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EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

Titel: EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)
Autoren: Astrid Korten
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Gewitter erlebt zu haben. Sein Herz klopfte in angenehmer Erregung, denn er liebte den Teufelswind, wie die Hongkong-Chinesen ihre kleineren Taifune nannten. Er stand auf, trat ans Fenster und schob die Jalousie nach oben, um sich das Schauspiel anzusehen.
    Der wütende Donner über Victoria Harbour weckte Erinnerungen an seinen ersten Tag in Hongkong. Bei der Ankunft vor zwei Wochen war es heiß gewesen, die Luft feucht und voll von fremden Gerüchen, dann plötzlich war ein Wind aufgekommen – und mit ihm ein Gewitter.
    Der Regen hatte ihn völlig durchnässt, und als er das Foyer der Hongkonger Niederlassung der Faber Pharma Ltd. betrat, hielt ihn die Empfangsdame für einen Schutzsuchenden. Als er jedoch seinen Namen nannte, kam die junge Frau lächelnd auf ihn zu und führte ihn zum Fahrstuhl. Ihr schwarzes Haar, ihre Mandelaugen und ihre golden schimmernde Haut hatte er längst bemerkt, nun nahm er auch Notiz von ihren makellosen Beinen. Flüchtig fragte er sich, wie sie wohl im Bett sein mochte.
    Faber lächelte. Heute wusste er es. Zwei Tage nach seiner Ankunft war die Kantonesin Dr. Yàn Meí seine Geliebte geworden. Sie war seine Sonne am Tag und seine Entspannung in der Nacht, zudem keine Empfangsdame, sondern die Assistentin von Dr. Hún Xìnrèn, dem Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung, den jeder im Unternehmen nur Dr. Hún nannte. Sie hatte sich zufällig am Empfang aufgehalten.
    Lächelnd blickte er zum Bett hinüber, wo Yàn Meí friedlich schlief.
    Er war nach Hongkong gereist, um mit Dr. Hún Xìnrèn die Verlegung der Forschungslaboratorien von Hongkong nach Deutschland zu diskutieren. Sein Vater hatte bereits kurz vor seinem Tod ähnliche Pläne geäußert. Nach der Entdeckung des Herzmedikaments CorPlus, das den innovativen Wirkstoff „Rebu 11“ enthielt, war Faber-Pharma mehrmals mit Betriebsspionage konfrontiert worden. Jemand hatte versucht, Unterlagen zu stehlen und den Wirkstoff zu kopieren. Hongkong galt als Hochburg der Produktpiraterie, und wenn man nicht alles unter Verschluss hielt, wurde ein Geheimnis sehr schnell gelüftet.
    Mit ihrem Engagement im Bereich Forschung und Entwicklung zählte Faber-Pharma heute zu den Besten der Branche. Sie hatten durch Hún Xìnrèn und seinen hochqualifizierten, aus Massachusetts stammenden Kollegen Dr. Jonathan Hastings ihre Pharmaexpertise ständig weiter ausgebaut und das Wissen über Krankheiten, die den Medizinern noch immer Rätsel aufgaben, erweitert. Für diesen Bereich der Forschung war die Biotechnologie heutzutage unverzichtbar. Sie half, Wirkorte und Wirkmechanismen von Arzneimitteln besser zu verstehen und die Entwicklung vielversprechender Therapien zu beschleunigen.
    In den letzten Jahren hatte Faber-Pharma mehrere neuartige Medikamente eingeführt, darunter Präparate zur Behandlung von Schizophrenie, Osteoporose, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Forschungsabteilung in Hongkong war Robert Fabers ganzer Stolz, besonders nachdem Hún Xìnrèn im vergangenen Jahr mit dem Inventor of the Year Award ausgezeichnet worden war. Diese Ehre war ihm für die Entdeckung des Herztherapeutikums Rebu 11 zuteilgeworden.
    Deutschland investierte wieder mehr in Forschung und Entwicklung, und auch in den Bereich Gesundheit flossen Milliarden an Forschungsgeldern. Auch deshalb hatte Faber Hún Xìnrèn und Jonathan Hastings überreden wollen, mit ihren Familien nach Deutschland umzusiedeln, zumal Faber-Pharma mit ihrer Hilfe die Erforschung von genetisch bedingten Defekten ausbauen wollte.
    Jonathan Hastings hatte sofort zugestimmt. Er war genau vor drei Monaten und drei Tagen von seiner Ehefrau Samantha geschieden worden. Hinter ihm lag eine kinderlose zwölfjährige Ehe, die am Ende aussichtslos geworden war. Kein Wunder, dass er sich sofort mit einer Übersiedlung nach Deutschland einverstanden erklärt hatte.
    Hún Xìnrèn hatte um Bedenkzeit gebeten, und Robert gewährte sie ihm. Der Name passte zu dem fünfzigjährigen Forscher und seiner Arbeit, fand er. Hún Xìnrèn bedeutete so viel wie „Mann des Herzens“ oder „guter Mann der Familie Hún“. Hún Xìnrèn war ein freundlicher und liebenswerter Mensch.
    Seit zwei Wochen wartete Robert nun auf eine Antwort. Er hatte diese Zeit genutzt, um Vorbereitungen zur Umstrukturierung der Niederlassung zu treffen, die eines Tages als reine Vertriebsgesellschaft fungieren sollte. Das bedeutete aber, dass die Niederlassung über keine Research & Development-Abteilung mehr
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