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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück
Autoren: Claudia Carroll
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anscheinend niemanden, an den er sich wenden kann. Heute Nachmittag wollte er zu seiner Exfrau, um mit ihr zu reden, aber deren neuer Freund, mit dem er schon gestern einen Zusammenstoß hatte, hat ihn nicht zu ihr gelassen, und jetzt ist der arme Kerl total fertig. Außerdem ist das Wochenende fast vorbei, und er hat seine Töchter überhaupt nicht gesehen.«
    »Mehr musst du mir gar nicht erklären«, sagt Gerry nachdenklich. »Es geht ihm mies, und er braucht dich. Das verstehe ich, ehrlich.«
    »Gerade hat er mir gesagt, dass er es allein in seinem winzigen Schuhschachtel-Apartment überhaupt nicht mehr aushält. Deshalb hat er gefragt, ob er noch mal bei mir übernachten darf. Und ich konnte nichts anderes antworten als: klar, ist doch selbstverständlich. Es ist einfach nicht richtig, dass er in so einer Situation alleine ist.«
    »Dann trink am besten aus«, lächelt Gerry und steht auf. »Ich fahr dich nach Hause.«
    »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher. Hey, ich kauf dir sogar noch eine Tüte Chips für die Heimfahrt.«
     
    18  Uhr
    Als sie vor Fionas Haus halten, parkt da schon Tims Auto. Einen unbehaglichen Moment sehe ich, wie Fiona sich überlegt, ob sie Gerry hereinbitten soll oder nicht – schließlich ist er doch den ganzen weiten Weg gefahren, und sie hat ihr Date viel zu früh beendet. Außerdem kann ich nicht umhin zu bemerken, dass sie sich nicht für ein zweites Date verabreden. Oder wie Fiona immer sagt, das Date, bei dem man den Bauch nicht mehr einziehen muss.
    Aber Gerry erspart ihr alle Mühe und Peinlichkeit, indem er die Entscheidung für sie trifft.
    »Also, es ist Sonntagabend …«
    »Ja?« Sie sieht ihn hoffnungsvoll an.
    »… und noch ziemlich früh …«
    »Ja …«
    »Also …«
    »Also …«
    »… na ja, hast du vielleicht eine gescheite DVD , die wir uns anschauen könnten?«
     
    18  Uhr 20
    Der einzige Film aus Fionas spärlicher DVD -Sammlung, auf den sie sich einigen konnten, ist
Der Pate
. Und jetzt sitzen Fiona, Gerry und Tim eng zusammengequetscht auf Fionas kleinem Zweisitzersofa.
    In trauter Dreisamkeit.

Kapitel 24
    Kate
    Schrecklich. Alles ist schrecklich. Ich muss meine ganze Kraft zusammennehmen, um bei Kate reinzuschauen. So eine Angst habe ich vor dem, was mich dort erwartet.
    Wie sich herausstellt, habe ich auch allen Grund dazu.
    Es ist Sonntagabend, und Kate öffnet gerade die Tür. Draußen stehen – ich kann es gar nicht glauben! – Pauls Bruder Robbie, das Dorngestrüpp, ihre älteste Tochter Kirsten, die morgen einen Tag schulfrei hat und unbedingt mitfahren wollte, und – haltet euch fest! – Julie. Jawohl, Julie mit den ausgebleichten Haaren ist auch dabei. Die Regina zufolge in einer skandalös kurzen Zeit nach der Trennung mit Paul zusammenziehen wird.
    Ich zittere wie Espenlaub, mir ist übel, und ich habe echt das Gefühl, dass ich gleich kotzen muss.
    Noch unerträglicher wird die Sache dadurch, dass Kate zu allen total nett ist – ihr ist bewusst, dass sie und Paul sich in einer Krise befinden, und trotzdem bemüht sie sich, mit seiner grässlichen Familie zurechtzukommen. Alles ihm zuliebe. Für den Mann, der in ein paar Monaten sowieso aus ihrem Leben verschwinden wird. Ja, ich weiß, letztlich wird sich für sie alles zum Besten wenden, aber es bringt mich um, wenn ich daran denke, was zuerst noch alles passieren muss. Warum ist das Leben manchmal so hart? Mir schießen die Tränen in die Augen, wenn ich mir Kates Zukunft vorstelle, und ich kann sie nicht mal richtig unterstützen. Sondern nur zuschauen, hoffnungslos und hilflos.
    Wie sich herausstellt, ist der Grund für den unerwarteten Besuch, dass Robbie Karten für das Bruce-Springsteen-Konzert heute Abend in der RDS Arena bekommen hat. Eine Karte für ihn, eine für das Dorngestrüpp, eine für Julie und … ein großes Fragezeichen schwebt über der Entscheidung, wer das letzte Ticket bekommt. Doch Kate löst das Problem ganz uneigennützig.
    »Paul, Schätzchen«, sagt sie entschlossen. »Nimm du doch die Karte. Du liebst Bruce Springsteen, und ich kann hier bleiben und mich um Kirsten kümmern.«
    »Das ist ja cool, Tante Kate«, strahlt das kleine Mädchen und schenkt Kate ein dankbares Zahnlückenlächeln.
    »Wieso hast du morgen eigentlich keine Schule, Süße?«
    »Da ist pädagogischer Tag. Daddy sagt immer ›blöder Lehrertag‹ dazu.«
    Niemand denkt daran, Kate dafür zu danken, dass sie auf die Kleine aufpasst, und ich werde das Gefühl nicht los, dass alle
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