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Ekel / Leichensache Kollbeck

Ekel / Leichensache Kollbeck

Titel: Ekel / Leichensache Kollbeck
Autoren: H Girod
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ließe sich etwas von dem Alten abstauben. Blitzschnell waren sich die Freunde einig. Pfeffenrat und Asbach schlichen sich aus dem Lokal, ohne daß Hobeck sie bemerkte. Scheinheilig bat Triglitz den Rentner zu sich an den Tisch.
    Es wurde reichlich getrunken. Und der alte Hobeck schilderte arglos, daß er seine Rente durch den Verkauf der reichlichen Schmucksachen seiner verstorbenen Frau aufbesserte und überhaupt seinen Hausrat feilbot, weil er ohnehin dem Land des historischen Fortschritts den Rücken kehren und nichts in den Westen mitnehmen wolle. Voller Konzentration lauschte sein Gesprächspartner. Dann fragte er den Rentner unverblümt, ob dieser an einem Geschäft interessiert sei, daß Triglitz in Ermangelung des notwendigen Ausgangskapitals allein nicht abschließen könne. Flugs war er dabei, Hobeck eine glaubhafte Geschichte aufzutischen. In ihrem Kern ging es darum, daß Triglitz jemand kennen würde, der seinen PKW „Wartburg“ für zehntausend Mark verkaufen würde und er gleichzeitig einen anderen an der Hand hätte, der ohne zu zucken fünfzehntausend Mark für ein solches Gefährt hinblättern wollte. Das Problem liege nur darin, daß er nicht flüssig genug sei, um als Zwischenkäufer aufzutreten, um dem anderen den Wagen mit Mehrgewinn verkaufen zu können.
    Er bot dem alten Hobeck schließlich an, sich in das Geschäft einzuklinken. Er brauchte nur die zehntausend Mark Kaufpreis vorzustrecken, die er nach dem Verkauf sofort zurückerhalten würde, zuzüglich der beachtlichen Summe von dreitausend Mark aus dem Verkaufserlös. Das hörte sich gut an. Und Hobeck war einverstanden. Selbst wenn der ansonsten eher mißtrauische alte Mann immer noch die Spur eines Argwohns besessen hätte, die Zweifel waren restlos beseitigt, als Triglitz ihm zusicherte, daß er dem Kauf- und Verkaufsprocedere als Beobachter beiwohnen könne. Dann beriet man die Einzelheiten.
    Einige Tage später teilte Triglitz dem Alten mit, daß das Geschäft auf Wunsch des vermeintlichen Kunden in einer gemütlichen Waldgaststätte unweit von Küllstedt, wenige Kilometer von Mühlhausen, abgeschlossen werden sollte. Das war immerhin eine knappe Autostunde von Erfurt entfernt. Doch er beruhigte Hobeck, dazu selbstverständlich ein Taxi zu benutzen. Triglitz kannte sich in der Umgebung von Küllstedt bestens aus, hatte seine Kindheit dort verlebt und war mit den topographischen Gegebenheiten dieser waldreichen Gegend vertraut. Deshalb kam ihm die Idee, Hobeck dorthin zu locken.
    Triglitz hatte feine Fäden gesponnen. An krimineller Phantasie mangelte es ihm wahrlich nicht. Der unbändige Drang nach Verwirklichung seines Planes erzeugte sogar eine solche Suggestivwirkung auf Pfeffenrat und Asbach, daß er sie bald überzeugt hatte, den alten Hobeck zu töten, auszurauben, sich seiner Wohnungsschlüssel zu bemächtigen, seine Leiche verschwinden zu lassen und mit aller Gelassenheit das Brauchbare aus der Wohnung zu holen.
    In mehreren intensiven Gesprächen zimmerte das Trio an dem schrecklichen Szenario. Dann waren die Rollen verteilt.
    Am 27. Februar 1964 war es soweit. Triglitz erschien bei Hobeck und ließ ihn wissen, daß ein Taxi bestellt sei. Man wartete. Rudi Asbach hatte zuvor beim VEB Kraftverkehr einen Mietwagen besorgt und läutete zur vereinbarten Zeit an Hobecks Wohnungstür, tunlichst darauf bedacht, den Alten nicht spüren zu lassen, daß er Triglitz kenne. Die beiden Männer bestiegen das Fahrzeug. Betont förmlich nannte Triglitz das Fahrziel. Er war trotz gewaltiger innerer Anspannung heiter und zwang Hobeck während der Fahrt ein belangloses Gespräch auf, in das sich Asbach gelegentlich, immer freundlich-distanziert einmischte. Der alte Mann blieb völlig arglos. Er konnte nicht ahnen, daß sich unter einem unscheinbaren Putzlappen neben dem Fahrer ein 35 cm langes Bleirohr verbarg.
    Pfeffenrat war indes mit dem Bummelzug von Erfurt nach Mühlhausen gefahren. Gemächlich trabte er zur MINOL-Tankstelle an der Fernverkehrsstraße 247, wohl wissend, daß seine Freunde bald dort erscheinen würden. Ihm blieb genügend Zeit, sich auf seinen Auftritt vorzubereiten.
    Einige Zeit später fuhr der erwartete PKW an der Tankstelle vor. Während Rudi Asbach den Zapfhahn in die Tanköffnung hielt, vertrat sich Triglitz die Beine und räkelte sich auffällig. Pfeffenrat trat nun hinzu und fragte gespielt, ob sie zufällig nach Küllstedt fahren würden. Als die Männer das bejahten, schob er seine Bitte nach, ihn dorthin
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