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Eisrose

Eisrose

Titel: Eisrose
Autoren: Astrid Martni
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über die sanft schlummernde Frau, die flach atmete.
    Dann ein Griff zu Cathérines Laptop, der leise surrend hochfuhr, das Schreibprogramm öffnen und „ Ich kann und will so nicht weiterleben. Es tut mir leid. Cathérine“ per Tastatur auf den Monitor bannen. Alles lief perfekt nach Plan.
    Als die Wanne bis zum Rand mit Wasser gefüllt war, legte der nächtliche Besucher einen Arm um Cathérines Nacken, zog sie ein Stückchen hoch und hievte sie schließlich ganz aus dem Bett, was ohne Probleme gelang, denn sie war zierlich und leicht, obwohl ihr Körper kraftlos und schlaff herunterhing.
    Vorsichtig, ganz vorsichtig wurde sie ins Badewasser gelegt – sie durfte keine blauen Flecke davontragen.
    Schließlich wurde ihr Körper losgelassen, halb sitzend im Wasser positioniert, was kein Problem war, denn die Wanne war nicht besonders groß und die Füße stießen am unteren Beckenrand an.
    Eventuelle Reste des Chloroforms noch rasch aus dem Gesicht wischen, dann der Griff nach dem Rasiermesser - als finaler Akt. Es wurde in Cathérines schlaffe Hand gedrückt und öffnete erst die linke, dann die rechte Pulsader – scharf wie ein Skalpell glitt die Klinge senkrecht den Unterarm hinauf.
    Die Gestalt beugte sich nah über Cathérine, wollte zusehen, wie sie tiefer und tiefer wegdämmerte. Wie sich das Wasser rot zu färben begann. Schade, dass die Augen der ins Totenreich gleitenden Frau geschlossen waren. Zu schön wäre es gewesen, pures Entsetzen und Todesangst in den Tiefen ihres Blickes zu entdecken. Zu beobachten, wie sich der endgültige Schleier des Todes über die hellblaue Iris legte, sich der langsam verstehende Blick verdunkelte, immer mehr im Nichts versank, bis alles Leben daraus verschwunden war und nichts übrig blieb als eine starre Leere. Ein perfektes Motiv für ein Foto. Ein nicht alltäglicher Augenblick - für die Ewigkeit festgehalten. Die langen Haare wogten im Wasser, Arme und Beine ein wenig gespreizt, der Mund sanft geöffnet.
    „Ruhe friedlich, schöne Cathérine.“
    Und dann verschwand die Gestalt auf dem Weg, den sie gekommen war, eifrig bemüht, sämtliche Spuren, die eventuell entstanden waren, zu beseitigen.
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 1
     
    7 Jahre später
     
    Leah blickte sich um. Sie stand an der Brüstung der Galerie, deren Stufen hinab in den Saal führten, dem Herz des Clubs. Wie immer war es voll, fast jeder Platz war besetzt. Wo man auch hinschaute, überall war das Surren der Erregung deutlich spürbar.
    In der Mitte des Saales bewegten sich Besucher an provisorisch errichteten Trennwänden vorbei und betrachteten die Fotografien, die dort angebracht waren. Nahaufnahmen von Brüsten, durchstochen mit feinen Silberringen. Fotos von Männern in Leder, Ketten und Masken. Frauen in devoten Positionen, bekleidet mit einem Hauch von Nichts.
    Leah fuhr mit den Fingern über das kühle Metall der Brüstung, leerte ihren Weinkelch. Eine sinnliche Energie lag in der Luft, eine Magie, die im Verlauf des Abends anstieg. Der Club war ihr zweites Zuhause, ihr Sein, ihre Berufung. Als Mitbegründerin hatte sie von Beginn an ihr Herz hinein gelegt, Inventar und Ausstattung mit ausgesucht und entworfen. In letzter Zeit jedoch verspürte sie eine immer wiederkehrende innere Leere, ein dunkles Loch, das sie zu verschlingen drohte.
    An einer der beiden Bars stand ein attraktiver Mann, der sie schon seit geraumer Zeit nicht aus den Augen ließ. Er trug Jeans und T-Shirt, hatte eine sogenannte Surfer-Frisur und strahlend blaue Augen. Normalerweise wäre sie zu ihm gegangen, um mit ihm zu spielen – ihr ureigenes Spiel. Doch sie hatte keine Lust; war viel zu nervös und fahrig. Es gab nichts, was sie auch nur annähernd reizte.
    Das ging nun schon seit Wochen so, und sie schob es auf die Tatsache, dass ihr Vater den Club mit Fehlspekulationen nahe an den finanziellen Ruin getrieben hatte. Nur das konnte Ursache für ihre innere Leere und Rastlosigkeit sein.
    Von der Bar lächelte ihr der gut aussehende Mann nach wie vor lockend unterwürfig zu, doch sie reagierte nicht auf ihn.
    Stattdessen ließ sie ihre Blicke schweifen. Sie spürte sofort, welcher der anwesenden Gäste dominant oder aber devot war.
    Besonders schnell erkannte sie dominante Männer. Wie Götter wirkten sie, wenn sie den Club betraten und den Raum mit einer Aura hochkarätiger Sinnlichkeit ausfüllten. Hochgewachsene Männer in Designeranzügen oder abgewetzten Jeans – egal was sie auch trugen, Leah erkannte Doms
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