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Eiskalte Angst

Eiskalte Angst

Titel: Eiskalte Angst
Autoren: Vanessa Farmer
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So war es: Sie suchte jemanden ... sie suchte ihn ! Den Mann, der sie geheilt hatte und der ihr Herz schneller schlagen ließ. Zu dem sie sich hingezogen fühlte, als sei er ein Magnet. Seitdem sie heute Morgen aufgewacht war, galten ihre Gedanken ihm, dem Geheimnisvollen.
    War er hier auf dem Berg?
    Das war Unsinn! Er konnte sich überall aufhalten. April Gedanken drehten sich im Kreis. Das machte sie gleichermaßen zornig und hilflos. Sie hatte diesen Urlaub gewollt, um ihre Beziehung zu Peter zu vergessen, stattdessen jammerte sie diesem Mann hinterher, den sie nicht kannte.
    April ließ sich auf eine Holzbank fallen, winkte eine Kellnerin heran und bestellte sich einen Milchkaffee. Neben ihr tuschelte ein Pärchen miteinander. Sie hatten ihre Köpfe zusammengesteckt, und April hätte darauf gewettet, dass sie ihr fragende Blicke zuwarfen. Verlegen wischte sie sich über das Gesicht.
    So sehr sie sich auch gegen ihre Gefühle zu wehren versuchte, gestand sie sich ein: Ihr war nicht wohl in ihrer Haut, obwohl es keinen Grund für die Annahme gab, jemand könne mehr als ein oberflächliches Interesse an ihr haben. Eine solche Annahme war irreal.
    Es ist auch irreal, sich mit 41 Grad Fieber wohlzufühlen!, wisperte eine Stimme in ihrem Kopf.
    Der Milchkaffee wurde vor April hingestellt. Sie bezahlte sofort und stand auf. Sie musste weg hier! Nun benahm sie sich wirklich merkwürdig. Der Blick der Kellnerin sprach Bände. Egal! Nichts wie hin zur nächsten Gondel und nach Grindelwald zurück. Vermutlich wanderte der Mann dort durch die Straßen. Sie würde ihn finden - und wenn sie dafür Tage benötigte.
    Hastig ließ sie das Restaurant hinter sich.
    Mit eleganten Bewegungen sausten Skifahrer die Piste hinab. Snowboarder sprangen über Hügel. Ein Mann auf Skier zischte an ihr vorbei und bremste ungestüm. Schnee spritzte auf. April war so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass sie ihn nicht bemerkt hatte, und so sprang sie erschrocken zwei Schritte zurück. Etwas weiter entfernt folgte ein zweiter Skiläufer. Er hockte auf seinen Brettern und sein Kopf war unternehmungslustig nach vorne gestreckt. Seine Geschwindigkeit war erschreckend.
    Gebannt beobachtet April den Mann. Etwas an ihm fesselte sie.
    Es dauerte den Bruchteil einer Sekunde - und der Skiläufer stürzte. Er brach vornüber, seine Beine verrenkten sich, die Skier bohrten sich in den Schnee und wie eine Kugel schoss der Mann auf April zu. Er rutschte auf den Schultern, die Beine nun in die Höhe gereckt, und als habe ihn eine unsichtbare Hand ergriffen, schleuderte er herum und erneut ratschten die Spitzen seiner Skier durch den Schnee. Hier bahnte sich ein Unglück an. Die Skibindungen lösten sich nicht, sodass die Schuhe des Gestürzten mit den Brettern verwachsen schienen. April meinte die Knochen des Ärmsten brechen zu hören und tatsächlich schrie der Mann voller Schmerzen auf, ein Ton, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Nur drei Meter von April entfernt blieb der Mann liegen. Seine Arme trommelten in den Schnee und aus seinem Mund drangen gurgelnde Laute, die in ein hilfloses Wimmern übergingen.
    April löste sich aus ihrer Starre. Sie wollte helfen, irgendwie helfen. Von überall her kamen Neugierige geströmt. Sekunden später war der Verunglückte, der nun regungslos im Schnee lag, von Menschen umringt. Wie zum Hohn klackte es an seinen Schuhen, und die Skier schnellten aus den Halterungen und platschten in den Schnee.
    Hilflos blickte April in die maskenhaften Gesichter der Umstehenden. »Er ist ohnmächtig ...«, krächzte sie. »Wer - wer hat Ahnung von Erster Hilfe?« Erst jetzt merkte sie, dass sie englisch gesprochen hatte. Einige aber schien sie zu verstehen.
    »Wir müssen die Bergwacht rufen!«, gestikulierte ein Mann mit den Armen.
    »Einen Hubschrauber - wir benötigen einen Hubschrauber!«, echote eine Frauenstimme.
    »Himmel noch mal - wo ist der Sanitätsdienst?«, rief irgendwer.
    Hilflosigkeit pflanzte sich von Mensch zu Mensch fort wie eine üble Krankheit.
    April ging in die Hocke. Sie griff nach der Oakley-Skibrille des Verunglückten. Unter dem Rand hatte sich Blut gesammelt. Es sah aus, als habe der Mann sich die Nase gebrochen. Mit zitternden Fingern versuchte sie, die Brille zu lösen.
    »Warten Sie bitte«, erklang eine Stimme hinter ihr. »Es wäre nicht gut, noch mehr Unheil anzurichten, als schon geschehen ist.«
    April fuhr herum.
    Ihr stockte der Atem und überrascht plumpste sie auf ihr
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