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Eisvampire

Eisvampire

Titel: Eisvampire
Autoren: Henry Quinn
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Rumsfield-Plateau, unter Umständen haben sie es auch erreicht. Vor zwei Tagen hätten sie sich bereits zurückmelden müssen. Aber nichts. Sie sind verschollen.«
    Bei der Nennung des Rumsfield-Plateaus war Nogger noch blasser geworden, als er es ohnehin schon war. Sandy Vaughn reichte ihm wissend ein großes Glas Whisky, das er unglaublich schnell leerte.
    Nogger pfiff leise durch die Zähne. »Zum Plateau also. Ein richtig schönes Selbstmord-Unternehmen. Das war sicherlich eine Idee unseres allseits geschätzten Arthur T. McClosen, nicht wahr?«
    »Du hast es erraten«, stimmte Logan zu.
    »Und nun?«
    Der Polizeichef trat unruhig von einem Bein auf das andere.
    »Zur Zeit tobt in der Umgebung des Plateaus ein Schneesturm. Es ist völlig unmöglich, jetzt da durchzukommen. Wir müssen abwarten, bis er abgeflaut ist und anschließend sofort aufbrechen.«
    Nogger kaute nachdenklich an seiner Unterlippe. »Ich verstehe das nicht. Mart Rubett ist ein erfahrener Mann, er kennt die Gegend wie seine Westentasche, und soweit ich informiert bin, gehört er nicht zu denen, die die Eskimo-Legenden für Aberglauben halten. Warum hat er dann das gemacht?«
    »Geld« vermutete Logan. »Die Alyeska bezahlt ihre Prospektoren sehr großzügig. Und Rubett hat schon lange von einer kleinen Farm in Kalifornien geschwärmt. Vielleicht sah er jetzt die Möglichkeit, seinen Traum endlich zu verwirklichen.«
    »Der Traum dürfte wohl zum Alptraum geworden sein«, warf Sandy Vaughn in das Gespräch ein. »Obwohl – ganz glaube ich an diese Eisvampire auch nicht. Das klingt alles so nach den Geschichten, die mir meine Mutter immer erzählt hat: sehr spannend und schön gruselig, aber eben doch Geschichten. Und nun soll plötzlich alles harte Wirklichkeit sein. Kein Wunder, daß viele Menschen sich weigern, die Eisvampire als Tatsache hinzunehmen.«
    »Sandy hat recht«, meinte Nogger. »Ich lebe hier schon ein halbes Jahrhundert, länger als jeder andere, den ich kenne, und in dieser Zeit habe ich derart viele grausige Erzählungen gehört, daß ich schon beinahe dagegen abgestumpft bin.«
    »Die Eisvampire sind eine Tatsache«, erwiderte Logan ernst. »Ich weiß, wovon ich spreche, auch wenn mich manche für einen abergläubischen Dummkopf halten.«
    Nogger entzündete eine seiner selbstgedrehten, rabenschwarzen Zigaretten und verbreitete eine dichte, fette Rauchwolke. »Rick hat sie bereits gesehen«, sagte er zu Sandy. »Stimmt’s, Rick?«
    »Ja«, bestätigte Logan leise.
    Die junge Frau mit den glänzenden schwarzen Haaren und dem leicht asiatisch geschnittenen Gesicht riß die Augen weit auf.
    »Tatsächlich? Warum hast du mir noch nie etwas davon erzählt?«
    »Mit diesen Dingen geht man nicht hausieren.« Der Polizeichef verzog unwillig den Mund. »Nogger, ich habe dich doch gebeten ...«
    »Sandy gehört praktisch zur Familie«, wehrte Nogger ab. »Und irgendwann hätte sie es ohnehin erfahren. Also steinige mich nicht gleich, sondern stille die Neugier dieses verwirrend schönen jungen Mädchens.«
    Widerwillig mußte Logan lachen. »In Ordnung, du hast gewonnen. Sandy, gieß mir noch einmal das Glas voll!«
    Aus der Musikbox drang leise, ruhige Musik.
    Logan befeuchtete seine Kehle mit einem Schluck Whisky und begann zu sprechen. »Es ist ziemlich genau ein Jahr her. Damals lag der Schnee noch etwas höher als heute, und man suchte die unmöglichsten Ausreden, um nicht ins Freie gehen zu müssen ...
    Ich saß an diesem Abend in meinem Büro und arbeitete an meiner Steuererklärung. Nach einer vollen Stunde hatte ich gerade meinen Namen, mein Geburtsdatum und meinen Familienstand eingetragen und studierte fluchend einen Paragraph nach dem anderen. Irgendwie schienen sie sich alle zu widersprechen und sich gegenseitig aufzuheben, und ich war nahe daran, den ganzen Kram in den Ofen zu werfen und freudestrahlend zuzusehen, wie das Zeug verbrannte, da klingelte das Telefon.
    Erleichtert schob ich die Papiere zur Seite und griff nach dem Hörer.
    »Logan!« meldete ich mich.
    Am anderen Ende der Leitung war Spencer Troup – jener Troup, der seit damals spurlos verschwunden ist.
    »Logan?« fragte er mit einer etwas zitternden Stimme. »Gut, daß ich Sie erreiche. Sie müssen sofort zu mir kommen, hören Sie? Sofort!«
    Ich verzog den Mund. Draußen war es lausig kalt, und mir lag sehr wenig daran, mir wegen irgendeiner Nichtigkeit Frostbeulen oder einen Schnupfen zu holen.
    »Was ist denn passiert, Troup?« fragte ich ein wenig
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