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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)
Autoren: Heike Schroll
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hatte sicher nicht mit Leon über ihre Probleme gesprochen. Sie wollte nicht zu viel sagen und möglicherweise ein Geheimnis preisgeben. »Ich leiste ihr einfach ein wenig Gesellschaft und vielleicht erholt sie sich ja bald.« Unverbindlicher konnte sie sich nicht ausdrücken. »Was machst du eigentlich hier draußen in der Kälte?«
»Ich räume auf. Das ganze Gelände sah ja schlimm aus.« Damit hatte Leon zweifellos recht, indes erklärte es nicht, warum ausgerechnet er sich des verwahrlosten Geländes annahm. Deswegen fragte sie nach: »Und warum? Willst du etwa gärtnern?«
Leon musste schmunzeln. »Passt nicht zu mir, stimmt’s?«
Laura lachte. »Komm schon. Das passt zu dir wie ne olle Deern.«
»Wie bitte?«
»Oder wie ...«
»Laura, rede deutsch mit mir!«, bettelte Leon spaßhaft, »machst du mir etwa Komplimente?«
»Träum weiter, mein Lieber. Aber im Ernst. Was treibst du hier?«
»Na, Botho meinte, ich bräuchte eine Beschäftigung. Da habe ich überlegt und bin so übers Gutsgelände gelaufen und dachte, kümmerst du dich eben mal um die Gewächshäuser.«
»Leon«, wollte Laura ihn necken, »und mit Elvira Bauer hat das zufällig nichts zu tun?«
»Wie kommst du denn darauf? Frag doch bei Botho nach!«, bestritt Leon, seltsam leise, einen Zusammenhang und sah mit einem Mal ganz unglücklich aus.
Laura bestürzte sein Stimmungswechsel und sie ging lieber nicht weiter darauf ein. »Na dann, viel Erfolg weiterhin. Man sieht schon deutlich, dass hier jemand die Dinge in die Hand nimmt und sich zu schaffen macht«, wollte sie ihn mit einem Lob wieder aufmuntern.
Leon sah ihr hinterher und fühlte sich ganz leer. Laura hatte recht. Was machte er hier eigentlich? Das Ganze hatte nichts, aber auch gar nichts mit seinen Plänen von ungebundenem, fidelem Leben zu tun. Er sah zum Haus von Elvira und ihren Kindern. Der Streifenwagen stand daneben. Vorhin hatte er Walter Dreyer reingehen sehen. War dort alles in Ordnung? Die Kinder kamen gar nicht raus. Das Wetter war doch schön und es war schon fast Mittag. Er hatte sich extra ein neues Spiel für sie überlegt – Ziegelsteine sammeln und zu einem großen Würfel aufstapeln. Fritzi und Dany würden zwar mächtig schleppen müssen und nicht allzu lange durchhalten können, da die losen Steine im riesigen Gewächshaus verstreut lagen, trotzdem sollte ihnen das Spaß machen. Die Kleinen waren nicht besonders kräftig. Wie auch, bei der zierlichen Mutter? Jäh tat ihm sein Herz weh.
Dann sah er plötzlich Fritzi hinter dem Haus zu den Bäumen im Gutspark laufen. Und Leon beobachtete ungläubig, wie ein Mann hinter dem Jungen herschlich.

Laura betrat das Gutshaus über die geschwungene Freitreppe und rief in der Diele: »Hallo, Astrid?« Als Hausfreundin durfte sie zwar jederzeit unangemeldet kommen und das Haus betreten, wollte sich jedoch wenigstens deutlich bemerkbar machen.
Aus der Küche hörte sie, wie ein Stuhl beiseitegeschoben wurde. Sie ging auf die warme Gemütlichkeit zu. Es roch herrlich nach Kaffee und frisch gebackenen Brötchen. Dann fiel ihr auch schon Astrid weinend um den Hals. »Es tut mir so leid!«
Laura hielt sie fest. »Dir tut es leid, warum das denn?«, wehrte sie ab, »ich bin hier, um dich um Entschuldigung zu bitten!«
Ihre Freundin antwortete nicht und schluchzte weiter an ihrer Schulter. Das war schon seltsam genug. Doch was Laura dann durch das Küchenfenster im Park sah, war noch viel seltsamer: Ein Mann rannte, mit Fritzi unter dem Arm, zu den Blutbuchen und wenige Meter dahinter rannte Leon und schrie irgendetwas. Auch der Kleine schrie vor Angst. Das bekam sogar Astrid mit und drehte sich um.
»Was ist denn da los?«
»Walter!«, Laura hatte auch noch ihren Nachbarn entdeckt, der sich suchend umsah. Sie riss das Fenster auf und rief so laut sie konnte: »Zu den Blutbuchen! Zu den Blutbuchen!«
Astrid war schon auf dem Weg nach draußen, Laura hatte Mühe, ihr zu folgen. Sie hörten lautes Gebrüll und kindliche Hilferufe. Dann sahen sie es: Ein Mann in Arbeitsklamotten versuchte im Weglaufen, Leon abzuschütteln, der ihm auf den Rücken gesprungen war. Der kleine Fritzi wurde irgendwie am Boden mitgeschleift, und dann war auch noch Walter Dreyer da und rief laut: »Stehen bleiben! Sofort! Ich bin die Polizei. Lassen Sie den Jungen los!«
Er musste seine Aufforderung noch zwei Mal wiederholen, um sich in dem Getümmel Gehör zu verschaffen. Laura mischte sich ein und stellte dem Flüchtenden ein Bein. Der
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