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Eiskalte Angst

Eiskalte Angst

Titel: Eiskalte Angst
Autoren: Vanessa Farmer
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gelegen.
    Das war doch blanker Unsinn. Es war doch nur ein Traum gewesen.
    April massierte ihren Nasenrücken mit den Fingerspitzen. Ihre gute Laune war einer bebenden Erregung gewichen. Sie war nervös und ihre Handflächen wurden feucht. Trotz ihrer warmen Bekleidung fröstelte es sie.
    Einem ersten Impuls folgend wollte sie zu diesem ... Mönch gehen und mit ihm reden.
    Sein Blick war offen und interessiert.
    Erneut steckten die Männer ihre Köpfe zusammen. Der Mönch flüsterte seinem Gegenüber - es war der junge Polizeibeamte, den April gestern Abend kennengelernt hatte - einige Sätze zu, und plötzlich schnellte der Kopf des Polizisten zu April herum. Er hatte seine Augen zusammengekniffen und musterte April neugierig. Als er ihrem Blick begegnete, nickte er kurz.
    April lächelte verkrampft zurück.
    Sie bekam eine Gänsehaut und ein glitschiger Finger strich über ihre Wirbelsäule.
    Was sollte sie tun? Einerseits drängte es sie, mit dem Mönch Kontakt aufzunehmen, andererseits stieß etwas an ihm sie ab. Außerdem fragte sie sich, warum die beiden Männer so an ihr interessiert schienen.
    Vermutlich hatte der Polizist seinem Gesprächspartner von ihrem gestrigen Unfall berichtet. Die Tatsache, dass sie wohl und unversehrt hier stand, war sicherlich auch für andere Menschen erstaunlich. Warum also wunderte sie sich?
    Der Traum
    Wir sind bei dir ... wir sind deine Freunde!
    ging April nicht aus dem Kopf.
    Erneut sah der Mann in der Kutte auf. Seine Augen blickten gütig und abwartend, so wie die Augen eines Vaters blicken mochten, der seinem Sohn lauscht, wenn dieser sich ihm anvertraut, ein Blick, der über April strich wie eine besänftigende Hand.
    Ohne dass sie es bemerkte, stieß sie sich vom Rezeptionstresen ab. Schritt für Schritt näherte sie sich der Sitzgruppe. Nun hoben beide Männer ihre Köpfe und blickten ihr entgegen. April fühlte sich wie auf einer Bühne. Ihre Sinne bebten.
    »Mrs Wine.«
    April stockte.
    »Entschuldigen Sie, Mrs Wine.«
    Sie fuhr herum. Ein Hotelangestellter beugte sich über den Tresen. »Sie haben das vergessen.« Er hielt April etwas entgegen. »Der Schlüssel für ihr Auto. Er wurde hier für Sie deponiert.«
    »Oh, ja.« April räusperte sich. »Das ist sehr freundlich von Ihnen. Im Moment benötige ich das Auto nicht.«
    »Aber Mrs Wine.« Der Angestellte lächelte geduldig. Er schwang den Schlüssel zwischen seinen Fingern.
    »Entschuldigen Sie.« April nahm den Schlüssel entgegen und stopfte ihn in ihre Jeans.
    Der Angestellte nickte zufrieden, wünschte April einen schönen Tag und widmete sich einem Aktenordner.
    Als April sich umdrehte, war die Sitzgruppe leer.
    Die beiden Männer waren verschwunden.
     
     

10
     
     
    In der Gondel war es so eng, dass April sich vorkam wie ein Fisch in einer Dose. Für jeden Gast war ein Sitz reserviert und an den Außenwänden der Gondel gab es Halterungen für Skier, Schlitten und Snowboards. Trotzdem hatten einige Sportler ihre Utensilien in die Kabine gezwängt. Es roch nach Rasierwasser, Wolle und Feuchtigkeit.
    Unter April glitten mit Schnee bedeckte Baumspitzen weg und je höher die Gondel getragen wurde, desto mehr Schnee lag auf den Pisten, Wegen und Bäumen. Die Sonne strahlte von einem makellosen Himmel herab, ein Anblick der April bezauberte. Sie fuhr mitten in eine Märchenlandschaft hinein.
    Nach zwanzig Minuten parkte die Gondel in einer Bergstation. Auf einem Schild las April: First - 2360 Meter ü. d. Meeresspiegel.
    April atmete tief ein und genoss die frische Luft. Hier oben schien die Welt in Ordnung. Kinder und Erwachsene auf Skiern und Snowboards lachten ausgelassen. In einem Restaurant streckten Touristen ihre Gesichter der Sonne entgegen.
    April öffnete die oberen Knöpfe ihrer Jacke. Es war erstaunlich warm. Ja, die Welt schien in Ordnung zu sein - hätte April nicht eine seltsame Bedrückung gespürt. Ihr war, als beobachte man sie, als lauere irgendetwas Böses hinter einem der weißen Hügel.
    Sie fuhr herum und musterte die vielen Touristen. Beobachtet man sie? Sie konnte die Augen der meisten Menschen nicht sehen, da sie sich hinter dunklen Brillen verbargen.
    April schüttelte den Kopf und stapfte zum Restaurant. Was war los mit ihr? Schon vorhin im Hotel hatte sie sich von den beiden Männern beobachtet gefühlt, und es hatte sie verwirrt, als beide plötzlich verschwunden waren.
    Nun war sie auf dem Berg und fragte sich erstmalig, was sie hier überhaupt wollte - was sie hier ... suchte!
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