Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eiskalte Angst

Eiskalte Angst

Titel: Eiskalte Angst
Autoren: Vanessa Farmer
Vom Netzwerk:
gestorben.« Die Stimme klang mitfühlend und eindringlich. Das Gesicht war ein Schatten, denn die Taschenlampe war noch immer gegen April gerichtet - nun gegen ihren Pullover. Die Wolle war mit Schnee überzogen.
    »Sie hatten einen schlimmen Autounfall.«
    April war sich nicht sicher, aber seine Stimme hörte sich ... lächelnd an.
    »Gut, dass ich rechtzeitig hier war. Ich war gezwungen, ihrem tragischen Unfall von dort oben ...« Er machte eine fahrige Bewegung über Aprils Kopf hinweg. »zu beobachten.«
    »Sind Sie ein Engel?« April war nie besonders religiös gewesen, nun allerdings suchte ihre Rationalität nach Antworten.
    »Es spielt keine Rolle, wer ich bin. Zumindest bin ich kein Engel.« Und nach einer kleinen Pause »Nein - ein Engel bin ich wirklich nicht.« Die Stimme hatte einen rauen Unterton angenommen. »Die Hauptsache ist, Sie sind in der Lage, die letzten paar Kilometer zu Fuß zum Dorf zu gehen. Leider kann ich Sie nicht mitnehmen. Ich bin zu Fuß unterwegs und es ist besser, wenn man uns nicht gemeinsam sieht.«
    »Was haben Sie mit mir gemacht?«, fragte April und wieder traten Tränen in ihre Augen. Er hatte sie ... geheilt !
    Und eben das durfte - konnte nicht sein!
    Vermutlich würde sie gleich erwachen und grausige Schmerzen würden ihren Körper schütteln. Sie würde ihre Qual in den Schnee kreischen und an Unterkühlung sterben. Adrenalin und Serotonine hatten sie betäubt und sorgten dafür, dass der Übergang vom Leben zum Tod angstfrei verlief.
    Der Wächter zur Zwischenwelt beugte sich so nahe über sie, dass sie seinen Atem an ihrer Wange fühlte. »Fürchten Sie sich nicht, junge Frau ... Es wird alles gut.« Erst jetzt erkannte April, dass der -
    ja, wer?
    Mann! - ein hartes Englisch mit deutschem Akzent sprach. Das wäre nicht notwendig gewesen, denn April hatte vier Jahre Deutsch studiert und beherrschte diese schwierige und manchmal frustrierend feinsinnige und deshalb für einen Amerikaner unpräzise wirkende Sprache leidlich.
    »Sie dürften jetzt in der Lage sein, den Rest des Weges zurückzulegen. Darf ich Ihnen noch aufhelfen? Sie sollten die Feuchtigkeit und Kälte nicht unterschätzen. Übrigens ... man kann den Unfallort von der Straße aus nicht besonders gut einsehen. Der Schnee bedeckt alles. Vielleicht winken Sie ein vorüberkommendes Auto heran ... was immer Sie auch tun wollen, alles ist besser, als weiterhin hier in der Kälte zu hocken.«
    Dass alles war total verrückt! April wusste, dass sie sich alle Knochen gebrochen hatte, dass sie schwere innere Verletzungen davongetragen hatte, und dieser Mann redete von irgendwelchen unerheblichen Frostbeulen, die sie sich zuziehen konnte. Nun - zumindest derzeit schien dies derzeit das Schlimmste zu sein, was ihr widerfahren konnte. Zwar war ihr nicht wirklich kalt, lediglich ihre Kleidung war nass, aber das konnte sich schnell ändern.
    Sie tastete nach ihrem Kopf, dorthin, wo die Pralinenschachtel sie getroffen hatte. Ihr Haar war etwas verkrustet, Schmerzen hatte sie allerdings nicht. Nicht einmal eine Beule zeugte von der Einkaufstüte, die zu einem Geschoss geworden war. Es gab keinen Zweifel: Sie fühlte sich gesund und völlig unverletzt!
    »Wer sind Sie wirklich?«, wiederholte April ihre Frage.
    Der Mann erhob sich und reichte April seine Hand. »Kommen Sie hoch ...«
    April griff die Finger des geheimnisvollen Mannes. Der Körperkontakt mit diesem Mann war angenehm und es kribbelte in ihrer Hand. Es war, als kehre man nach einer langen Reise nach Hause zurück und April konnte sich nicht erinnern, wann sie sich zuletzt so wohl gefühlt hatte. Sie konnte sich erheben, ohne vor Schmerzen zu brüllen. Da war lediglich dieser feine Muskelkater ...
    »Hören Sie ...« April hielt den Mann am Arm fest, als dieser sich wegdrehte. Wieder durchfuhr sie ein Kribbeln und diesmal strömte es durch ihren Arm bis hin zu ihrem Herzen. »Wie haben Sie das gemacht?«
    Geschickt platzierte der Mann den Kegel der Taschenlampe so, dass sein Gesicht im Dunkeln blieb. »Ich wünsche Ihnen alles Gute, Amerikanerin.«
    »April Wine«, stolperte es ihr über die Lippen.
    »Alles Gute, April.«
    Dann stapfte er mit knirschenden Schritten durch den Schnee davon. Seine Schultern hatte er vornüber geschoben, als trage er eine gewaltige Verantwortung. Sein Schatten tauchte zwischen den Bäumen unter.
     
     

6
     
     
    Es dauerte nicht lange und April hatte ein Auto angehalten. Der Fahrer, »Guetä Abä. Wiä geits?«, musste die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher