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Eins zu Null für Schreckenstein

Eins zu Null für Schreckenstein

Titel: Eins zu Null für Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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sich hätte ein Anruf bei Fräulein Doktor Horn genügt, um die Mädchen zur Rückgabe zu zwingen. Doch Druck von oben schied als unritterlich von vornherein aus. Streich wurde mit Gegenstreich beantwortet, und ein Schreckensteiner Streich hatte drei Punkte zu erfüllen: Nichts darf beschädigt, niemand geschädigt werden, und es soll lustig sein.

    Nach dem Abendessen wippte plötzlich ein Kilt in den Saal, Iain Mac Harris, diesmal allein, kam, um sich zu verabschieden. Nach viel Gerede, Gefrage und Adressenaustausch, zeigten ihm die Großen vom Ritterrat noch die Folterkammer mit der schwenkbaren Wand zum Geheimgang und dem Kasten, aus dem sich Paule, der Knochenmann mit der Sense, herausneigte, als Dampfwalze auf die zwischen den Steinfliesen eingelassene Leiste trat. Das tat er zwar meistens, doch diesmal mit Absicht.
    „Oh!“ sagte der Schotte, ohne zu erschrecken, „Gespenst mit eigene Garage! Das gibt es nicht in Duncraig !“

    Duncraig – so hieß seine ehemalige Schule, auf einem Felsen am Meer gelegen. Der Name sei, wie er im Eßsaal erklärt hatte, eine Zusammenziehung aus zwei schottischen Wörtern, die immer ein wenig anders sind als die englischen. Dun – heißt Befestigung auf einem Hügel oder Berg; Craig – ein felsiger Platz; Frei übersetzt soviel wie Felsenburg. Auch wo sie lag, hatte er ihnen auf der Karte gezeigt, und jetzt führten sie ihm, nicht ohne Stolz, sämtliche Foltergeräte vor. Aber weder die Streckbank, die Dornen der Eisernen Jungfrau noch das Zahnrad zum Herausdrehen der Eingeweide schien ihn zu beeindrucken.
    „Haben wir alles nicht“, stellte er fest. „Bei uns, man wirft die
    Gefangene gleich ins Meer hinunter. Zweihundertfünfzig Fuß!“
    „Ungefähr achtzig Meter“, rechnete Mücke um.
    Die Ritter sahen einander an, und Stephan sprach aus, was alle dachten. „Dieses Duncraig wird immer aufregender. Da muß ich in den Ferien unbedingt hin!“
    Ein dumpfes und ein helles Klopfen ließ sie aufhorchen. Es wiederholte sich rhythmisch und kam von der Treppe. Quietschend bewegte sich die schwere Eisentür; Beni kam hereingehumpelt.
    „Ich hab’s!“ rief er und schwang sich auf den steinernen Richtertisch.
    Stephan, Andi, Hans-Jürgen, Dieter gesellten sich zu ihm, in den Sesseln dahinter nahmen Ottokar, Klaus und der Schotte Platz. Dampfwalze lagerte wie üblich auf der Streckbank.
    Die Idee, die Beni entwickelt hatte, hörte sich gut an. Auf Iain Mac Harris’ Gesicht bildeten sich wieder Sommersprosseninseln.
    „Eine richtige Kriegsrat!“ freute er sich. „Ihr tragt ja auch den Sgian Dubh innen. Hab ich sofort bemerkt.“
    „Nicht uninteressant!“ lobte Hans-Jürgen Benis Plan mit zwei Negationen. Minus mal Minus gibt ja, wenn auch ungern, so bekanntlich doch Plus.
    „Vor allem, daß wir bei Tag kommen!“ ergänzte Dieter. „Nachts passen die jetzt auf wie die Luchse.“
    „Damit war alles besprochen.“ Ottokar nickte. „Dann geh ich gleich mal zum Rex.“
    „ Ef Es! Ef Es!“ rief Andi und rieb sich die Hände. Im Gänsemarsch stiegen sie die Treppe hinauf. Oben, unter dem Kreuzgewölbe, verabschiedete sich Iain Mac Harris.
    „Es war sehr schön bei euch, und ich bewundere die Akribie mit der ihr vorbereitet eure Streiche. Nur eines ich habe nicht verstanden. Bitte, was ist Ef Es?“
    Andi erklärte es ihm unter dem Gelächter der Ritter. „Das ist die Abkürzung von höchster Zustimmung Fulminante Sache!“
    Jetzt lachte Iain Mac Harris, als habe er die Schallmauer durchbrochen. „Oh, that’s really Ef Es!“
    Und nach schraubstockartigem Händedruck für jeden, wippte der Kilt über die Zugbrücke hinaus.

    „Aufstehen, Dauerlauf!“ rief Emil, derzeit „Wecker vom Dienst“, in jedes Zimmer des Nord — , West — und Südflügels. Fünf Minuten später trabte die Ritterschaft in Turnhose und Sonntagsschuhen durch den Prinzengarten, stieg nach kalter Dusche wieder in die Sonntagsschuhe – diesmal mit Kniestrümpfen und Obstmesser rechts innen an der Wade und begab sich, von Oskar, dem „ Gonger vom Dienst“, mit drei Schlägen aufgefordert, in den Eßsaal .
    Was beim Frühstück selten vorkam, geschah: Ottokar trat ans Schwarze Brett, läutete mit der Kuhglocke und sagte an: „Heute findet kein Unterricht statt. Wir machen einen Schulausflug.“
    Da es beim Frühstück keine Schweigezeit gab, hagelte es sofort Kommentare zu dieser Überraschung.
    „Muß das sein? Ich hab schon Blasen vom Dauerlauf’, brummte Armin.
    „Mann! In den
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