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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht
Autoren: Sandra Brown
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dem Bett lag, und war gerade dabei, ihn zu schließen, als Dutch ins Zimmer kam.
    Ohne jede Vorrede erklärte er: »Wenn das mit Amy nicht gewesen wäre, wären wir noch verheiratet.«
    Lilly senkte kopfschüttelnd den Blick. »Dutch, bitte, ich will nicht…«
    »Wir wären ewig zusammengeblieben.«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Ich weiß es.« Er nahm ihre Hände. In seinem heißen Griff fühlten sie sich eisig an. »Ich übernehme die volle Verantwortung für alles. Dass es mit uns nicht geklappt hat, war allein meine Schuld. Wenn ich anders reagiert hätte, hättest du mich nicht verlassen. Ich sehe das ein, Lilly. Ich habe begriffen, welche Fehler ich gemacht habe. Sie waren riesig. Und dumm. Ich gebe das zu. Aber bitte gib mir noch eine Chance. Bitte.«
    »Wir könnten nicht so tun, als wäre nichts passiert, Dutch. Wir sind nicht mehr die Menschen, die sich damals kennen gelernt haben. Begreifst du das nicht? Niemand kann ungeschehen machen, was geschehen ist. Es hat uns verändert.«
    Das war sein Stichwort. »Du hast Recht. Menschen ändern sich. Ich habe mich seit der Scheidung geändert. Indem ich hier hoch gezogen bin. Diesen Job angenommen habe. All das hat mir gut getan, Lilly. Mir ist klar, dass Cleary nicht mit Atlanta zu vergleichen ist, aber hier habe ich etwas, worauf ich aufbauen kann. Ein festes Fundament. Hier bin ich zu Hause, und die Menschen hier kennen mich und meine Leute. Sie mögen mich. Und sie respektieren mich.«
    »Das ist wunderbar, Dutch. Ich möchte, dass du hier Erfolg hast. Ich wünsche es dir aus vollem Herzen.«
    Sie wollte wirklich, dass er hier Erfolg hatte, und zwar nicht nur seinet-, sondern auch ihretwegen. Bis Dutch wieder als guter Polizist angesehen wurde und sich vor allem selbst so sah, würde sie nicht von ihm loskommen. Erst wenn er mit sich und seiner Arbeit wieder im Reinen war, würde er es auch ohne sie schaffen, neues Selbstbewusstsein aufzubauen. Cleary als kleine Gemeinde bot ihm die Möglichkeit dazu. Sie hoffte bei Gott, dass alles gut ausgehen würde.
    »Im Beruf und privat«, sprudelte es aus ihm heraus. »Überall habe ich neu angefangen. Aber all das ist bedeutungslos, wenn du mich verlässt.«
    Ehe sie es verhindern konnte, hatte er die Arme um sie gelegt und sie an seine Brust gezogen. Er murmelte ihr beschwörend ins Ohr: »Sag, dass du uns noch eine Chance gibst.« Dann versuchte er, sie zu küssen, doch sie drehte den Kopf zur Seite.
    »Lass mich los, Dutch.«
    »Hast du vergessen, wie gut wir zusammenpassen? Wenn du dich nur ein einziges Mal öffnen würdest, könnten wir wieder ganz von vorn anfangen. Wir könnten all die schlechten Zeiten vergessen und da weitermachen, wo wir früher waren. Damals konnten wir die Finger nicht voneinander lassen, weißt du noch?« Er versuchte sie wieder zu küssen, diesmal, indem er seine Lippen hartnäckig auf ihre presste.
    »Hör auf!« Sie schubste ihn weg.
    Er strauchelte einen Schritt zurück. Sein Atem hing schwer im Raum. »Ich darf dich nicht mal berühren.«
    Sie verschränkte die Arme vor dem Bauch, als wollte sie sich selbst umarmen. »Du bist nicht mehr mit mir verheiratet.«
    »Du wirst mir nie verzeihen, stimmt's?«, schnauzte er sie an. »Du hast die Sache mit Amy dazu benutzt, um dich von mir scheiden zu lassen, aber eigentlich ging es um was ganz anderes, stimmt's?«
    »Hör auf, Dutch. Fahr, bevor…«
    »Bevor es mit mir durchgeht?« Er feixte.
    »Bevor du dich lächerlich machst.«
    Sie ließ sich nicht von seinem hasserfüllten Blick einschüchtern. Unvermittelt drehte er sich um und stampfte aus dem Zimmer. Er schnappte sich den Umschlag auf dem Couchtisch und zog seinen Mantel und Hut von den Kleiderhaken neben der Tür. Ohne sie anzuziehen, knallte er die Tür so fest hinter sich zu, dass die Fensterscheiben klirrten. Sekunden später hörte sie, wie der Motor seines Broncos ansprang und der Schotter unter den übergroßen Reifen aufspritzte, dann war er davongerast.
    Sie setzte sich aufs Bett und ließ das Gesicht in die Hände sinken. Nachdem alles vorbei war, erkannte sie, dass sie nicht nur wütend und angewidert gewesen war, sondern dass sie auch Angst gehabt hatte.
    Dieser Dutch mit dem explosiven Temperament war nicht mehr der charmante Mann, den sie geheiratet hatte. Trotz seiner Behauptung, er habe ganz neu angefangen, wirkte er verzweifelt. Und diese Verzweiflung äußerte sich in beängstigenden, quecksilberschnellen Stimmungsumschwüngen.
    Sie schämte sich beinahe, so
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