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EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller
Autoren: Astrid Korten
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erfüllt.
    Die Nachmittagssonne fiel durch das Fenster und tauchte das Bett in ein klares Februarlicht. Anna schlief. Über ihr hing ein Infusionsbeutel.
    Lange Zeit sprachen die beiden Männer kein Wort. Van Cleef beugte sich vor und gab Anna einen Kuss auf die Stirn. Dann stand er auf und erwiderte Max’ Blick. „Pass gut auf sie auf.“
    Seit er mit Mathilda befreundet war, duzten sie sich.
    „Ja, das werde ich.“
    „Ich werde dich beim Wort nehmen“, sagte van Cleef und verließ das Zimmer.
    Max setzte sich auf den frei gewordenen Stuhl und nahm ihre Hand. Ehrfürchtig hob er sie an seine Lippen. „Ja, ganz bestimmt“, wiederholte er leise.
    Wenn Benedikt van Cleef nicht gewesen wäre … Er wollte nicht daran denken. Anna hatte ihr Leben nur der Hartnäckigkeit dieses Mannes zu verdanken.
    Sie erwachte und öffnete die Augen.
    „Hallo, Liebes“, sagte er zärtlich.
    „Ich bin eingeschlafen, einfach so. Benedikt hat mich besucht. Oje, und ich bin eingeschlafen.“
    „Er wird es dir nicht übelnehmen.“
    „Man schläft nicht im Beisein eines Mannes ein!“
    „Da meldet sich wieder dein Gewissen zu Wort. Wie ich sehe, geht es dir schon viel besser. Das ist gut.“
    „Ja, es geht mir gut.“ Zärtlich blickte sie ihm in die Augen. „Ich bin so erleichtert, dass er Katharina nicht getötet hat. Ich hätte mit dem Gedanken nicht leben können, einen Mörder als Vater zu haben.“
    „Ich weiß.“
    „Es ist seltsam, mir kam vorhin etwas in den Sinn. Mama, Katharina und ich haben schon damals nach seinem Verschwinden geahnt, dass er nicht mehr lebt. Warum wäre Mama sonst wohl im Haus seines Vaters geblieben? Wir sind einfach davon ausgegangen, dass er tot ist. Deshalb habe ich niemals den abstrusen Gedankengängen der Polizei folgen können ... Ach, Max, ich liebe dich!“
    Alles in ihm schwoll an und wurde hell wie die Sonne. „Wir …“
    „Du hältst dich jetzt zurück, bis ich fertig bin“, fuhr sie dazwischen. Sie seufzte und wartete, bis sie sich sicher war, ruhig sprechen zu können. „Was ich sagen möchte, ist, dass ich alles Glück in den vergangenen Jahren dir verdanke. Du hast unendliche Geduld mit mir gehabt. Es ist vorbei, Max. Endlich vorbei. Endlich können wir ein neues Leben beginnen.“
    „Ich werde dich glücklich machen.“
    „Das solltest du auch.“ Sie schlang ihre Arme um ihn und küsste ihn.
    ***
    Niemand sonst war auf dem Friedhof. Er blieb vor einem Grab mit einem schlichten grauen Grabstein stehen. Katharina Wendel stand darauf.
    Die letzten Wochen waren für Severin voller Qualen gewesen. Er hatte zu Protokoll gegeben, dass er von alldem weder etwas gewusst noch geahnt hatte. Sein Adoptivvater war stets ein fürsorglicher Mann gewesen, auch nach dem Tod seiner Mutter. Doch seit er in Brasilien lebte, hatten sie sich nur selten gesehen. Sharon mochte ihn nicht besonders; er hatte sie beide nur ein einziges Mal in den Staaten besucht.
    Eine Erinnerung aus seiner Kindheit war in diesen Tagen allgegenwärtig; er hatte seinen Adoptivvater einmal im Badezimmer dabei ertappt, dass er ein mit Blut verschmiertes blaues Tuch vor ihm versteckte. Mehr hatte er nicht zu Protokoll geben können.
    Die Sensationspresse spielte weiterhin genüsslich auf der Horrororgel, allerdings quälten ihn der Klatsch, die versteckten Andeutungen oder bewussten Kränkungen weit weniger, als er sich selbst quälte.
    Heute Abend würde er in die Staaten zurückkehren.
    „Ich habe nichts getan, um deinen Tod zu verhindern, Katharina. Ich habe es nicht einmal versucht. Und das, was mich später in meinen Träumen verfolgte, habe ich ignoriert und verdrängt; was mich hätte stutzig werden lassen sollen, habe ich übersehen. Doch ich war rechtzeitig hier, um Anna vor dem Schlimmsten zu bewahren. Er ist tot, Katharina. Verzeih mir, dass ich bei dir versagt habe“, sagte er mit gebrochener Stimme und legte einen Strauß blauer Veilchen auf das Grab. „In den Staaten gibt es jemanden, der auf mich wartet. Ich glaube, du hättest sie gemocht.“
    Es gab für ihn einen neuen Anfang, und der hatte einen Namen: Sharon. Sie erwartete ihn sehnsüchtig. Er würde jede Sommersprosse in ihrem schmalen Gesicht küssen, ihr kurzes dunkelbraunes Haar streicheln und ihr sagen, wie dankbar er für ihre Liebe war.
    Als er den Friedhof verließ, hörte er das sanfte Rascheln der Birkenblätter und lächelte.
    ***
    Jörg Kreiler hielt vor dem ehemaligen Haus von Katharinas Eltern und stellte den Motor ab, blieb aber
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