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Eisrose

Eisrose

Titel: Eisrose
Autoren: Astrid Martni
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innerhalb kürzester Zeit. Die Art und Weise, wie sie die Anwesenden begutachteten, sie förmlich mit ihren Augen auszogen und mental unauffällig auf Sklaventauglichkeit überprüften. Blicke, die sich ungeniert auf pralle Brüste und Hinterteile legten, die den jeweiligen Hüftschwung taxierten und sich in die zarte Halsbeuge anmutiger Frauen bohrten.
    Aber auch devote Gäste erkannte Leah sehr schnell. An ihrer Haltung, an der Art ihres Augenaufschlages, an ihrer Mimik und Gestik. Ein guter Sklave war nicht nur bereit, jeden Wunsch seines Herren oder seiner Herrin zu erfüllen, er tat dies zudem voller Hingabe  – bedingungslos. Unterwerfung ohne destruktiven Zwang, nichts geschah ohne Einverständnis während des bittersüßen Kampfes zwischen jenem Teil, der sofort bereit war, und dem, der erst noch unterworfen werden wollte.
    Eine tranceartige Musik ertönte, kündigte den offiziellen Beginn des Abends an. Leah schritt die Treppe hinab – eine Frau mit honigblondem, streng am Hinterkopf aufgestecktem Haar, einer stolzen Haltung und einem sehr eleganten Aussehen. Ihr vorn geschnürtes schwarzes Mieder lag eng um Brüste und Taille, bot jedoch keinerlei Einblicke. Dazu trug sie einen schmal geschnittenen, schwarzen Rock, der ihre Waden umspielte, und Stiefeletten mit hohen Bleistiftabsätzen.
    Ihre üppigen Lippen hatten einen fordernden Ausdruck und waren von einer weichen Lüsternheit und Fülle, die so manchem Mann den Atem raubte. Jedoch waren es die graublauen Augen, die ihr Porzellanteint-Gesicht dominierten. Sie verliehen ihr etwas Rätselhaftes und Geheimnisvolles.
    Sie lächelte links, grüßte rechts und mischte sich unter die zahlreichen Besucher, die mit Sektgläsern vor den Fotografien standen. Interessiert glitt sie durch die Menge, blieb vor einem Bild stehen, das sich von den anderen abhob. Ihr Blick saugte sich an dem Foto fest. Es stand auf einer Staffelei und zeigte eine nackte Frau auf Knien, den Oberkörper nach hinten gebogen, das Becken weit nach vorn geschoben. Das Foto war frontal aufgenommen worden, sodass der Betrachter der Frau genau zwischen die Schenkel schauen konnte. Das Gesicht war nicht zu sehen, denn der gestreckte Körper endete an der sanft gebogenen Kehle, der Kopf lag weit nach hinten hinabgebeugt hinter ihren Schultern versteckt. Das einzige Foto ohne Gesicht, es stach Leah eindringlich ins Auge. Wie ein schwarzes Schaf inmitten unzähliger weißer hing es hier und schien nicht so recht dazuzugehören.
    Und dennoch hatte es auf deutliche Weise seine Daseinsberechtigung, denn es bestand kein Zweifel, dass der Künstler sich etwas dabei gedacht hatte.
    Die Fotos waren allesamt von DomW, einem Meister seines Faches, dem es mit seinen Arbeiten gelungen war, die Abgründe von Sexualität, Fetisch, Leidenschaft und Sinnlichkeit einzufangen, ohne dabei in billige Klischees abzurutschen. Edel-erotisch waren seine Bilder, teilweise dramatisch-düster, in jedem Fall jedoch äußerst freizügig und S/M-lastig. In Sepia-Optik, in Schwarz-Weiß oder in allen Facetten der Graustufen gehalten. Groß, klein, quadratisch, rechteckig und sogar rund. Leah spürte der besonderen Stimmung nach, die von diesen Fotos ausging, bewunderte, wie schon am Abend zuvor, als die Galerie aufgebaut wurde, die Lebendigkeit, die ihnen innelag.
    Sie blieb vor der Aufnahme einer nackten Frau stehen, die sich nach hinten auf ihre Arme zurücklehnte, mit vollen Brüsten und deutlich hervorstehenden Brustwarzen, welche durch eine Kette und Brustklemmen miteinander verbunden waren. An der Kette zog eine kräftige männliche Hand. Man konnte förmlich nachspüren, wie sich der Druck der Brustklemmen dadurch verstärkte.
    Ihren Kopf hielt die Frau leicht in den Nacken gelegt, die Lippen wie zum stummen Schrei geöffnet. Ihr Blick schien sich in den des Betrachters zu bohren, mit einer Mischung aus purer Lust und Qual.
    Der Fokus aller Aufnahmen lag auf den jeweiligen Gesichtsausdrücken, die beim Spiel mit dem Lustschmerz entstanden waren. Und auch dann, wenn es sich nicht um Nahaufnahmen handelte, wurde der Blick eines jeden Betrachters augenblicklich dorthin gezogen, egal wie freizügig, erotisch, verrucht, interessant und dramatisch der Rest der jeweiligen Bilder war. Die Sprache der Gesichter in höchster Ekstase und Qual – darum ging es in erster Linie.
    Wie immer lagen die Räumlichkeiten des Clubs in gedämpftem Licht, lediglich die Fotografien wurden direkt angestrahlt.
    Leah trat über den glänzenden
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