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Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung
Autoren: Linda Howard
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außerdem hatte sie in Wilson Creek sowieso noch nie irgendwelche Bankgeschäfte erledigt. Das erste und einzige Bankkonto, das sie je eröffnet hatte, war in Portland. Ob den beiden klar war, dass sie hier kaum ein Bankkonto hatte, wenn sie doch in Portland wohnte? Mit dem Mut der Verzweiflung wagte sie sich weiter: »Er wird für uns aufmachen. Wir können gleich losfahren.«
    Niki ließ sich den Vorschlag durch den Kopf gehen, ihr Schädel neigte sich zur Seite, und ihr wilder, geweiteter Blick fixierte Lolly, doch nach ein paar Sekunden schüttelte sie den Kopf. »Nein, da würde er argwöhnisch werden. Wir warten bis morgen.«
    Lollys Herz krampfte sich zusammen wie ihr Magen. Sie spürte, dass es in ihrer Brust wie wild schlug. Das Eis kam. Am nächsten Morgen würden sie es nie und nimmer den Berg hinunterschaffen. Die Straße wäre eine einzige Eisplatte, und dann säße sie mit den beiden im Haus fest. Sie hörte etwas. Es klang wie Eisregen, der an die Fensterscheibe prasselte; vielleicht war es ja schon zu spät.
    Niki bedeutete Lolly mit der Waffe, weiterzugehen. Lolly kam der schweigenden Anweisung nach; sie verließ die Küche und durchquerte das Esszimmer, Niki direkt hinter ihr. Als sie das Wohnzimmer erreichten, sah Lolly, dass der Inhalt ihrer Tasche über Couch und Boden verstreut war. Ihr Schlüsselring – mit dem Schlüssel für den Mercedes zwischen dem für das Haus und dem für ihre Wohnungstür – lag zwischen zwei Kissen. Wenn sie bis zu ihrem Mercedes käme, würde sie das Risiko eingehen und trotz des Glatteises fahren. Selbst wenn sie über den Abhang schlitterte, wäre das immer noch besser, als mit den beiden hier festzusitzen. Sie brauchte diese Schlüssel …
    Niki schubste Lolly in Richtung Treppe. »Weiter«, kommandierte sie und stieß der jungen Frau den Lauf der Pistole in den Rücken. Lolly ging langsam die Stufen hinauf, ihr zitterten die Knie so sehr, dass sie damit rechnete, jeden Moment zu stürzen. Niki führte sie in das Zimmer neben der Treppe – es war Lollys. »Irgendwelche Waffen im Haus?«, fragte Niki barsch, während sie das Licht einschaltete und sich in dem ordentlichen, spärlich möblierten Raum umsah. »Und lüg nicht, wenn du nämlich Nein sagst und wir finden welche, dann schieß ich dir eine Ladung ins Gesicht. Verstanden?«
    »Nein, keine Waffen«, sagte Lolly. Ihre Stimme gehorchte ihr nicht mehr, ihre Worte waren kaum noch zu verstehen.
    Niki zog sämtliche Schubladen auf, warf einen flüchtigen Blick auf den Inhalt des Wandschranks und war zufrieden. Hier gab es nicht viel, und somit machte die Durchsuchung auch keine sonderliche Mühe. In der obersten Schublade der Kommode lag Lollys Unterwäsche; einige Schlafshirts und saubere Kleidungsstücke zum Wechseln hingen im Wandschrank. Niki schaute aus dem Fenster und registrierte die Entfernung zwischen Fenster und Boden mit Befriedigung: ein Stockwerk. Lolly schaute auch, allerdings ans Fenster. War das ein Eisfilm, der sich da an der Scheibe bildete?
    Niki durchquerte das Zimmer, und Lolly ging ihr aus dem Weg. »Ich werde diese Tür von unten im Auge behalten«, knurrte sie. »Und wenn sie auch nur einen Tick aufgeht, dann schicke ich Darwin zu dir herauf, der besorgt es dir dann.« Sie warf einen kurzen Blick auf den Türknauf und lächelte. »Und glaub bloß nicht, dass dieses windige Schloss dir was bringt – nicht wenn wir die Schlüssel haben.« Sie deutete auf die Pistole in ihrer Hand und nahm imaginär das Schloss ins Visier, wobei sie ein Schießgeräusch machte; dann grinste sie.
    Der Anblick der fauligen Zähne ließ Lolly erschaudern, aber plötzlich machte in ihrem Gehirn etwas klick , etwas das sie gehört oder gelesen hatte, und ihr wurde klar, auf was für einer Droge die beiden waren.
    Methamphetamin, kurz Meth oder auch Eis genannt – und ebenso tödlich wie das draußen.

3
     
    Benommen hörte Lolly Nikis Schritte, als die Frau die Treppe hinunterging. Stimmen drangen vom Wohnzimmer herauf, zuerst ärgerlich, dann entspannter. Darwin lachte. Eine Welle des Erschauderns fuhr ihr den Rücken hinunter, das Signal dafür, dass ihr Gehirn ihrem Körper nun wieder gestatten konnte, etwas zu empfinden, denn sie fühlte sich mit einem Mal wie ein einziger riesiger Schmerz von Kopf bis Fuß.
    Sie zitterte nun stärker, ihr schwindelte vor Übelkeit. Schulter und Seite taten ihr von dem Stoß gegen den Treppenpfosten weh, ihre Kopfhaut schmerzte, und ihre rechte Wange pochte von dem harten
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