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EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller
Autoren: Astrid Korten
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Frauen mit langen blonden Haaren.
    Die letzte Schublade war mit der Regionalseite der Sonntagsausgabe der Münchner Abendzeitung vom 3. Mai 1981 ausgelegt. Auf ihr lag eine Hand aus Porzellan. Er nahm sie heraus. Die Titelseite ließ auf einen Tag schließen, an dem kaum etwas passiert war: ein Foto, auf dem der Bürgermeister ein neues Schulgebäude einweihte, eine junge Mutter, die von ihrem Kampf um einen Kindergartenplatz berichtete. Harmlose Artikel.
    Der 3. Mai 1981 war Annas Geburtstag. Unter der Zeitung lag ein Foto von einer jungen Frau, die einen kleinen Jungen an der Hand hielt. Er drehte das Foto um. Auf der Rückseite stand in kindlicher Handschrift: Mama und ich vor der Blockhütte.
    Die Frau war die Mutter von Nicolas Corelli und sah Katharina und Anna zum Verwechseln ähnlich.
    Plötzlich vernahm van Cleef ein Geräusch.
    Mit einem Tritt stieß er die Tür auf. Aus dem Keller des alten Hauses hörte er einen einzelnen Schrei, dann wieder Stille. Sein Herz raste, ihm trat der Schweiß aus den Poren.
    „Verdammt!“
    Der Klang des Entsetzens in seiner Stimme ängstigte ihn nur noch mehr. Er musste sich zusammenreißen, denn er war der Panik nahe. Der Lichtschalter ließ sich nicht betätigen. Die Sicherung war durchgebrannt, und er blickte in tiefste Finsternis.
    Er bewegte sich Stufe für Stufe die Kellertreppe hinunter. Es wird schon gehen, dachte er. Es war nur dunkel, weiter nichts, nur die Abwesenheit von Licht. Ich schaffe es, nur vorsichtig und langsam bewegen.
    Wie auf Eis tastete er sich durch den dunklen Raum, vorbei an einem Beistelltisch. Es war so dunkel, dass selbst die Finsternis ihn noch geblendet hätte.
    Er stieß mit den ausgestreckten Händen an eine Wand, und etwas bröselte hinunter.
    War nicht eben ein scharfer Gegenstand an ihm vorbeigezischt?
    Etwas fiel klirrend zu Boden.
    Stille, dann ein leises Stöhnen, das er hinter der vor ihm liegenden Wand ortete. Er ging weiter und strich an der Wand entlang. Als seine Hand ins Leere griff, fuhr er zurück, als fürchtete er, dass Dämonen aus der Finsternis kriechen würden. Doch er hatte nur eine weitere Tür erreicht.
    Er atmete hastig. Seine Hände spürten kalte Fliesen, bis er endlich einen Lichtschalter ertastete.
    Niemals würde er Mathilda erzählen, was seine Augen jetzt sahen, nachdem sie sich an das grelle Licht gewöhnt hatten.
    ***
    Jakob zog seinen Jogginganzug an und verließ die Blockhütte. Er atmete tief die zu dichtem Nebel kondensierte kalte Winterluft ein, bevor er achtlos an der an die Bank gefesselten Leiche vorbei zum Schuppen ging; erst als er vom Joggen zurückkam, schenkte er der Toten einen Blick.
    Der kopflose Körper saß kerzengerade auf der Bank, starr zum Weiher gerichtet. Auf ihre Schultern waren die beiden Hirnhälften drapiert. Die linke Hand umfasste den rechten Handstumpf.
    „Du sitzt auf der Bank, auf der schon so viele saßen, Sofia“, sagte er. „Was für ein Mädchen bist du eigentlich? Sitzt stumm wie ein Fisch. Du wusstest gar nicht, was Liebe ist. Ich bin die Liebe und die Sehnsucht, und ich war liebevoll zu dir, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, damals, als der Himmel so blau war und die Vögel mich zu dir führten.“ In seinem Gesicht zuckte es. „Gib mir eine Antwort! Habe ich dich nicht vollkommen glücklich gemacht? Nein?“
    Er warf ihr einen verächtlichen Blick zu und ging wieder hinein. Plötzlich hörte er draußen ein fremdes Geräusch und warf den Kopf herum. Und da wusste er: In wenigen Minuten würde er wieder ein kleiner Junge sein. In wenigen Minuten würde ein blonder Engel ihn in seine Arme schließen und ihn anlächeln und ihm übers Haar streichen.
    Er öffnete die Tür.
    ***
    Zögernd ging die Sonne am dunstigen Februarhimmel unter, im Westen blitzten noch einmal Lichtstrahlen am Horizont auf. Die Seeoberfläche glänzte schiefergrau, durchkreuzt von einigen Streifen Magenta. Van Cleef verharrte eine Weile unschlüssig am Ufer.
    Seine Kollegen waren bereits unterwegs, weitere Beamte durchsuchten das Schwabinger Appartement von Nicolas Giacomo Corelli, die Spurensicherung sammelte wichtiges Beweismaterial in seinem ehemaligen Haus.
    Van Cleef sah, wie sich die zwei Sonnenuntergänge im Spiegel des Weihers aufeinander zubewegten, und folgte dem Uferverlauf in Richtung Süden.
    Er näherte sich vorsichtig, sein Herz hämmerte wie wild. Er sah eine Bank vor einem verrotteten Schuppen und den nackten Körper einer … Er stutzte. Nur die Brüste und der
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