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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht
Autoren: Sandra Brown
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weiteren Zentimeter anzuheben und die Ellbogen eine Millisekunde lang durchzustrecken, bevor sein Dad zupackte und die Hantel in die Halterung führte.
    Scotts Arme fielen kraftlos zu beiden Seiten herab. Die Schultern sackten auf die Bank zurück. Sein Brustkorb hob sich bebend, um Luft zu schöpfen. Sein ganzer Körper zitterte vor Erschöpfung.
    »Gut gemacht. Morgen versuchen wir sechs Durchgänge.« Wes reichte ihm ein Handtuch, wandte sich dann ab und ging zu seinem Büro, in dem das Telefon zu läuten begonnen hatte. »Geh duschen. Ich gehe kurz ans Telefon und schließe dann ab.«
    Scott hörte, wie sich sein Vater mit einem knappen »Hamer« meldete und dann in dem abweisenden Ton, in dem er immer mit Scotts Mutter sprach, fragte: »Was willst du, Dora?«
    Scott setzte sich auf und wischte mit dem Handtuch über sein Gesicht und seinen Kopf. Er war ausgelaugt, total am Ende. Er fürchtete sogar den Weg in die Umkleide. Nur die Aussicht auf eine heiße Dusche konnte ihn von der Bank locken.
    »Das war deine Mutter«, rief ihm Wes durch die offene Bürotür zu.
    Wes Hamers Büro war ein chaotischer Verschlag, in den sich nur die Tapfersten wagten. Auf dem Schreibtisch lag stapelweise Schriftverkehr, den Wes für reine Zeitverschwendung hielt und darum so lange wie möglich aufschob. Die Wände waren mit den Saisonkalendern der verschiedenen Teams tapeziert. Ein Zweimonatskalender war mit seinen handgeschriebenen Hieroglyphen bedeckt, die nur Wes allein entziffern konnte.
    Außerdem hing eine topografische Karte von Cleary und der Umgebung an der Wand. Darauf waren mit einem roten Marker seine liebsten Jagd und Fischgründe festgehalten. Auf den gerahmten Fotos der Footballteams aus den letzten drei Jahren stand Chefcoach Wes Hamer stolz in der Mitte der ersten Reihe.
    »Sie hat gesagt, es fängt an zu hageln«, erklärte er Scott. »Mach hin.«
    Der stechende Gestank in den Umkleideräumen der Turnhalle war Scott so vertraut, dass er ihn überhaupt nicht registrierte. Sein eigener Geruch vermischte sich mit dem Mief aus Knabenschweiß, schmutzigen Socken, Unterhosen und Suspensorien. Der Geruch war so durchdringend, dass er selbst in den Fugen zwischen den Fliesen in der Dusche zu sitzen schien.
    Scott drehte den Hahn unter einem Duschkopf auf. Als er sein Hemd über den Kopf zog, blickte er über die Schulter in den Spiegel und begutachtete mit angewidertem Stirnrunzeln die frisch ausgebrochene Akne auf seinem Rücken. Er trat unter die Dusche, drehte den Rücken in den Strahl und schrubbte dann rücksichtslos alles ab, was er mit seiner antibakteriellen Seife erreichen konnte.
    Er wusch sich gerade zwischen den Beinen, als sein Vater erschien und ihm ein Handtuch brachte. »Falls du dir keins mitgenommen hast.«
    »Danke.« Verlegen nahm er die Hände von seinem Geschlechtsteil und säuberte seine Achseln.
    Wes hängte das Handtuch über eine Stange vor der Duschkabine und deutete dann auf Scotts Hoden. »Du kommst ganz nach deinem alten Herrn«, sagte er leise lachend. »Dafür brauchst du dich nicht zu schämen.«
    Scott konnte es nicht ausstehen, wenn sich sein Vater bei ihm einschleimen wollte, indem er mit ihm über Sex sprach. Als wäre das ein Thema, das Scott mit ihm besprechen wollte. Als würde er die Anspielungen und das vielsagende Zwinkern genießen.
    »Du hast da unten mehr als genug zu bieten, um all deine Freundinnen glücklich zu machen.«
    »Dad.«
    »Hauptsache, du machst sie nicht allzu glücklich.« Wes' Lächeln veränderte sich. »Du wärst ein echter Fang für eins von diesen Landeiern, das es hier rausschaffen will. Die schrecken nicht davor zurück, einem Jungen was anzuhängen. Das trifft übrigens auf jede Frau zu, die mir je begegnet ist. Verlass dich bloß nicht darauf, dass das Mädchen verhütet.« Wes wedelte mit dem Zeigefinger, als wäre das eine ganz neue Lektion und keine, die Scott seit seiner Pubertät ständig zu hören bekam.
    Scott drehte das Wasser ab, griff nach dem Handtuch und schlang es schnell um seine Hüften. Er machte sich auf den Weg zur Umkleide, aber sein Vater war noch nicht fertig. Er packte Scotts nasse Schulter mit der Hand und drehte ihn wieder um. »Du hast noch jahrelange harte Arbeit vor dir, bevor du da bist, wo du hin willst. Ich will nicht, dass eine von diesen Kühen plötzlich schwanger wird und dir alles verpfuscht.«
    »Das wird nicht passieren.«
    »Pass gut auf, dass es nicht dazu kommt.« Dann schubste Wes ihn kumpelhaft in Richtung
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