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EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

Titel: EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)
Autoren: Astrid Korten
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…“
    Mit einem Sprung war er bei ihr, packte mit beiden Händen ihre Schultern und schüttelte sie heftig.
    „Sei still, sonst vergesse ich mich. Du widerst mich an, du zänkisches Ding. Wundert es dich, dass ich mich nach anderen Frauen sehne, so hässlich, wie du bist? Ich verabscheue dich!“
    Plötzlich ließ er sie wieder los. Sie ohrfeigte ihn so stark, so ungebremst, so präzise, als hätte ihr Körper den Spielraum dieser Geste berechnet, damit sie sicher und heftig traf. Beide starrten einander an. Stille.
    „Ich bringe dir deinen Mantel“, sagte Xingqiú leise.
    „Nein, danke.“
    „Aber es ist zu kühl ohne Mantel.“
    „Ich gehe ja nicht spazieren.“
    „Stimmt. Du gehst ja zu deinen Huren!“
    „Richtig, ich mache, was mir Spaß macht.“
    „Sei doch nicht immer so aggressiv!“
    „Das bin ich nicht!“, schrie er sie an.
    „Doch! Warum würdest du mich sonst so anschreien?“
    Er japste vor Aufregung. „Ich schreie dich nicht an!“, brüllte er und verließ fluchtartig das Haus.
    Hún hatte sich in den letzten Jahren mit der Abkühlung seiner Ehe abgefunden. Er hatte Xingqiú einmal vor Jahren in einer schwachen Minute aufgefordert, ihn mit dem Gürtel auszupeitschen. Sie hatte ihn daraufhin mit weit aufgerissenen Augen angesehen, ihn wütend von sich gestoßen und „Fass mich nie wieder an!“ gefaucht. Seitdem schliefen sie in getrennten Schlafzimmern.
    Die Schwierigkeiten mit Xingqiú verheimlichte er seinem Vorgesetzten. Auch seine Mitarbeiter wähnten ihn in einer harmonischen Beziehung. Niemand wunderte sich darüber, dass er seine Abende lieber im Labor zwischen den Reagenzgläsern, seinen Mäusen und seinen Herzen verbrachte. Auch ahnte niemand etwas von seinen geheimen Treffen mit Charis Burgess, die ihm jeden Donnerstagabend auf ihrer Dschunke den Himmel auf Erden bereitete. Diese Obsession war vor fünf Monaten wie eine riesige Welle in seine Welt hineingeschwappt. Das Zufügen und Erleben von Schmerz, Macht oder Demütigung bereitete ihm einen qualvollen Genuss, den er brauchte, um sexuelle Befriedigung zu erlangen. Und Charis Burgess war eine Meisterin auf dem Gebiet. Aus Dankbarkeit hatte er ihr mehrmals Rebu 12 in kleinen Dosen verabreicht. Die Wirkung der Injektionen übertraf seine kühnsten Erwartungen und schmeichelte seinem Ego, weil seine Vermutung bestätigt wurde, dass Rebu 12 viel mehr konnte als sein Vorgänger. Charis’ Äußeres veränderte sich: Ihre Haut wurde prall und feinporig, ihr Körper geschmeidig. Sie wurde immer schöner, weicher und weiblicher. Ihr Anblick entfachte seine Begierde immer wieder aufs Neue, ihr Spiel wurde ihm zur Sucht. Er würde sie vermissen, sehr sogar. Ihr Praktikum bei Geno Laboratories Ltd. in Kowloon war zu Ende. Ob sie mich nach Deutschland begleiten wird, wenn ich sie darum bitte?, fragte er sich.
    Die Aussicht, seine Forschungen in Deutschland fortsetzen zu können, war ein willkommener Fluchthelfer aus seiner Ehe. Xingqiú würde der Kinder wegen in Hongkong bleiben, da war er sich sicher. Robert Faber beizubringen, dass seine Ehefrau ihn nicht begleiten würde, dürfte kein Problem sein. Sein Vorgesetzter war, soweit er das beurteilen konnte, ein attraktiver, humorvoller Mann. Er zeichnete sich durch Stärke und Intelligenz, oftmals auch durch Verständnis und Toleranz aus und bevorzugte es, in Harmonie mit anderen zu leben. Damit entsprach er einer Mischung der chinesischen Sternzeichen Drache und Pferd.
    Er besaß ein äußeres Erscheinungsbild, das Hún sich oft gewünscht hatte, besonders wenn er die Nacht mit Charis verbrachte. Faber hatte einen durchtrainierten Körper, muskulös und geschmeidig, den er mit Joggen in Form hielt. Er selbst war nur ein kleiner, mickriger Gnom in der Welt der Gutaussehenden, mit Nickelbrille und einem Schopf ungebändigter, unnatürlich schwarzer Haare. Gerade wieselte er im Labor zwischen den Labortischen herum, begutachtete die brodelnden Substanzen in den Reagenzgläsern und entsorgte zwei tote Mäuse.
    „Guten Abend, Dr. Hún Xìnrèn.“
    Hún drehte sich um und ging lächelnd auf seinen Chef zu.
    „Herr Faber! Das müssen Sie sich ansehen! Es ist überwältigend. Wir können es nicht glauben ...“
    „Ich habe Ihren Bericht gelesen“, sagte Faber. „Wie sonst auch gibt es vieles, was ich noch nicht verstehe.“
    Hún bot Robert Faber einen Stuhl an und setzte sich ebenfalls. Er beugte sich vor und sprach schnell und voller Selbstsicherheit.
    „Die In-vitro-Versuchsreihe
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