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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)
Autoren: Heike Schroll
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gesehen?«
»Ja, als wir mal am Teich gespielt haben.« Er sah zu seiner Schwester.
Das Mädchen bestätigte: »Als es schon dunkel wurde und wir nach Hause mussten, rannte Fritzi gerade über den Weg, als das Postauto kam.«
»Ja, und der Mann hat geraucht. Da habe ich die Bilder gesehen. Und vorhin auch, als er mit mir gerannt ist.«
Jetzt schluchzte der Kleine plötzlich auf, verzog den Mund und fing wieder an zu weinen. Er reckte die Ärmchen seiner Mutter entgegen. Es war einfach alles zu viel. Die Familie brauchte Ruhe.
Judith Brunner und Walter Dreyer verabschiedeten sich.
Leon brachte sie zur Tür.
»Das war ganz große Klasse von dir, Leon, alles was du hier heute getan hast. Ohne Einschränkung. Wirklich gut. Meine Hochachtung«, hielt ihm Walter Dreyer die Hand hin.
Leon spürte, dass die Worte aufrichtig gemeint waren, und schlug ein. »Danke. Ich bleibe noch ein bisschen hier.«
»Mach das.« Walter klopfte ihm auf die Schulter.
Er ging zu Judith, die wartete. »Fährst du mich nach Gardelegen? Hier ist im Moment kein Wagen verfügbar.«
Walter grinste. »Ich dachte mir schon, dass das dein Plan ist.«
»Ich müsste vorher rasch von deinem Büro aus bei Dr. Renz anrufen, ob ich noch vorbeikommen kann. Ich hoffe, er hat inzwischen was für mich.«
»Sicher.«
Still gingen sie ein kurzes Stück.
Dann drehte Walter sich um und sah nachdenklich zum Haus der Bauers zurück. »Die drei sollten es hier in Waldau besser haben, sich in einen neuen Alltag finden, ohne Angst.«
Er hing seinen Gedanken nach und schweigend erreichten sie das Büro der Ortspolizei.
Judith Brunner legte gar nicht erst ab und erledigte zügig ihr Telefonat.
     
     
    ~ 61 ~
     
    Im Kreiskrankenhaus war es jetzt am Nachmittag recht ruhig. Der Warteraum der Notaufnahme war leer. Drei alte Monstera-Pflanzen hatten es mit ihrer beachtlichen Wuchsfreude geschafft, eine ganze Wand in der Aufenthaltszone für Angehörige zu bedecken.
Ein Mann schlief dort. Lustlos blätterte ein anderer in einer Illustrierten. Es duftete schwach nach Pfefferminztee, doch hauptsächlich roch es nach Desinfektionsmittel und Bohnerwachs.
Das Treppenhaus hinunter zur Pathologischen Abteilung war mit einigen gerahmten Drucken geschmückt.
Judith Brunner klingelte an einer Glastür. Schon nach wenigen Sekunden öffnete eine junge Frau in weißem Kittel und sah sie fragend an.
Judith wies sich aus. »Guten Tag. Wir kommen von der Polizei. Dr. Renz erwartet uns bereits.«
»Ja, er hat Sie schon angekündigt. Da hinten, die dritte Tür rechts.«
Durch die Glasscheibe der angelehnten Tür konnten sie Dr. Renz an seinem Schreibtisch sitzen sehen, wie er ganz vertieft in einigen Papieren las.
Als er ihre Schritte hörte, stand er schnell auf und öffnete schwungvoll seine Tür. »Herein bitte, herein. Guten Tag, Frau Hauptkommissarin. Ihnen auch, Herr Dreyer.«
Er klang hoch erfreut.
»Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen? Kaffee ist schon fertig. In der Konditorei am Markt gab es heute frische Nusstörtchen, da konnte ich nicht widerstehen. Bitte, nehmen Sie Platz.«
Der Empfang war außerordentlich freundlich und Judith bedankte sich: »Die Törtchen sehen wirklich verführerisch aus, Dr. Renz. Und wir können eine Stärkung gut brauchen.«
Walter Dreyer schloss sich dem zustimmend lächelnd an.
»Sie haben mir ja am Telefon schon mitgeteilt, dass Sie jemanden festgenommen haben. Meinen Glückwunsch«, kam Dr. Renz ohne Umschweife zum Thema, während er den Kaffee einschenkte.
Judith Brunner berichtete ihm ausführlich vom ereignisreichen Vormittag und schloss: »Wir hatten eine Menge Glück.«
Dr. Renz hob seine Kaffeetasse, als ob er Judith zuprosten wollte. »Bei Ihnen ist das jedoch das Glück der Tüchtigen. Das war ja schon immer meine Meinung, und Sie haben es sich redlich verdient.«
Ob Renz damit nun Judith allein oder sie beide meinte, ob hier im Moment überhaupt vom aktuellen Fall die Rede war, konnte Walter Dreyer nicht ganz erkennen. Dass Judith mit diesem Rechtsmediziner irgendetwas aus der Vergangenheit verband, auch wenn es vermutlich nur dienstliche Beziehungen waren, missfiel ihm. Er wusste, dass das übertrieben war, konnte aber nichts dagegen tun.
Judith freute sich über den Zuspruch von Dr. Renz und antwortete: »Na ja, ich habe ihn noch nicht vernehmen können und ob dieser Mann gesteht? Da bin ich eher skeptisch. Wir werden ihm die Taten ganz genau beweisen müssen.«
»Haben Sie Zeugen?«, wollte Dr. Renz wissen.
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