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Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
Autoren: Manfred Wegener
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Augenblick handeln, in dem Sie den Impuls erhalten. Konzentrieren Sie sich jetzt bitte. Haben Sie mich verstanden?«
    » Verstanden«, dachte Harder. »Ich warte.«
    Von der Eisfläche wallte brodelnder Dampf auf und strebte in weißen Wolken nach oben. Es gurgelte und zischte, als die feurigen Strahlen den Aggregat-Zustand des Wassers zurück verwandelten. Tausende Tonnen Eis verdampften im Sekundenbruchteil und verschwanden einfach. Es war ein fantastischer Anblick.
    Harder dachte an die Sekunde, in der er eingreifen musste.
    Das Duplikat konnte seine thermische Energieabgabe bewusst steuern, aber die Kälte griff sofort zu, wenn die Wärmemengen schwächer wurden, und ließen die Dämpfe erstarren. Andererseits durfte der Angehörige, selbst wenn er tot war, nicht einmal mit den schwächeren Ausläufern der Energie in Berührung kommen. Der Positronik wäre eine Wiedererweckung mit einem total verbrannten Körper nicht mehr gelungen. Da musste selbst die Kunst der Medo-Roboter und der biologischen Abteilung zwangsläufig versagen.
    Dann kam der Impuls.
    Harder, der den Lageort genau kannte, in welchem der Angehörige ruhte, griff blitzschnell und konzentriert zu. Der brettsteife Körper schoss aus dem Riesenkrater hervor und blieb waagrecht in der Luft hängen. Vorsichtig ließ er ihn weiter schweben, bis er das Ufer erreicht hatte. Dort ließ er los. Langsam schwebte der echte Angehörige zu Boden.
    Jetzt sah Harder die Gestalt genauer. Der Mann hätte sein Zwillingsbruder sein können, so sehr ähnelte er ihm. Sein Körper wies keinerlei Beschädigungen auf, wenigstens war nichts zu sehen, was auf äußere Gewalteinwirkung hingedeutet hätte. Folglich musste das Eis ihn erstickt haben.
    Biologisch gesehen war er etwa so alt wie Harder, obwohl er nach der Relativ-Zeit einige tausend Jahre älter sein musste. Aber sein Körper war von einem bestimmten Alter an dem Zell-Regenerierungsprozess unterzogen worden, den man auch an Harder vorgenommen hatte.
    Xyx deutete auf die am Boden liegende Gestalt. »Ähneln sich alle Terraner in dieser Weise?«
    » Nein, bestimmt nicht. Es ist sogar höchst selten. Im anderen Falle hätte der Wächter mich wohl damals nicht erweckt. Wir müssen sogar die gleichen Gedankenmuster und Gehirnfrequenzen besitzen, ganz abgesehen von der spezifischen elektrischen Körperaura. Es war ein vollkommener Irrtum, der durch unrichtige Grunddaten zustande kam. Aber ich bin der Ansicht, dass wir keine Zeit mehr vergeuden sollten.«
    » Sie scheinen es wohl gar nicht mehr abwarten zu können, was?«, fragte Xyx. Seine Stimme klang traurig, und Harder glaubte, das Bedauern darin deutlich heraushören zu können.
    Er zuckte mit den Schultern. Ob Xyx ihn verstand, dass er Heimweh nach der blauen Erde hatte?
    Wohl kaum, dazu musste man Terraner sein, denn für das Tentakelwesen war der Begriff Erde identisch mit einer nichtssagenden bevölkerten Welt am Rande eines unbedeutenden Spiralnebenarmes der Galaxis.
    »Werde ich noch benötigt?«, drang ein Impuls in seine Gedanken.
    Das Muster stand abwartend über dem Eis. Es hatte seine Aufgabe erfüllt.
    »Wir danken Ihnen«, sagte Harder einfach. »Ohne Ihre Hilfe wäre es mir kaum gelungen, den Toten aus dem Eis zu befreien.«
    »Dann verabschiede ich mich. Ich werde Ihnen jedoch Licht zurücklassen.«
    Das grelle Strahlen erlosch. Das Muster sank langsam in sich zusammen und löste sich auf. Nur ein schwaches Glimmen blieb, das sich gleichmäßig über die Oberfläche verteilte und sie schwach erhellte. Es genügte indes völlig zur Orientierung.
    Harder hob die Leiche des Angehörigen mit seinen telekinetischen Kräften wieder an.
    Der Tote schwebte in einem Meter Höhe über den Boden dahin. Sein Körper, der keinerlei biologische Funktionen mehr erfüllen konnte, war durch das kalte Luft-Medium wieder hart wie Glas geworden.
    Einige Minuten später erreichten sie die Schiffe und starteten, nachdem Harder den toten Angehörigen sorgfältig in eine schnell erstellte Kü hl-Zelle untergebracht hatte.

 
    23
     
     
     
    In der Wächterstation XPN-4429 herrschte die Emsigkeit unermüdlich arbeitender Maschinen. Die biomedizinische Extra-Station arbeitete unter Einbezug aller verfügbaren Roboter. Schon jetzt befand sich die Erweckungsphase eines klinisch und biologisch Toten im letzten Stadium. Als die Abtastköpfe der steuernden Positronik das Einfädelungsprogrammband an der letzten Schaltphase passiert hatten, schlug der Angehörige die Augen auf.
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