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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand
Autoren: Lindsey Davis
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schrecklichen Vorschlag zu machen, auf den ich schon sehr gespannt bin.«
    Titus merkte natürlich, daß ich mich über seine persönlichen Motive lustig machte. Als er hörte, daß ich eventuell bereit sei, Rom zu verlassen, stieß er ein kurzes Lachen aus, in das ich freilich nicht einstimmte. Er winkte einem Sklaven, vermutlich, damit der mich zum Kaiser führen sollte, doch im letzten Augenblick hielt er uns zurück. »Ich versuche schon eine ganze Weile, eine gewisse Klientin von Ihnen aufzuspüren«, räumte er – gar zu nebenbei bemerkt – ein.
    »Dann ist sie also uns beiden entwischt! Was hat sie Ihnen erzählt?« Darauf antwortete er nicht; wenigstens zornige Botschaften hatte Helena für mich reserviert. Schon wieder mutiger, riskierte ich eine spöttische Bemerkung. »Sie ist auf Reisen. Offenbar ein Besuch beim Herrn Bruder. Kürzlich erhielt sie einen Brief vom ehrenwerten Älianus, in dem er sich sehr empört über eine angebliche Kränkung ausließ.« Ich sah keine Veranlassung, Titus mit dem Geständnis zu verwirren, daß ich Gegenstand dieser aufgebrachten Epistel gewesen war.
    Titus runzelte argwöhnisch die Stirn. »Wenn ihr Bruder böse auf sie ist, wäre es dann nicht logischer, ihm aus dem Weg zu gehen?«
    »Helena Justina reagiert da anders – sie würde auf der Stelle zu ihm wollen.« Titus sah immer noch skeptisch drein. Ich glaube, er hatte selbst mal eine Schwester, ein untadeliges Mädchen, das einen Vetter geheiratet hatte und blutjung im Kindbett gestorben war, wie man das von einer Römerin aus guter Familie erwarten durfte. »Helena sieht den Dingen gern ins Auge, Senator.«
    »Was Sie nicht sagen!« bemerkte er, vielleicht ein bißchen ironisch. Und dann fragte er etwas aufmerksamer: »Camillus Älianus ist doch derzeit in Baetica, der spanischen Südprovinz? Komisch – ist er nicht eigentlich noch zu jung für ein Quästorenamt?« Angehende Senatoren schickt man normalerweise als Finanzbeamte in die Provinz, bevor sie mit fünfundzwanzig offiziell in den Senat gewählt werden. Helenas Bruder hatte bis dahin noch zwei oder drei Jahre Zeit.
    »Seine Familie hält große Stücke auf ihren Sohn Älianus.« Wenn Titus Helena kriegen wollte, würde er ihre Familienverhältnisse aber erst mal gehörig pauken müssen. Mit der Lässigkeit des Eingeweihten erklärte ich ihm die Lage: »Der Senator überredete einen Freund in Corduba, dem jungen Herrn vorzeitig einen Posten zu besorgen, damit Älianus so früh wie möglich Auslandserfahrung sammeln kann.« Nach dem Stil des Briefes an seine Schwester zu urteilen, war dieser Plan, Älianus Diplomatie zu lehren, reine Zeit- und Geldverschwendung gewesen.
    »Und? Zeigt der junge Mann besondere Qualitäten?«
    Ich antwortete feierlich: »Camillus Älianus scheint wohlgerüstet für eine glänzende Karriere im öffentlichen Dienst.«
    Titus Cäsar sah mich an, als hege er den Verdacht, ich hielte einen Hauch von Misthaufen für das gängige Kriterium für einen raschen Aufstieg in den Senat. »Sie scheinen ja gut unterrichtet zu sein!« Er beäugte mich und rief dann einen Überlandboten herein. »Falco, wann ist Helena Justina abgereist?«
    »Keine Ahnung.« Er raunte seinem Boten etwas zu, wovon ich bloß »Ostia« verstand. Dennoch sah Titus mir an, daß ich etwas aufgeschnappt hatte. »Die Dame entstammt einer Senatorenfamilie. Ich kann ihr verbieten, das Reich zu verlassen«, sagte er trotzig.
    Ich zuckte die Achseln. »Schön, sie macht ohne Erlaubnis Ferien. Warum nicht? Sie ist schließlich weder Vestalin noch Priesterin des Kaiserkultes. Ihre Amtsvorgänger hätten sie für soviel eigenmächtiges Handeln womöglich auf eine Insel verbannt, gewiß, aber von den Flaviern hat Rom sich was Besseres erhofft!« Trotzdem, wenn er sie finden sollte – ich hatte selbst vergeblich einen Tag lang die Kais von Ostia abgegrast –, dann sollte es mir recht sein, wenn Titus meine Herzensdame nach Rom zurück eskortieren ließ. Ich wußte ja, daß man sie, aufgrund ihres Ranges, respektvoll behandeln würde. Und ich wußte auch, daß Titus Flavius Vespasianus charybdische Turbulenzen drohten, wenn er den Befehl dazu gab. »Helena Justina wird sich dagegen verwahren, daß man sie mit Gewalt vom Schiff holt. Wenn Sie wollen, bleibe ich«, bot ich an. »Denn wenn die Dame erst einmal in Fahrt ist, können auch Ihre Prätorianer sie vielleicht nicht ohne Hilfe bändigen.«
    Titus machte freilich keine Anstalten, seinen Boten zurückzurufen. »Ich bin
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