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Eiskalte Angst

Eiskalte Angst

Titel: Eiskalte Angst
Autoren: Vanessa Farmer
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Freundlich lächelte sie den anderen Gästen zu. Sie war in blendender Stimmung.
    Die Sonne schien zu den großen Fenstern des Speiseraums hinein. Es war ein wunderschöner Morgen.
    Der Kellner brachte eine weitere Kanne Tee.
    April füllte sich ihre Tasse und trank mit Genuss.
    Sie lehnte sich zurück, seufzte euphorisch und verschränkte ihre Handflächen hinter ihrem Kopf. Sie hatte einen schrecklichen Autounfall überlebt. Dies grenzte an ein Wunder ...
    ... weil dieser seltsame Mann zur rechten Zeit da war!, fügte sie in Gedanken hinzu. Dieser Mann mit der angenehmen Stimme, dieser Mann, an den sie unablässig dachte und zu dem sie sich hingezogen fühlte wie ein junges verliebtes Mädchen. Sie hatte fast vergessen, wie aufregend dieses Gefühl war.
    In ihrem Magen kribbelte es und eine unbestimmte Sehnsucht hatte Besitz von ihr genommen. Sie schwebte über den Dingen. Sie musste diesen Mann finden. Allein der Gedanke daran erfüllte sie mit Energie. Wenn es das letzte sein würde, was sie in diesem Leben tat: Sie wollte diesen Mann näher kennen lernen .
    Du bist nicht allein! Du bist unsere Freundin!, flüsterten Stimmen in ihr.
    April hatte diese Stimmen schon einmal gehört, nämlich heute Nacht in einem wunderschönen Traum. Sie erinnerte sich, von einer Eisgrotte geträumt zu haben und von Freunden, die um sie gewesen waren und dann hatte jemand ihr versprochen, dass sie dem Mann, der sie geheilt hatte, begegnen würde.
    April war in ihrem Leben oft belogen worden und ihrer Meinung nach durfte man Versprechungen nicht trauen. Diesmal war es anders! Diese Traumstimme sagte die Wahrheit und erfüllte April mit Hoffnung.
    Sie stand auf, schob den Stuhl an den Tisch und verließ den Speiseraum, schritt durch das Foyer und stieß die breite Pendeltür auf.
    Die Luft duftete nach Frische, Sonnenstrahlen reflektierten im Schnee und den Eiskristallen und für einen Moment schloss April geblendet ihre Augen.
    Touristen stapften, ihre Skier unter die Arme geklemmt, an ihr vorbei. In ihren harten Schuhen bewegten sie sich ungelenk und steif, was sie wie Roboter wirken ließ.
    Vergnügt betrachtete April das rege Treiben auf der Straße. Hinter dem Snowboard-Verleih war die Gondelstation. Regelmäßig schoben sich die Gondeln hinter den Dächern aufwärts zum 2500 Meter hoch gelegenen First.
    Menschen, Menschen, Menschen!
    Wie sollte sie in diesem Trubel ihren Retter finden? Und wer garantierte, dass der Mann sich überhaupt in Grindelwald aufhielt? Aber hatte er nicht gesagt, er sei zu Fuß unterwegs? Wie weit konnte er zu Fuß schon gekommen sein? Die Wahrscheinlichkeit, dass er irgendwo hier schlief, aß, sich rasierte, war groß. Wenn sie weiterhin hier herumstand, konnte sie ihn nicht finden.
    April hatte einige wichtige Anrufe geführt. Heute Mittag würde man das Autowrack nach Grindelwald überstellen. Die Mietwagengesellschaft würde morgen einen Sachverständigen zur Überprüfung schicken. Ein Ersatzfahrzeug stand auf dem Hotelparkplatz für April bereit. Die Schlüssel hatte man beim Portier hinterlegt.
    Sie fuhr in ihr Zimmer und schlüpfte in eine modische Steppjacke, tauschte ihre Slipper gegen Winterstiefel, stopfte sich ihre Handschuhe in die Tasche, zog ein Stirnband über ihre Ohren und musterte sich im Spiegel.
    Eine schmale attraktive Frau blickte ihr entgegen. Peter hatte einmal gesagt, sie sehe aus wie die Schauspielerin Keira Knightley . April nickte zufrieden. Mit diesem Vergleich ließ es sich leben.
    Sie verließ ihr Zimmer und fuhr mit dem Fahrstuhl nach unten. Sie deponierte ihren Zimmerschlüssel an der Rezeption.
    Im Foyer war es ruhig, abgesehen von säuselnder Musik, die aus versteckten Lautsprechern träufelte.
    Rechts von ihr gab es eine gemütliche Sitzgruppe. Dort saßen zwei Männer, die ihre Köpfe zusammengesteckt hatten und tuschelten. Einer von ihnen - er war gekleidet wie ein Mönch - erregte Aprils Aufmerksamkeit. Sie hatte Männer in Kutten bisher nur auf Fotos oder in Filmen gesehen und leibhaftig wirkten sie, fand April, anachronistisch und deplatziert.
    Ein feiner Stich fuhr durch April.
    Schwindelgefühl ergriff sie, sodass sie sich am Rezeptionstresen festhielt.
    Wir sind deine Freunde!, wisperten die Stimmen ihres Traumes. Sie erinnerte sich daran, dass die seltsame Gestalt ihres Traumes ebenso gekleidet gewesen war. Sie hatte ein rotes Gewand ... eine rote Kutte! getragen . Sie hatte wie ein Mönch ausgesehen und das Gesicht hatte unter der Kapuze im Schatten
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