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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)
Autoren: Heike Schroll
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erfahren?«
»Lemke war dort ein typisches Alphamännchen. Er hat die anderen eingeschüchtert und getriezt. Bis auf eine Prügelei war ihm selbst aber nie etwas nachzuweisen. Seine Strafe musste er allerdings bis auf den letzten Tag absitzen«, betonte Dr. Grede.
Dann berichtete Judith ihm von den Ergebnissen der Obduktion.
»Ein Selbstmord von Michaelis? Warum? Schuldgefühle wegen der Bücherschiebereien?« Grede konnte sich das nicht vorstellen.
»Ich denke auch nicht, dass es ein Suizid war«, unterstütze Judith Brunner seine Zweifel.
»Ich bin mir sicher, der vom Tatort im Wohnzimmer getrennte Fundort spricht eindeutig für eine zweite anwesende Person. Eine Stichwaffe, wie von Dr. Renz beschrieben, haben wir auch nicht gefunden. Es war Mord!«, war Dr. Grede fest überzeugt.
Doch Judith erinnerte sich: »Ich hatte mal einen Fall mit einem tödlichen Herzstich, der sich als ein Selbstmord herausstellte. Die Frau war tot von ihrem Mann gefunden worden, der sich so schämte, dass er das Messer entfernte, sie badete und anschließend in einem Waldstück vergrub.«
»Mag sein«, gab Dr. Grede zu, »aber in unserem Fall sehe ich kein Motiv für einen Selbstmord. Außerdem wissen wir nun, dass Michaelis nicht der Mörder von Robert Wolff war.«
»Die Schnitte. Ich weiß«, gab Judith Brunner zu. »Kommen Sie, reden wir mit dem Mann.«
     
     
    ~ 63 ~
     
    Als Judith Brunner den kleinen Verhörraum betrat, stand Berthold Lemke nicht auf. Er saß, der Tür zugewandt, breitbeinig auf dem Stuhl. Sein rechter Arm hing lässig hinter der Lehne. Lemke sah gut aus und er wusste das auch. Seine schwarzen Schuhe waren ziemlich verdreckt, ansonsten wirkte er selbst in seinen Arbeitsklamotten ungewöhnlich gepflegt. Die aufgekrempelten Ärmel seines dunkelgrünen, dicken Arbeitshemdes ließen mehrere Tätowierungen erkennen. Er sah sie durch eine schwarze Haarsträhne, die ihm locker in die Stirn gefallen war, eindringlich an.
Derartiges Gehabe kannte Judith Brunner zur Genüge. Sie war nicht beeindruckt. Ein weiterer schöner Mörder also. Sie setzte sich dem Mann gegenüber.
Dr. Grede nahm, wie schon bei Dampmanns Verhör, wieder neben der Tür Platz.
Dann sah Judith Brunner den Delinquenten ebenso intensiv an und begann: »Herr Lemke, ich bin Hauptkommissarin Brunner. Das ist mein Stellvertreter, Dr. Grede. Während dieses Verhörs läuft ein Tonband mit. Sie sind hier, weil Sie im Verdacht stehen, Fritzi Bauer entführt zu haben, und ihn umbringen wollten, zwei Mal. Außerdem, weil Sie Robert Wolff und Bruno Michaelis ermordet haben. Was sagen Sie dazu?« Judith Brunner hatte bewusst mit den beweisbaren Verbrechen begonnen.
Es blieb still im Zimmer. Nach einigen Momenten konnte Berthold Lemke den Augenkontakt mit Judith Brunner nicht mehr halten und sah zum Fenster hinaus.
»Das kann Sie jetzt nicht überraschen, Herr Lemke«, ließ ihm Judith Brunner keine Zeit, »Sie wurden mit dem Jungen unterm Arm gefasst.«
»Na und?« Lemke veränderte ein wenig seine Haltung und begann, mit dem Stuhl zu kippeln.
Judith nahm seine Äußerung auf: »Na und? Der Junge hat Sie sogar wiedererkannt! Ihre Tätowierungen haben ihn mehrfach beeindruckt«, wies sie Lemke auf seinen linken Unterarm hin.
Der Mann kippte seinen Stuhl geräuschvoll nach vorn und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Der kleine Mistkerl!«
»Es geht ihm gut, falls Sie das interessiert«, ärgerte Judith Brunner ihn weiter und bluffte: »Er hat Sie übrigens am Teich gesehen. Im Postauto. Als Sie Wolffs Leiche versteckt haben.«
»Wusste ich’s doch! Hätte den Bengel einfach in dem Eisloch lassen sollen. Hätte vielleicht besser geklappt!«
Judith Brunner ermahnte ihr Gegenüber deutlich: »Werden Sie bitte nicht laut, Herr Lemke«, und fragte dann interessiert: »Warum haben Sie den Jungen denn überhaupt aus dem Eis gezogen?«
Geschmeichelt durch die Neugier der Hauptkommissarin gab Lemke an: »Der musste ja woanders gefunden werden. Sie hätten sonst den ...«, und jäh unterbrach er sich.
Doch es war passiert!
Judith Brunner ließ nicht locker. »Sie wollten sagen, sonst hätten wir vielleicht den Jungen im Teich gesucht und dabei die Leiche von Robert Wolff entdeckt, die Sie so endgültig versenkt hatten?«
Ärgerlich maulte Lemke: »Was fragen Sie denn noch, wenn Sie schon alles wissen?«
»Diesen Satz habe ich ja noch nie gehört, wie originell! Außerdem war es sinnlos, den Kleinen zu verstecken, denn seine Schwester hatte
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