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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz
Autoren: Giles Blunt
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Totenstarre noch nicht eingesetzt hat. Ich würde sagen, sie ist seit etwa zwei Stunden tot.«
    Delorme warf einen Blick auf ihre Uhr. »Dann muss sie etwa um halb neun gestorben sein. Was ergeben Ihre Berechnungen?«
    »Oh, das muss ich Ihren forensischen Experten überlassen. Sie liegt knapp zwei Meter vom Gebäude entfernt. Die Balkone kragen anderthalb Meter weit aus. Sie könnte von einem Balkon oder aus einem Fenster gestürzt sein.«
    »Aus welcher Höhe?«
    »Schwer zu sagen. So etwa vom zehnten Stock, würde ich schätzen.«
    »Das Gebäude hat nur neun Stockwerke. Dann fangen wir wohl am besten mit dem Dach an.«
    »Okay. Bisher habe ich noch keine Hinweise auf Fremdeinwirkung gefunden.«
    »Ich fürchte, Sie werden auch keine finden. Ich kenne die Tote. Sind Sie über ihre Krankheit im Bilde?«
    »Nein.«
    »Rufen Sie in der Psychiatrie an. Sie wurde in den vergangenen acht Jahren mindestens viermal dort eingewiesen. Das letzte Mal vor etwa einem Jahr, da hat sie drei Monate in der Klinik verbracht. Und wenn Sie den Anruf gemacht haben, können wir mal aufs Dach gehen.«
    McLeod winkte sie zu sich. Sie ließ Claybourne stehen, der sein Handy bereits in der Hand hatte.
    »Der gute Mr. Feckworth war nicht gerade begeistert über meinen Anruf. Ich konnte seine Alte im Hintergrund keifen hören. Natürlich hab ich mein ganzes diplomatisches Können ins Spiel gebracht.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Seine Durchlaucht sagt, Cardinal war bis halb zehn mit ihm auf dem Motelparkplatz. Szelagy sagt dasselbe.«
    »Sie haben von Szelagy gehört?«
    »Ja, er überlässt die Porcinis heute Abend sich selbst. Er ist unterwegs hierher.«
    Delorme ging zu ihrem Wagen. Cardinal saß noch immer auf dem Beifahrersitz und sah aus, als hätte er ein paar Kugeln in den Bauch gekriegt. Delorme führte ihn zum Krankenwagen.
    Die Notärztin war eine hart wirkende Frau mit kurzen blonden Haaren. Ihre Dienstkleidung saß ziemlich knapp.
    »Der Ehemann des Opfers«, sagte Delorme. »Kümmern Sie sich um ihn, ja?« Sie wandte sich an Cardinal. »John, ich gehe jetzt aufs Dach. Bleib hier und begib dich in die Obhut dieser Leute. Ich bin in zehn Minuten wieder zurück.«
    Cardinal setzte sich auf die Rampe des Krankenwagens.Wieder unterdrückte Delorme den Impuls, ihn in die Arme zu nehmen. Es bedrückte sie, dass ihr Freund schreckliche Qualen litt und sie ganz Polizistin sein musste.
    McLeod und Dr. Claybourne fuhren mit ihr im Aufzug in den obersten Stock. Von dort aus stiegen sie über eine Treppe bis zu einer Tür mit der Aufschrift dachterrasse. Die Tür wurde mit Hilfe eines Ziegelsteins offen gehalten. McLeod schaltete die Außenbeleuchtung ein.
    Das Dach war mit einem Holzboden versehen, und es gab Picknicktische mit einem Loch in der Mitte für Sonnenschirme. Die Sonnenschirme waren weggeräumt worden, denn der Herbstwind war inzwischen zu kalt, als dass man länger als ein paar Minuten draußen sitzen konnte.
    »Sie könnte sehr gut hier raufgekommen sein, um Fotos zu machen«, sagte Delorme, als sie sich umsah. Im Norden wand sich eine beleuchtete Straße den Hügel hinauf in Richtung Flughafen. Östlich davon erhob sich der dunkle Steilhang, und im Süden waren die Lichter der Stadt, die große Kathedrale und der Funkturm der Post zu sehen. Der Mond trat gerade hinter den Glockentürmen der französischen Kirche hervor.
    McLeod zeigte auf eine schlichte hüfthohe Betonmauer, die das Dach umgab. »Sieht nicht so aus, als könnte man da aus Versehen drüberfallen. Vielleicht hat sie sich weit vorgebeugt, um ein Foto zu machen. Vielleicht sollten wir uns mal ansehen, was wir auf dem Film in ihrer Kamera finden.«
    »Die Kamera war in der Tasche, ich nehme also nicht an, dass sie gerade beim Fotografieren war, als sie gestürzt ist.«
    »Nachsehen kann trotzdem nichts schaden.«
    Delorme zeigte in die Richtung, wo der Mond stand. »Da ist sie runtergefallen.«
    »Am besten, Sie sehen sich die Stelle zuerst an«, sagte Dr. Claybourne. »Wenn Sie fertig sind, werfe ich auch einen Blick darauf.«
    Vorsichtig gingen Delorme und McLeod zum Dachrand. McLeod sagte leise: »Ich glaub, der Doc ist in Sie verknallt.«
    »Also wirklich, McLeod.«
    »Haben Sie nicht gesehen, wie er rot angelaufen ist?«
    »McLeod …«
    Den Blick auf den Holzboden geheftet, näherte Delorme sich der Mauer. Der Mond und die Terrassenlampen boten gute Beleuchtung. Vor der Mauer blieb sie stehen, schaute nach unten, ging langsam ein paar Schritte nach
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