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Eiskalter Sommer

Eiskalter Sommer

Titel: Eiskalter Sommer
Autoren: Wolf S. Dietrich
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noch ein Geschäft. Und nicht nur dort.“
    Evers nickte. „Wir werden sehen. Über Details werden wir ohnehin noch mit den Bankleuten sprechen müssen. Auch Behrendsen muss mitspielen. Und der ist ...“
    Die Tür flog auf und unterbrach ihn. „Moin, meine Herren. Mein Name ist Felix Dorn. Von den ...“
    Evers winkte ab. „Cuxhavener Nachrichten, ich weiß.“ Hinter Dorn drängten sich eine junge Frau und ein weiterer Mann gleichzeitig durch die Tür. Und die anderen sind auch schon da . Evers erkannte die Gesichter, nur die Namen fielen ihm nicht ein. Er verspürte wenig Neigung, jetzt mit Presseleuten zu sprechen. Aber ihm würde nichts anderes übrig bleiben. Er versuchte, einigermaßen verbindlich zu klingen. „Guten Morgen, meine Dame, meine Herren. Ich nehme an, dass Sie unseren Geschäftsführer sprechen möchten. Und sicher auch Herrn Behrendsen. Aber die beiden Herren sind noch nicht im Haus. Und ich kann Ihnen nur die Sichtweise der Belegschaft und des Betriebsrates darstellen. Und das auch nur ...“
    „Um so besser.“ Die junge Frau hatte bereits einen Notizblock in der Hand. „Sie sind doch der Betriebsratsvorsitzende Evers. Richtig?“
    Evers nickte. Und in diesem Augenblick fiel ihm ihr Name wieder ein. Anne Tiedjen hatte seinerzeit über die Gründung der Logistiksparte berichtet. „So ist es, Frau Tiedjen. Wenn Sie meine Version der aktuellen Lage hören wollen, folgen Sie mir bitte in mein Büro.“ Er winkte Rodriguez zu, der ihm durch Handzeichen bedeutete, dass er telefonieren würde. Wahrscheinlich würde er Brütt anrufen. Sollte doch der derzeitige Geschäftsführer die plötzliche Wendung bei der CuxFrisch erklären.
    Mit den drei Presseleuten im Schlepptau durchquerte Evers den Bürotrakt, in dem sich gerade die Sekretärin, der Assistent des Geschäftsführers und die Damen von der Buchhaltung auf den Arbeitstag vorbereiteten, indem sie Fenster öffneten, Computer starteten und Kaffeemaschinen füllten.
    In seinem kleinen Büro fanden er und die Journalisten gerade so viel Platz, dass die Besucher sich setzen konnten. Evers öffnete ein Fenster und blieb – an die Fensterbank gelehnt – stehen.
    Die junge Frau stellte sich als Redakteurin der Nordeee-Zeitung und ihren Kollegen als Mitarbeiter des Sonntagsjournals vor. Dann berichtete Evers auf ihre Fragen, wie er am Morgen im Radio von der drohenden Einstellung der Fischproduktion gehört hatte, wie die Belegschaft die Nachricht aufgenommen und ihrem Unmut Luft gemacht hatte. Diese Sachinformationen ergänzte er mit einigen Beispielen, um die Notlage zu illustrieren, in die einige Familien geraten würden, wenn der Betrieb geschlossen würde. Seine Vision von einer Fortführung der Firma in eigener Regie erwähnte er nicht. Sie erschien ihm noch viel zu vage und ihre Umsetzung allzu ungewiss.

    *

    Nachdem Marie Janssen die Post durchgesehen und E-Mails für das Fachkommissariat abgefragt hatte, bereitete sie die Kaffeemaschine vor und vertiefte sich in die Akte, die sie sich von Röverkamps Schreibtisch geangelt hatte. Die Rechtsmediziner hatten an dem Toten aus dem Hafenbecken keinerlei Hinweise auf Gewaltanwendung gefunden. Sie wiesen aber daraufhin, dass der Zustand der Leiche durch die lange Liegezeit im Wasser nur begrenzte Rückschlüsse auf Gewalteinwirkung zuließ, es sei denn es hätte sich um Stich- und Schussverletzungen gehandelt. Eine Verletzung der Schläfe konnte auch beim Sturz mit dem Pkw ins Hafenbecken entstanden sein.
    Marie fragte sich, ob ein Mensch, der sich vorgenommen hatte, seinem Leben auf diese Weise ein Ende zu setzen, in letzter Sekunde nicht doch versuchen würde, sich aus dem Wagen zu befreien. Vor ihrem inneren Auge sah sie einen Mann, der verzweifelt versuchte, aus dem sinkenden Auto zu entkommen.
    Das Klingeln des Telefons verscheuchte das Bild. Es war die Zentrale. Spaziergänger hatten den Fund einer männlichen Leiche hinter dem Dünenweg in der Nähe des Ringwalls am Ortsende von Duhnen gemeldet. Ein Streifenwagen war zur Fundstelle unterwegs. Wenn die Kollegen den Fund bestätigten, würden sie sich um den Fall kümmern müssen. Ob sie Röverkamp deswegen schon mal anrufen sollte? Vielleicht konnten sie sich gleich dort treffen. Oder sollte sie erst einmal allein hinausfahren? Die Einschätzung des Arztes zur Todesursache entgegennehmen und nötigenfalls die Kollegen vom Erkennungsdienst informieren konnte sie auch allein. Würde Konrad Röverkamp dankbar sein, wenn sie ihm die ersten
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