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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen
Autoren: James Barclay
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erklärt. Noch zehn Tage, bis alle durch sind. So lange müssen wir ausharren. Takaar, du musst entscheiden.«
    »Was soll ich entscheiden?«, erwiderte er. »Die Art und Weise, wie wir sterben wollen? Da draußen oder hier drinnen? Es gibt keinen Ausweg, Yniss hat uns verlassen.«
    Takaar lächelte Pelyn an, die ihn verwirrt anstarrte.
    »Du sagtest …«
    »Es ist zu spät.« Wieder schüttelte Takaar den Kopf. »Zu spät. Es tut mir leid, es tut mir so leid.«
    Takaar wich einen Schritt zurück.
    Der Regen hatte aufgehört, Gyals Tränen flossen nicht mehr. Abermals wandte sie das Gesicht von ihm ab. Er hatte es nicht besser verdient. Takaar betrachtete die Klippe und den ausgetretenen Flecken, wo er gestanden hatte. Er würde wieder herkommen. Etwas anderes blieb ihm nicht übrig.
    »Morgen«, sagte er. »Morgen wird es anders verlaufen.«
    Er nahm seine Lügen mit sich und schlich geduckt unter das Blätterdach des tropfnassen Regenwaldes.
     
    Nachdem Sildaan ihnen versichert hatte, dass ihnen nichts geschehen würde, führte Leeth die Tempelpriester auf den Vorplatz hinaus. Tief im Innern des Tempels hatten sie nicht viel gehört, doch das Gefühl, dass etwas Schreckliches geschehen war, hatte jeden Stein durchdrungen. Als die kalte Luft hereingeweht war, hatten die Priester Gebete angestimmt. Leeth hatte Mitleid mit ihnen empfunden, und dieses Gefühl änderte sich nicht, als sie außerhalb des Heiligtums standen und das Licht auf eine neue Welt herabschien. Oder, genauer gesagt, auf den Weg zurück in eine sehr alte.
    Leeth tat den ersten Schritt in das Licht hinaus, erblickte die toten TaiGethen auf dem Boden und das Eis, das sich in den Rissen der äußeren Tempelwand noch hielt, und begriff, dass er dem nicht gewachsen war. Am Rande des Vorplatzes warteten die hässlichen Menschengestalten. Einer stand bei Sildaan. Es war ihr Anführer Garan.
    Hinter Leeth murmelten und fluchten die fünf anderen Priester und sprachen abermals Gebete. Sie waren nicht nur zornig, sondern auch verwirrt wegen Sildaan. Eine von ihnen, aber sie war da drüben bei den Feinden und bei den verstümmelten Körpern der besten Krieger in Yniss’ Diensten. Die Luft schmeckte falsch. Beschmutzt. Das war wohl die Magie, die Sildaan erwähnt und auf die sie so große Hoffnungen gesetzt hatte.
    »Wartet hier«, sagte Leeth. Er ging zu Sildaan hinüber. »Was hast du getan?«
    »Dies ist ein Kampf auf Leben und Tod, Leeth«, erklärte Sildaan. »Tu nicht so, als hättest du das nicht längst begriffen. «
    »Und diesen Kampf gewinnen wir, indem wir unsere eigenen Leute umbringen?«
    »Manchmal muss man etwas opfern.«
    »So nennst du das also?«
    »Die TaiGethen werden sich uns niemals anschließen. Ynissul oder nicht, sie behindern uns. Wir haben doch schon darüber gesprochen. Dies ist der einzige Weg.«
    »Wir haben darüber gesprochen, sie gefangen zu nehmen«, sagte Leeth.
    Sildaan lachte. »O ja, das hast du erwähnt. Ich dagegen bewege mich in der wirklichen Welt. Aus Achtung vor dir und vor ihnen bot ich ihnen einen Ausweg. Kannst du dir vorstellen, welche Reaktion das hervorgerufen hat?«
    »Ich will nicht einsehen, dass dies hier das Richtige sein soll.« Leeth schüttelte den Kopf. »Du und ich, wir stimmen in dem überein, was hier geschieht. Wir wissen, dass wir die alte Ordnung wiederherstellen müssen. Allerdings müssen genug von uns übrig bleiben, um zu herrschen. Du kennst die Schwierigkeiten der Ynissul – oder aller Elfen, wenn man es genau nimmt. Wir können es uns nicht erlauben, unsere Brüder so beiläufig zu töten. Nicht einmal die TaiGethen.«
    Sildaan trat auf Leeth zu. Sie überragte ihn, sie war schneller und gewandter als er. Doch er zuckte mit keiner Wimper. Sildaan sah ihm tief in die Augen und hoffte, ihn zu verunsichern.
    »Wir haben oft genug darüber geredet, Leeth. Die aus unserer Linie, die sich gegen uns wenden, nützen uns nichts, und wir müssen den Tempel in unseren Besitz bringen. Wir müssen unseren Standpunkt so nachdrücklich verdeutlichen, dass es im ganzen Wald und in allen Städten zu hören ist. Dies ist der erste Schritt.«
    »Die Einnahme des Tempels, na schön. Jarinn ist bereits nach Ysundeneth unterwegs. Aber dies hier? Das war ein sinnloses Gemetzel. Sie waren unsere Freunde. Du hast viele von uns getötet, und wenn ich es mir recht überlege, finde ich es geschmacklos, unseren Tempel mit diesen Menschen zu beschmutzen.«
    »Verlier nicht die Nerven, Leeth. Die Männer werden
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