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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen
Autoren: James Barclay
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Einzelgänger«, sagte Auum.
    »Nein. Auf den anderen wird man hören, man wird ihm glauben. Die Furcht wird zunehmen.«
    Auum nickte. »Das ist wahr. Komm jetzt, der Tempel ist noch einen Tagesmarsch entfernt.«
    Serrin betrachtete immer noch den toten Söldner.
    »Andere werden kommen«, überlegte Auum. »Wir müssen die TaiGethen am Tempel warnen, sie müssen sich wappnen. Was ist denn?«
    »Irgendjemand hilft ihnen.«
    Auum nickte. »Ich weiß. Sonst könnten sie den Tempel nie entdecken. Wir werden herausfinden, wer es ist. Yniss wird uns leiten. Hier können sie uns nichts antun, mein Priester. Dies ist unser Land.«

DREI
     

Einsamkeit ist die schlimmste Strafe, denn ein Elf ist niemals allein, nicht einmal im Tod.
     
    I ch habe so viele Angehörige meines Volks gerettet, wie ich nur konnte.«
    Du hast viele Tausende dem Tod überlassen.
    »Ich hatte keine Wahl.«
    Du hattest die Möglichkeit, Tapferkeit zu zeigen und zu kämpfen. Dennoch hast du es vorgezogen, kehrtzumachen und zu fliehen.
    »Ich habe diejenigen verteidigt, die ich retten konnte.«
    Du hast diejenigen verlassen, die dich brauchten. Du bist ein Feigling.
    »Nein, das bin ich nicht …«
    Feigling, Angsthase, Verräter. Du hast keinen Mumm und bist zu Recht verbannt. Du verdienst den Tod. Warum atmest du überhaupt noch?
    »Weil Yniss, mein Gott der Harmonie, den Wunsch hat, mich noch schwerer zu bestrafen, indem er mich am Leben erhält.«
    Pah! Wie bequem für dich, dein erbärmliches, jämmerliches Leben deinem Gott zur Last zu legen. Die Götter haben sich an dem Tag von dir abgewandt, an dem du dein Volk im Stich gelassen hast. Sie warten auf den Augenblick, in dem du den Mut findest, das zu tun, was du schon am Tag deiner Schande hättest tun sollen. An dem Tag, als das Blut so vieler Unschuldiger deine Hände besudelt hat.
    »Ich hätte nicht mehr tun können als das, was ich vollbracht habe.«
    Du hättest im Dienst des Volkes sterben können, das dich geliebt hat. Das hättest du tun sollen. Gib ihnen jetzt, was du versäumt hast. Bekenne dich zu deiner Schuld. Tritt vor deinen Gott hin und erkenne dein wahres Wesen.
    Takaar wandte sich von dem Stein ab, den sein Peiniger als Sitzplatz ausgewählt hatte. Er vermochte der Wahrheit nicht länger ins Gesicht zu blicken. Viele Mannshöhen unter ihm rauschte der Fluss Shorth dahin, selbst aus dieser Höhe ein betörender Anblick. Das Wasser wirbelte und stürmte gegen die nackten Felsen an.
    Hinter ihm erstreckte sich der unendliche Regenwald, der ihn zu verhöhnen schien. Alle Wesen, die im Dienst ihres Gottes Tual lebten, atmeten und starben, erzeugten einen Höllenlärm, der ihm den Kopf zu sprengen drohte und jeden vernünftigen Gedanken wegfegte.
    Er hob den Blick zum Himmel und flehte Gyal an, ihm Antworten zu senden. Die Göttin des Regens erhörte sein Flehen und entfesselte einen Sturm, der die Schreie des Waldes erstickte und ihm reinigende, läuternde Tropfen auf den Kopf prasseln ließ. So weckte sie die Erinnerungen.
     
    Rotes Licht flammte hinter dem Dunst auf. Das Lied erstarb. Der Dunst verflog, als hätte Yniss selbst ihn mit der Hand weggefegt, und die Reihen der Feinde wurden sichtbar. Auf dem Wall richteten sich die Krieger auf. Takaar starrte die Feinde an und wusste, welche Gefühle die Verteidiger nun hegten. Er atmete tief ein, um sein rasendes Herz zu beruhigen.
    Schließlich blinzelte er. Das war doch nicht richtig. Nach einer ganzen Generation voller Kämpfe durfte es nicht auf diese Weise enden. Der Waldboden wimmelte auf einmal vor Fußsoldaten der Garonin. Dicht an dicht wie Ameisen strömten sie herbei und rückten langsam vor. Tausende und Abertausende waren es. Hinter ihnen kamen die Kriegsmaschinen und walzten die Bäume platt, ohne auch nur eine Handbreit vom Kurs abzuweichen. Es waren Hunderte.
     
    Takaar hockte sich hin und zog die Knie an die Brust. Langsam wiegte er sich hin und her, die nackten Zehen auf die Felskante der Klippe gekrallt. Dabei ließ er den Blick zur gegenüberliegenden Klippe und zum Regenwald dahinter wandern. Bald verschwamm es ihm vor Augen, weil ihm die Tränen über die Wangen rollten. Heute wie an jedem anderen Tag erkannte er die Wahrheit.
    »Ich bin ein Feigling. Das Blut Unschuldiger besudelt meine Seele«, flüsterte er.
    Gut so, gut.
    Takaar stand auf. Das Dröhnen des Wassers wurde lauter und vermischte sich mit dem Trommeln des Regens auf dem nackten Fels und dem Blätterdach. Sein Geist war nun leer. Nicht einmal
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