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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)
Autoren: Heike Schroll
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Wenigstens war es niemand aus dem Dorf. »Ich muss wieder los. Du machst das hier großartig.«

Er hastete zurück zum Dorfteich und kam gleichzeitig mit den Wagen der Spurensicherung an. Inzwischen hatten sich zu allem Überfluss einige Schaulustige eingefunden.
»Steht hier nicht im Weg. Ab nach Hause mit euch«, versuchte Walter, die Leute zu verscheuchen.
»Hallo, Walter«, begrüßte ihn ein Mann, der dick in einen Sportanorak eingehüllt und unter einer warmen Fellmütze kaum zu erkennen war.
»Grüß dich, Thomas. Schönes Wochenende!«, gab Walter zurück. Er und Thomas Ritter, der Leiter der Spurensicherung, kannten sich seit Langem. Trotz eines Altersunterschiedes – Dreyer hatte die Fünfzig schon vor ein paar Jahren überschritten und Ritter hatte noch fast zehn Jahre bis dahin – waren sie über die Jahre gute Freunde geworden.
»Ha, ha. Mein Wochenende sollte wirklich anders beginnen. Was hast du für mich?«, fragte Thomas Ritter und sah sich um. Er begrüßte, wenn auch etwas überrascht, Judith Brunner, die er bei den Ermittlungen im letzten Herbst kennengelernt hatte. Damals klappte ihre Zusammenarbeit gut, gleichwohl war er nicht davon ausgegangen, die Hauptkommissarin so bald wiederzusehen. Offenbar gab es erneut etwas Ernstes in Waldau, sonst hätte der Bezirk die Frau wohl nicht hergeschickt.
Walter Dreyer hatte unterdessen die übrigen Techniker begrüßt, die nun begannen, ihre Utensilien aus den Autos zu entladen.
Ritter sah die Leiche liegen und betrachtete aufmerksam die Gegend. »Reif – sehr gut, aber ganz schön viel Trubel hier. Walter, schaff die Leute weg!«
Dreyer rekrutierte kurzerhand einige der Gaffer. »Ihr beide geht vor zum Tor! Lasst vorerst keinen in den Park! Und ihr stellt euch da drüben an die Weggabelung, passt gut auf. Alle anderen überlegen zu Hause, was sie heute Morgen gesehen haben, und schreiben es ausführlich auf. Ich komme das dann nachher einsammeln«, drohte er abschließend.
»Sie trollen sich tatsächlich«, wunderte sich Ritter anerkennend. »Na dann, ich höre«, sah er Judith Brunner auffordernd an.
»Zwei Kinder haben heute Morgen auf dem Teich rumgetobt. Der Junge, fünf Jahre alt, ist dabei mit seinem Fahrrad eingebrochen. Später hat ihn ein junger Mann in einem Sack, nackt, versteckt unter einer Plane, gefunden und gerettet. Und als der das Fahrrad rausangeln wollte, sah er einen Männerarm. Dann lief er los, um Hilfe zu holen, hat mich im Park getroffen, ich habe Walter Dreyer geholt, und wir haben den Toten hier rausgezogen.« Judith Brunner hockte sich neben die Leiche.
»Von hier ist der Mann nicht«, klärte Walter Dreyer seine Kollegin auf.
»Und das andere Kind?«, hakte Ritter nach, der aufmerksam zugehört hatte.
»Oh, Dany. Sie ist zwei Jahre älter als ihr Bruder. Ich denke, sie ist nach Hause gelaufen.« Schon während Walter das sagte, rannte er los. »Bin gleich wieder da, will bloß nachsehen.« Es wurde höchste Zeit. Er hatte auf einmal ein ganz mieses Gefühl.

Die Kinder lebten mit ihrer Mutter erst seit letztem Jahr im Dorf und hatten eine Wohnung in einem der alten, runtergekommenen Häuser an der Gärtnerei bezogen, welches die Gemeinde rasch für die kleine Familie hatte herrichten lassen.
Wenige Minuten später klopfte Dreyer dort energisch an die Haustür. »Frau Bauer, hallo!« Walter hoffte, dass Dany ihm gleich die Tür öffnen würde, aber niemand erschien. »Hallo!«
Endlich hörte er Schritte tapsen und eine junge Frau in äußerst kurzem Nachthemd, dessen Muster aus glitzernden Lippen bestand, blinzelte ihn verschlafen an. »Sie?« Sofort war sie hellwach. »Ist was passiert? Haben die Kinder was angestellt?«
»Ist Dany hier?«
»Was ist denn los? Ich weiß nicht.« Ängstlich sah sie in Richtung des Kinderzimmers.
Doch Walter hatte sich schon umgesehen und das kleine Mädchen nicht entdecken können. Er sagte ruhig, dennoch bestimmt: »Ziehen Sie sich bitte an, Frau Bauer. Fritzi ist im Teich eingebrochen. Er ist jetzt im Gutshaus. Es geht ihm gut. Nur Dany können wir nicht finden.«
Elvira Bauer sah ihn entsetzt an. Sie war eine zierliche, puppenhübsche Frau von Mitte zwanzig und hatte es sich bisher nicht leicht gemacht in ihrem Leben. Ihre Vorliebe für auffällige Kleidung und bunten Modeschmuck spaltete den tratschsüchtigen Teil der Waldauer Bevölkerung in zwei Lager – eines, das diese Auffassung von Attraktivität nicht billigte, und eines, das es Elvira Bauer gern gleich getan
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