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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)
Autoren: Heike Schroll
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dann bekam ich das Rad irgendwie zu fassen und zog dran. Dann sah ich den Arm.« Den letzten Satz überdeutlich in Walters Richtung betonend, schloss Leon seinen Bericht.
»Dany?«, vermutete Judith Brunner besorgt.
»Nein, nein, von einem Kerl.«
»Weiter!«
»Ich wollte hierher zurück und Hilfe holen und bin ihr im Park, hinten am Pavillon, begegnet.« Leon nickte in Judiths Richtung. »Ich war nass, diese junge Frau hat gefragt, ob sie helfen kann. Ich hab ihr erzählt, was los ist. Sie hat gesagt, ich soll im Gutshaus warten, sie geht Sie holen.«
Walter Dreyer blickte beide prüfend an. Weder Leon noch Judith wollten irgendetwas ergänzen. »Also, das Fahrrad und der Arm sind noch im Teich?« Als beide nickten, fragte er Judith: »Sind Sie deswegen nach Waldau gekommen?«
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Nein, ich wollte nur mit Ihnen reden, wirklich.«
Walter Dreyer blieb skeptisch. »Wollen wir das hier allein machen oder soll ich Thomas Ritter anrufen?«
»Ich denke wir fangen erst mal allein an, und wenn wir tatsächlich einen Arm haben, können wir die Kriminaltechnik immer noch rufen. Ich nehme an, wenn, dann finden wir am Arm auch noch den Rest ... Ich wollte in Waldau einmal einen Tag ohne Leiche verbringen, Walter.«
Diesem Teil des Gesprächs konnte nun wiederum Leon schwer folgen. Kannten die sich? Was besprachen die da miteinander? Aber langsam wurde ihm wieder warm und sein Tatendrang wollte befriedigt werden. »Was machen wir nun?«
Walter wies ihn an: »Wir brauchen eine lange Leiter und Seile; zur Not ein, zwei Beile. Und einen Fotoapparat. Kriegst du das hin?«
Leon nickte und verzog sich lässig.
Leise sagte Walter: »Es tut mir leid, Judith. Wirklich. Schon heute Morgen musste ich Sie stehen lassen. Können wir später reden, über das, was Sie mit mir besprechen wollten?«
»Sicher. Sie können nichts dafür, Walter. Es ist eben einer dieser unpassenden Tage.« Sie ärgerte sich sowieso schon genug, dass sie so unangemeldet hierher gekommen war. Das ging meistens schief. Zumal sie Überraschungsbesuche selbst auch nicht sehr schätzte. Doch der Auftrag ihrer Dienststelle und die daraus folgenden Konsequenzen hatten ihr keine Ruhe gelassen. Nun aber gingen der kleine Junge und ein Männerarm vor. »Wo ist Leons Zimmer?«
»Oben, kommen Sie«, übernahm Walter die Führung. Als sie leise die alte, hölzerne Kassettentür öffneten, sahen sie den Jungen, friedlich schlafend. Nur sein Köpfchen war in einem Berg aus Daunendecken und -kissen zu sehen. Leon hatte gut für den Kleinen gesorgt. In dem großen Bett sah er noch winziger aus, als Fünfjährige ohnehin wirken.
Walter bekam einen Kloß im Hals. »Da wollte jemand, dass der Kleine stirbt. Nackt in der Kälte versteckt. Das war ein Mordversuch, Judith.«
»Denke ich auch. Bloß, wenn der Junge im Eis eingebrochen war, warum hat er ihn dann rausgeholt?«
»Er?«
»Oder sie, meinetwegen. Man hätte ihn einfach im Wasser lassen können. Das hätte er auch nicht überlebt.«
Walter nickte. »Also, ich denke, wir rufen Ritter besser gleich an. Wir haben einen Arm im Wasser und einen Mordversuch an einem Kind. Das reicht mir.«
»Und sagen Sie Ihrem Arzt hier im Dorf gleich noch Bescheid, er soll sich den Kleinen ansehen«, rief Judith ihm hinterher.
Walter ging zum Telefon in der geräumigen Diele des Gutshauses, als sei er hier zu Hause. Wo die übrigen Bewohner waren, wusste er nicht. Durch die Fenster zum Hof sah er Leon die nötige Ausrüstung zusammentragen.
Begeisterung löste der Anruf bei der Kriminaltechnik nicht aus, dennoch würden die Kollegen der Spurensicherung aus Gardelegen natürlich kommen.
Einige Momente später traten die beiden Polizisten vor die Tür und Leon kam gerade mit einem Abschleppseil gelaufen. »Ich hab schon zwei, die können wir aneinanderhängen.«
»Na los!«
Zu dritt trugen sie die lange Leiter den kurzen Weg durch den Gutspark zum Teich. Das Eisloch war nicht weit vom Ufer entfernt und deutlich zu sehen. Während die Männer die Leiter auf das Eis legten, sah sich Judith um. Sie bemerkte die Schlitterbahn der Kinder und die Spuren der Rettungsversuche. Alles hatte sich immer zwischen dieser Stelle am Ufer und dem Eisloch abgespielt. Nirgends sonst war die Reinheit der Eisfläche berührt worden.
»Fest!«, rief Walter zum Ufer. Er lag bäuchlings vor dem Loch und verknotete das Seil am Fahrrad, »müsste halten.«
Vorsichtig kam er auf der Leiter zurückgekrochen, an den Armen
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