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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
Autoren: Nicci French
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hindurchlugte. Ihr glattes Gesicht leuchtete rosig und war von einem Hauch aus feinen Härchen überzogen. Mit ihrem knallroten Lippenstift hatte sie ein klein wenig zu weit über die Lippenkonturen hinausgemalt. Sie trug ein weites, ausgewaschenes Blumenkleid.
    Maggie stellte sich vor und zeigte ihre Karte.
    »Ich wollte nur mal nach Ihnen sehen, Michelle«, erklärte sie, »und hören, wie es Ihnen geht. Ist bei Ihnen alles in Ordnung? Fühlen Sie sich gut?«
    Die Frau nickte.
    »Darf ich reinkommen?«, fragte Maggie. »Um mich davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung ist?«
    Sie trat in die Diele und holte ihr Notizbuch heraus. Soweit sie es auf den ersten Blick beurteilen konnte, achtete Michelle auf Körperpflege. Sie machte auch durchaus den Eindruck, als würde sie ausreichend Nahrung zu sich nehmen, und reagierte auf Fragen. Trotzdem erschien Maggie irgendetwas seltsam. Prüfend ließ sie den Blick durch die schäbige kleine Diele schweifen. Der Gegensatz zum Hausgang war beeindruckend. Die Schuhe standen fein säuberlich aufgereiht, ein Mantel hing ordentlich an einem Haken. In der Ecke lehnte ein Kübel mit einem Wischmob.
    »Wie lange wohnen Sie schon hier, Michelle?«
    Die Frau runzelte die Stirn.
    »Hier?«, wiederholte sie. »Ein paar Tage.«
    Aus Maggies Unterlagen ging hervor, dass man die Frau am fünften Januar aus der Klinik entlassen hatte. Mittlerweile war der erste Februar. Trotzdem war eine derart vage Zeitangabe nichts wirklich Ungewöhnliches. Während die beiden Frauen so dastanden, wurde Maggie auf ein Geräusch aufmerksam, das sie nicht recht zuordnen konnte. Wahrscheinlich drang von draußen Verkehrslärm herein, oder im Stockwerk über ihnen war gerade jemand mit dem Staubsauger zugange. Oder es handelte sich um das Summen eines weit entfernten Flugzeugs. Wobei ihr nun auch ein seltsamer Geruch in die Nase stieg. Als hätte etwas Essbares zu lange im Warmen gestanden. Maggie blickte zur Dielenlampe empor. Der Strom war offenbar angeschaltet. Vielleicht sollte sie überprüfen, ob Michelle über einen Kühlschrank verfügte. Andererseits machte die Frau einen recht gesunden und wohlgenährten Eindruck.
    »Darf ich mich ein bisschen umsehen, Michelle?«, wandte Maggie sich an sie. »Mich vergewissern, dass alles in Ordnung ist?«
    »Möchten Sie ihn kennenlernen?«, entgegnete Michelle.
    Maggie starrte sie verblüfft an. Ein Partner war in der Akte nicht erwähnt worden.
    »Sie haben einen Freund?«, fragte sie. »Es wäre nett, wenn Sie ihn mir vorstellen würden.« Michelle übernahm die Führung und öffnete die Tür zu einem Raum, der auf die Rückseite des Hauses hinausging und früher wahrscheinlich so eine Art Hinterzimmer gewesen war. Maggie, die ihr folgte, spürte sofort etwas auf ihrem Gesicht. Zuerst hielt sie es für Staub. Es fühlte sich an, als würde einem von einer nahenden U-Bahn warme, staubige Luft entgegenwehen. Gleichzeitig aber wurde das Geräusch lauter, und Maggie begriff, dass es sich nicht um Staub, sondern um Fliegen handelte – eine dicke Wolke aus Fliegen, die ihr ins Gesicht klatschte.
    Ein paar Augenblicke lang starrte sie irritiert zu dem Mann auf dem Sofa hinüber. Ihre Wahrnehmung hatte sich verlangsamt und irgendwie verschoben, als befände sie sich tief unter Wasser oder in einem Traum. Benommen fragte sie sich, ob er eine Art Taucheranzug trug – einen bläulichen, wie marmoriert wirkenden und an manchen Stellen leicht aufgerissenen Taucheranzug –, und warum seine Augen so gelb und trüb aussahen. Dann wurde sie auf einmal hektisch und fischte ihr Handy aus der Tasche, doch vor lauter Aufregung ließ sie es fallen, und plötzlich wollten ihre Finger ihr nicht mehr gehorchen. Maggie konnte sie einfach nicht dazu bewegen, das Telefon von dem schmutzigen Teppich aufzuheben, denn nun sah sie, dass es sich keineswegs um einen Taucheranzug handelte, sondern um sein nacktes, aufgedunsenes, platzendes Fleisch, und dass der Mann tot war. Lange tot.

2
    D er Februar«, sagte Sasha, während sie einer Pfütze auswich, »sollte abgeschafft werden.«
    In der Straße, die sie und Frieda gerade entlanggingen, ragten zu beiden Seiten hohe Büroblöcke auf, die den Blick auf den Himmel einengten und den dunklen Tag noch dunkler erscheinen ließen. Alles war schwarz, grau und weiß wie auf einer alten Fotografie: Die Gebäude wirkten monochrom, der Streifen Himmel kalt und leer, und all die Männer und Frauen – aber es waren hauptsächlich Männer –, die mit
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