sind, gemacht haben“, wiederholte Domingo seine Frage.
    Jetzt stand Misstrauen in den Augen, die äußere Erscheinung aber täuschte durch die gestrafften Schultern und die gerade Haltung eine Mischung aus Stärke und Gelassenheit vor. Anderen konnte Kevin etwas vormachen, aber nicht ihm, Domingo.
    „Ich habe mich darum bemüht, mein altes Leben wieder aufzubauen“, begann Kevin ausweichend.   
    Die darauf folgende Stille wurde unangenehm. Domingo wollte mehr hören, und manchmal konnte Schweigen eine stärkere Aufforderung sein, als eine direkte Frage. Bei drei Kindern hatte er dahin gehend einiges an Erfahrungen sammeln können. Geduldig wartete Domingo, bis Kevin nachgab.
    „Zu Anfang habe ich die Arbeit im Büro wieder
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