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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition)
Autoren: Carmen Mayer
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aus? Von welchem Sumpf reden Sie?«, beharrte jetzt Schwarz auf einer Antwort. Braunagel war froh, dass sein Kollege das Gespräch übernommen hatte. Er selber fühlte sich momentan nicht sehr wohl in seiner Haut. Einerseits hätte ihn sein Gefühls-Tsunami beinahe überrollt, und es hatte ihn eine Menge Energie gekostet, sich nicht mitreißen zu lassen Andererseits machte ihn die Frau mit ihren zähen Antworten immer ungeduldiger.
    »Jedenfalls war ich stinksauer auf diese Tussi und hab ihr nachgerufen, sie soll mit mir reden. Was das ist mit Christoph, hab ich sie gefragt, als sie schließlich stehen blieb, und warum sie hergekommen ist. Sie hat mich gefragt, was das alles soll und dass sie nichts mit mir zu bereden habe. Schamlose Person! Hat sich nicht mal die Hände vor – also davor gehalten. Da bin ich auf sie zugegangen und hab ihr gesagt, dass sie den Christoph ja in Ruhe lassen soll. So eine brauchen wir nicht auf dem Gut. So eine nicht!«
    Sie legte die Hände vors Gesicht, und die drei Männer konnten sehen, wie sie zitterte. Selbst jetzt noch war sie so von ihrer Wut ergriffen, dass sie sich offensichtlich nur mühsam unter Kontrolle halten konnte.
    »Sie hat einfach nur den Kopf geschüttelt, sich umgedreht und ist weggelaufen.«
    »Und was haben Sie gemacht?«, mischte sich Braunagel wieder ein.
    »Ich stand da noch kurze Zeit, bin dann zu meinem Auto zurückgegangen und nach Hause gefahren.« Sie nahm die Hände vom Gesicht. »Am Liebsten hätte ich den scheißblauen Lack zerkratzt, als ich an ihrem Golf vorbeikam.« Braunagel registrierte, dass sie diesen Satz förmlich ausspie. Ihre Worte wurden von kleinen Spucketröpfchen begleitet.
    »Sie sind ihr also nicht weiter gefolgt?«, wollte er noch wissen.
    »Nein. Ich hatte genug von der.«
    »Haben Sie denn jemand gesehen?«
    »Nein, auch nicht. Vielleicht war da jemand, kann sein. Aber ich war so wütend, dass ich auch am Papst vorbeigelaufen wäre, ohne ihn zu sehen.«
    »Was hältst du von dem allem?« Schwarz konzentrierte sich auf die Straße.
    »Ich weiß es nicht. Jedenfalls steht fest, dass Margarete Orthler der jungen Frau zumindest bis dahin gefolgt ist, wo jene dann nach links weg in den Wald lief.«
    »Hm. Und wir wissen, dass sich das Gespräch zwischen dem jungen Orthler und Julia am Tor tatsächlich um diesen verpatzten Kurzurlaub drehte, und nicht um Drogen oder so was.«
    »Richtig. Wenn es um dieses Thema gegangen wäre zwischen den beiden, hätte ihm seine Mutter das mit Freuden aufs Butterbrot geschmiert.«
    »Christoph war ganz schön fertig«, stellte Schwarz fest und bog auf die Hauptstraße ein, die nach Würzburg führte.
    »Tat mir irgendwie leid, der Kerl.« Braunagel strich sich mit der Hand über die Stirn. Er war froh, sich emotional wieder im Griff zu haben. »Also, was wissen wir jetzt? Christoph hat zugegeben, ab und zu gekokst zu haben, aber nicht so viel, dass er deshalb das Gut finanziell ruiniert hätte, wie seine liebenswürdige Mutter ihm wohl in Aussicht gestellt hat. Angeblich hat er eine Kur gemacht, um von dem Zeug loszukommen, aber ob er das dann auch bis heute durchgehalten hat? Die Geschäftsreisen könnte er durchaus dazu genutzt haben, sich Stoff zu besorgen, wenn er sich immer noch was reinzieht. Kriegen wir raus, wenn’s sein muss. Allerdings brauchen wir meiner Meinung nach die Vermutung nicht weiter zu verfolgen, Julia könnte den Winzer mit den Folgen seines Drogenkonsums erpresst haben. Auch wenn’s ein Lieblingsthema seiner Mutter und unserer Chefin zu sein scheint.«
    Braunagel warf Schwarz einen schnellen Blick zu. Als dieser ihm zunickte, fuhr er fort:
    »Julia hat bestimmt daran geglaubt, dass mit Christoph alles wieder ins Lot kommen würde. Was kam, war jemand, der – ja was? Das verhindern wollte?«
    »Margarete Orthler.«
    Das klang so bestimmt, dass Braunagel den Kollegen überrascht ansah.
    »Warum sie?«
    »Weil es da irgendwas gab, was sie mörderisch gestört hat.«
    »Dass sie nackt herumlief? Also weißt du!«
    »Ich weiß es eben nicht .«
    »Ich fühle mich langsam wie ein alter Mann, das kannst du mir glauben«, seufzte Braunagel, als er kurz darauf in der Tiefgarage der Inspektion aus dem Auto stieg.
    »Das liegt garantiert an dieser abgehalfterten Karre«, mutmaßte Schwarz, der sich auch erst einmal den Rücken geradebog, nachdem er ausgestiegen war. »Eine Zumutung, wirklich wahr!«
    Schwarz drückte die Tür zur Polizeiinspektion auf, grüßte kurz zum Empfang hinüber,
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