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Eisrose

Eisrose

Titel: Eisrose
Autoren: Astrid Martni
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diesen Mann erobern. Komme, was wolle.
    Sie beobachtete sein Mienenspiel, das markante Profil und die gerade Haltung. Stellte sich dabei vor, wie seine Hände ihr Gesicht liebkosten, weiterwanderten über ihren Hals, ihre Schultern. Hände, die genau wussten, was sie zu tun hatten, die ihren Körper forsch und dennoch zart erkundeten. Allein diese Gedanken ließen sie von einer übermächtigen Welle erfassen, von einem Gefühl, als kribbelten Scharen von Ameisen in ihrem Inneren und auf ihrer Haut.
    Doch es schien, als wäre sie Luft für ihn. Auf erneute Flirtversuche ihrerseits reagiert er kühl, regelrecht ablehnend und spöttisch. Zum ersten Mal in ihrem Leben erfuhr Leah, wie es sich anfühlte, abgelehnt zu werden. Ein Mann, der sie nicht mit gierigen Blicken taxierte und hofierte? Wut, verletzte Eitelkeit und Trotz – das waren nur einige Gefühlswirren, die Leah durch diese Erfahrung durchlebte.
    Kampfeslust stieg in ihr auf.
    Jeden könnte sie an diesem Abend haben. Und es gab eine Menge schöner, anziehender Männer. Doch sie begehrte nur diesen einen. Wollte ihn haben, um jeden Preis. Und sie würde ihn erobern.
    Das Atelier, in dem die Party stattfand, war elegant. Ein langer Raum mit glänzend schwarzem Granitboden und schneeweißen Wänden, geschmückt mit allerhand Kunstwerken und Gold gerahmten Spiegeln. Geschmeidig schob sie sich vom Hocker und betrachtete sich in einem der Spiegel.
    Das cremefarbene Kleid umschmeichelte ihre Knie, betonte vorteilhaft jede ihrer Rundungen. Das honigfarbene Haar trug sie hochgesteckt, ihr Nacken bog sich anmutig in einem zarten Bogen, ihre Lippen leuchteten tiefrot. Sie stellte ihr Glas ab und schlängelte sich zwischen den anderen Gästen hindurch näher an Dominik heran. Sehr nah. Bis sie seinen Atem fast spüren konnte.
    Es entsprach keineswegs ihrem Naturell, Männern hinterherzulaufen, mochten sie auch noch so attraktiv sein. Im Gegenteil. Sie hatte es ganz und gar nicht nötig, sich irgendwem aufzudrängen.
    Sie, die bisher jeden Mann, der auch nur den Anschein erweckte, an mehr als einem amourösen Abenteuer interessiert zu sein, von sich gestoßen hatte. Deren Sehnsucht nach Fremdheit stets stärker gewesen war als tiefe Gefühle und Vertrautheit.
    Fremdheit hatte sie schon immer gereizt, ihr stets das Gefühl von prickelnder Lebendigkeit und betörendem Rausch gegeben. Vertrautheit hatte sie hingegen stets gelangweilt, hatte ihre Emotionen abstumpfen, ja sogar absterben lassen.
    Fremd macht scharf, Nicht-Fremd macht nicht scharf, so lautete das Gesetz. Ihr Gesetz! So einfach war das gewesen.
    Länger als ein paar Monate hatte sie keinen Mann an ihrer Seite geduldet. Sie hatte Männer stets als so etwas wie Nahrung betrachtet – war sie dann endlich satt und hatte ausreichend von deren Haut und Lippen gekostet, verloren sie ihren Reiz. Zu viel Nähe bedeutete Stillstand. Und Stillstand war so öde wie jeden Tag Regenwetter.
    Stattdessen wollte Leah frei sein, wollte spielen. Amourös spielen. Ohne sich dabei binden zu müssen.
    Dass dieser Mann ihr Interesse so stark weckte, hätte sie eigentlich warnen müssen. Für dafür zuständige Warnsignale jedoch war sie zu dem Zeitpunkt blind und taub. Mit jeder Faser ihres Körpers saugte sie seine Nähe auf. Ihre Spannung stieg.
    Lasziv lächelnd hob sie eine Hand, um sie auf seine Schulter zu legen, wie sie es immer tat, wenn sie zu spielen begann, als er sich plötzlich zu ihr beugte.
    „Ich denke nicht im Traum daran, mich in die Reihe deiner Verehrer einzureihen.“ Seine Stimme klang kalt, abweisend.
    Leah wusste nicht, wie viel Zeit verging, ohne dass etwas geschah.
Dann lächelte sie kurz, straffte ihre Schultern und erwiderte: „Ich will nicht, dass du dich irgendwo einreihst, sondern dass du mich fickst, wie ich noch nie zuvor gefickt wurde. Traust du dir das zu? – Nicht? – Okay, dann habe ich mich wohl geirrt.“
    Noch ehe sie sich von ihm abwenden konnte, packte er sie am Arm. Seine überwältigende Nähe hing greifbar im Raum und trieb ein quälendes Prickeln in ihren Schoß. Die gefühlte Dominanz jagte tausend kleine Schauer über ihren Rücken. Endlich mal ein Mann, der sich ihr nicht winselnd vor die Füße warf.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, wisperte in sein Ohr: „Es gibt drei triftige Gründe, warum wir ES auf der Stelle tun sollten.“
    „So?“
    Beim tiefen Blick in seine unergründlichen Augen verzog sie ebenfalls keine Miene.
    „Ich höre.“
    „Erstens: Mein Mund ist wie
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