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EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

Titel: EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)
Autoren: Astrid Korten
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fest und fuhr sich mit der Hand über das gewellte braune, nach hinten gekämmte Haar.
    „Es ist gar nicht so schwer, Herr Faber. Wir verwandeln die DNA in einen Kristall. Das Molekül des Lebens ist darin fest gefangen und bereit für die Untersuchung. Es reflektiert die Strahlen und bildet ein Muster. Daraus können wir den Rückschluss ziehen, wie sich im Zellkern die DNA beim Altern verändert, das Erbgut Schaden nimmt und die Zelle schließlich stirbt. Der Körper hat aber auch die Fähigkeit, Schäden zu reparieren und dadurch das Altern zu verzögern.“
    Robert verstand.
    „Aus Bestandteilen der Nahrung und aus dem Sauerstoff, den wir einatmen, produzieren die Mitochondrien – das sind unsere Kraftzellen – Energie, die die Zelle zum Leben braucht“, fuhr Hastings fort. „Allerdings werden dabei auch aggressive Sauerstoffteilchen freigesetzt, sogenannte freie Radikale. Wenn sie auf die DNA treffen, dann wird sie beschädigt. Und diese allmähliche Zerstörung bewirkt, dass unser Körper altert. Es klingt paradox, aber tatsächlich zerlöchert der Sauerstoff unser Erbgut.“
    Robert lachte laut auf. „Habe ich schon mal gehört. Wir atmen uns zu Tode.“
    „Ja, und … wir essen uns zu Tode!“
    Robert hob fragend die Augenbrauen. „Das ist mir neu.“
    Hastings grinste. „Und bedauerlich. Ich erkläre es Ihnen.“
    Ruhig und gelassen veranschaulichte er seine Ausführungen, und Robert stellte fest, dass er mehr und mehr von den biochemischen Abläufen in den Bann geschlagen wurde.
    Dr. Hastings kritzelte ein chemisches Zeichen neben den DNA-Strang, dann nahm er einen Apfel aus seiner Aktentasche. „Wie aggressiv Sauerstoff ist, zeigt ein Biss in diesen Apfel. Schon nach wenigen Sekunden greift er die Zellen des Fruchtfleischs an. Der Apfel wird braun. Genau das passiert auch mit der DNA. Ganz ähnlich lässt der Sauerstoff auch die Körperzellen altern. Doch ohne Sauerstoff können wir nicht existieren. Entsprechend verhält es sich mit der Nahrung, die die Grundlage für die Bildung des schädlichen Sauerstoffs ist. Mit seiner Hilfe wird in der Zelle die Nahrung in Energie umgewandelt. Im Labor haben wir Mäuse genetisch so manipuliert, dass sie extrem dick wurden, auch dann, wenn wir ihnen nicht viel zu fressen gaben. Sie blieben dann nur kleiner.“ Hastings zeigte auf zwei Mäuse, die sich im Laborkäfig träge bewegten. „Diese genmanipulierten Mäuse wandeln ihre Nahrung – aus welchem Futter auch immer – bevorzugt in Fettgewebe um und besitzen kaum Muskeln.“
    Robert grinste. „Fast Food für Mäuse?“
    Jonathan Hastings lächelte. „So kann man das sagen. Dicke Mäuse werden nicht nur schneller krank als ihre dünneren Artgenossen, sondern sie altern auch schneller. Aus diesen Beobachtungen können wir folgenden Rückschluss ziehen: Zu viel Nahrung macht nicht nur dick, sondern sie verkürzt auch das Leben.“
    „Okay. Atmen und Essen schädigen also meine Genstärke.“
    „Ich stelle fest, Herr Faber, wir verstehen uns! Durch Verzicht erzwingen wir ein langes Leben.“
    Robert zwinkerte. „Und erkaufen uns ein langes Leben mit einer Nahrungsergänzungspille. Ein Milliardenmarkt!“
    Hastings’ Gesicht verfinsterte sich. „Aber ein Leben ohne den Gaumengenuss? Ohne mich! Es ist eben leider so, dass das, was uns am Leben hält, uns auch sterben lässt.“
    Robert lächelte. „Wie wär’s mit einem gemeinsamen Abendessen, Dr. Hastings?“
    Jeder kannte Jonathan Hastings’ Vorliebe für gutes Essen. Er warf den angebissenen Apfel in den Papierkorb und sagte: „Sehr gut!“
    Der Regen hatte ein wenig nachgelassen, und Robert betrat die Terrasse. Sein Blick streifte die Skyline des Central District, den die Chinesen Choong Wan nannten und der Hongkongs Finanzwelt repräsentierte.
    Er fragte sich, warum Hastings ihn so detailliert über Stammzellen und DNA-Strukturen aufgeklärt und den nicht vollständig geklärten Mechanismus asymmetrischer Zellteilung veranschaulicht hatte. Das unentwegt von den Blättern tropfende Regenwasser klang wie Musik, und die Heftigkeit des langsam abziehenden Sturms zitterte schimmernd in der Luft nach. Nebel krochen über den Boden, dampfende Finger, die Lichterketten und Wolkenkratzer in geheimnisvolle Schemen verwandelten. Plötzlich erinnerte ihn das Geräusch des prasselnden Regens an die brodelnden Flüssigkeiten in den Reagenzgläsern, die säuberlich aufgereiht die Stahltische von Hún Xìnrèns Labor zierten.
    Robert ging wieder hinein,
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