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Ekel / Leichensache Kollbeck

Ekel / Leichensache Kollbeck

Titel: Ekel / Leichensache Kollbeck
Autoren: H Girod
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Roggenfeld. Daheim säuberte er sofort den Spaten und stellte ihn zu dem anderen Gerät.
    Wenig später saß die Familie am Abendbrottisch. Er hatte sich wieder so weit gefaßt, daß er eine Riesenportion Bratkartoffeln und Spiegeleier mit großem Appetit verdrücken konnte. Gleichgültigkeit stieg in ihm auf.
    Am nächsten Morgen war die Hölle los. Die Frau des Lehrers hatte nach schlaflosen Stunden und dunklen Ahnungen, daß ihrem Mann etwas zugestoßen sein könnte, in aller Frühe beim ABV eine Vermißtenanzeige aufgegeben. Sie wußte, daß er am Vorabend gegen 18 Uhr das Gehöft der Familie Pandelitz in Stresow verlassen hatte, um in Grabow einen weiteren Elternbesuch abzustatten. Doch Frau Stötzel beteuerte, vergeblich auf den Klassenlehrer ihres Ältesten gewartet zu haben. Der ABV tat sofort das Naheliegende. Auf seine Bitte hin erklärte sich der Revierförster bereit, mit einer Gruppe von Schülern den Weg von Stresow nach Grabow abzusuchen. Unter den Freiwilligen der Suchaktion befand sich auch Stötzel. Noch am Morgen wurde der Wald zwischen den beiden Dörfern in einer Breite von etwa hundert Metern links und rechts der Landstraße durchgekämmt. Nur eine knappe Stunde dauerte es, bis der Revierförster das Motorrad des Lehrers fand. Wenn bis dahin die meisten Beteiligten nicht im geringsten an ein Verbrechen gedacht hatten, zweifelte mit der Entdeckung des Motorrads niemand mehr daran, daß dem Lehrer etwas Ungeheuerliches zugestoßen sein mußte.
    Nun brauchte es nur noch wenige Minuten, bis der Förster hinter einem Gebüsch auf frisches Erdreich stieß. Hier mußte gegraben worden sein. Die Erregung der Schüler war auf dem Höhepunkt, doch der ABV ließ die Suche abbrechen. Seine Kompetenz endete hier. Für ihn war ein untrüglicher Verbrechensverdacht entstanden. Seine Meldung an den Kriminaldauerdienst des VPKA Burg führte dazu, daß die Morduntersuchungskommission aus Magdeburg, der Bezirkshauptstadt, angefordert wurde. Wenig später trafen die Spezialisten ein: Drei Mitarbeiter der MUK gemeinsam mit ihrem Chef, zwei Kriminaltechniker, eine Gerichtsärztin und ein Fährtenhundeführer mit „Rex“, einem stattlichen Schäferhundrüden.
    Mit großer Vorsicht wurde die vermeintliche Grabstelle freigelegt und der Leichnam des Lehrers Fanselow geborgen. Da die Tatzeit noch nicht weit zurücklag, ließ sich die Leiche sicher identifizieren, und auch die junge Magdeburger Gerichtsärztin konnte noch am Tatort ihre erste Diagnose treffen: Tod durch innere Verblutung infolge scharfer Gewalteinwirkung.
    Die Frage nach der vorsätzlichen Herbeiführung der Verletzungen ließ sich anhand der überzeugenden Befunde an der Leiche rasch bejahen: Die Stiche wurden wahllos ausgeführt, teilweise durch das Hemd des Lehrers hindurch, sie trafen im wesentlichen die Rückenpartie, die Blutablaufspuren belegten eindeutig, daß die meisten Stiche gegen das bäuchlings liegende Opfer geführt worden waren.
    Diensthund „Rex“ leistete indes eine zuverlässige Sucharbeit. Angesetzt am Fundort der Leiche, verfolgte er die Spur nicht allein bis zur Stelle, an der die Aktentasche vergraben war, sondern verwies sogar in dem an den Wald grenzenden Roggenfeld auf das blutbehaftete Tatwerkzeug.
    Die weiteren Ermittlungen bedeuteten für die MUK reine Routine. In der Aktentasche des Lehrers fand man drei Schülerakten, eine trug den Namen „Manfred Stötzel“. Stötzels Angaben zu seinem Alibi für die fragliche Zeit waren voller Ungereimtheiten. Ausreichende Fingerabdruckspuren am Motorrad, an der Tasche und am Tatwerkzeug sorgten ebenso für eine schnelle Begründung seiner Täterschaft wie die an seiner Hosentasche nachgewiesenen Blutspuren mit Fanselows Blutgruppe.
    Noch am selben Tag wurde das Ermittlungsverfahren gegen Manfred Stötzel eingeleitet, und er wurde verhaftet.
    In den ersten Stunden seiner Vernehmung stellte Stötzel ein naives, leicht durchschaubares Verteidigungsverhalten zur Schau. Darauf folgte eine kurze Pause der Verstocktheit, in der er sich zu einem Gespräch überhaupt nicht bereit zeigte. In den späten Abendstunden schließlich brach er sein Schweigen und begann zunächst zu schildern, wie er den Brand an der Grabower Scheune gelegt hatte. Keineswegs hätten ihn staatsfeindliche Motive bewogen. Er habe erst ein kleines Feuer machen wollen, doch konnte er die Flammen nicht mehr bändigen. Als ihm das bewußt wurde, habe er das Weite gesucht. Bei den Löscharbeiten sei er dann besonders aktiv
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