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Eisvampire

Eisvampire

Titel: Eisvampire
Autoren: Henry Quinn
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spinnendürre, schneeweiße Beine trugen einen schmalen, ebenfalls völlig weißen Rumpf, an dem die Rippen wie die Tasten eines Klaviers hervortraten. Die knorrigen Schultern verlängerten sich zu zwei haarlosen, bis zu den Kniekehlen reichenden Armen, an deren Ende sich feingliedrige Hände befanden, durchsichtig und schon beim Anblick das Gefühl tödlicher Kälte ausstrahlend. Dann der Kopf: ein schimmernder Totenschädel, dessen Augen düsteren Seen glichen und auf dessen Haupt spitzdornige Eispickel einen bizarren Helm bildeten.
    Aus dem dünnlippigen, nahezu von Ohr zu Ohr reichenden Mund funkelten mir gekrümmte Reißzähne entgegen.
    Der Eisvampir knurrte befriedigt, als er meine panische Angst bemerkte.
    Verzweifelt suchte ich nach einer Waffe. In meinem Rücken fühlte ich die gierigen Blicke des verwandelten Spencer Troups. Da traf mich wie ein Blitz eine Idee.
    Ich griff in die große Tasche meines Mantels und holte das elektrische Feuerzeug hervor, das mit einem Spezialgas gefüllt war und auch noch bei dieser Temperatur Feuer gab.
    Der Eisvampir stakste auf mich zu; seine Langsamkeit zeigte mir, daß er seiner Beute sicher war.
    Mühsam stellte ich das Gasventil auf größte Intensität; mit meinen groben Handschuhen war das keine Kleinigkeit.
    Der Eisvampir streckte mir seine Kristallklaue entgegen. Als sie mich fast erreicht hatte, drückte ich den Zündknopf und betete, daß das Feuerzeug funktionieren würde.
    Eine zischende Stichflamme schoß dem Eisvampir entgegen.
    Das dämonische Wesen brüllte gepeinigt auf. Der Schrei ließ mir fast das Trommelfell platzen. Er schrie und kreischte und sabberte, hüpfte auf seinen dürren Beinen durch den Schnee und hielt sich die grau verfärbte Hand. In seinen Augen stand rasende Wut.
    Ich nahm alle Kräfte zusammen und flüchtete. So schnell bin ich noch niemals in meinem ganzen Leben gelaufen. Es war, als säße mir der Satan im Nacken, und dieser Vergleich konnte durchaus zutreffen.
    Ich blickte mich nicht um, rannte und rannte, achtete nicht auf das protestierende Hämmern meines Herzens und das Keuchen meiner Lunge. Ich rannte und erreichte endlich Northway’s Inn. Eine Zeitlang beruhigte ich mich. Dann ging ich hinein und berichtete Tomtom Kezikewa und ein paar anderen beherzten Leuten, was ich erlebt hatte.
    Wir rüsteten uns mit Äxten und Feuerzeugen aus – leider besaßen wir keinen Flammenwerfer – und kehrten zurück zu Troups Haus.
    Es war verlassen. Der Vampir und Troup waren verschwunden.
    Schon wollten mich die Männer für verrückt erklären, da entdeckte Nogger die Fußspuren, die hinaus in die Wildnis führten. Eine davon war menschlich. Die andere ... Nun, ein Pelikan oder ein Straußvogel mit Schwimmflossen zwischen den Krallen hätte wohl ähnliche Abdrücke hinterlassen.«
    Logan nippte wieder an seinem Glas. »Seitdem weiß ich, daß die Eisvampire keine Legende, sondern furchtbare Wirklichkeit sind.«
    Sandy Vaughn schüttelte sich. Mit belegter Stimme sagte sie: »Und diese drei Männer sind dort draußen wohl ebenfalls auf diese Ungeheuer gestoßen. Oh, mein Gott!«
    Nogger zwirbelte seinen dünnen Oberlippenbart. »Nach den letzten Meldungen des Wetterdienstes wird der Schneesturm auf dem Plateau spätestens morgen zu Ende sein, Rick. Mit wieviel Männern willst du aufbrechen?«
    »Ich dachte an zwanzig Mann in fünf Eisrovern. Unter Umständen sind die Prospektoren von der vereinbarten Fahrtroute abgewichen. Dann müssen wir die unmittelbare Umgebung absuchen.«
    »Ich komme mit. Tomtom wahrscheinlich auch, obwohl er ein verflucht abergläubischer Mensch ist und vorher stundenlang für seine Seele beten wird. Das wären schon drei.«
    »Vier«, sagte Sandy Vaughn laut. »Ich werde euch ebenfalls begleiten.«
    »Du bist ja verrückt!« brauste Logan auf. »Ich verbiete dir...«
    Sie schnitt ihm das Wort ab. »Du hast mir nichts zu verbieten, Rick. Noch sind wir nicht verheiratet.«
    Logan verschluckte sich und hustete entsetzlich. Nogger grinste und klopfte seinem Freund auf den Rücken, bis der Hustenanfall vorüber war.
    »Ich bin der Polizeichef und kann bestimmen, wer mitkommt und wer nicht. Und ich werde niemals zulassen ...«
    »Nun gut, du starrköpfiger Polizeihäuptling«, unterbrach ihn die junge Frau ironisch. »Dann fahre ich eben allein.«
    Nun verschluckte sich auch Nogger.
    »Sandy, Liebes, ich will doch nur ...«
    » ... daß ich mitkomme«, vollendete sie strahlend den Satz. Sie umarmte den sprachlosen Logan
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