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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal
Autoren: Janet Evanovich
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und fand es schwierig, in der Wohnung allein zu sein. Nachdem ich auf Jimmy Alpha geschossen hatte, war ich zum Telefon gekrochen und hatte die Polizei gerufen, bevor ich ohnmächtig zusammenbrach. Die Beamten trafen so schnell ein, daß sie Ramirez noch auf meiner Feuerleiter verhaften konnten. Dann schafften sie ihn ins Gefängnis und mich ins Krankenhaus. Ich hatte mehr Glück gehabt als Alpha. Er war tot. Ich lebte.
    Zehntausend Dollar waren auf meinem Bankkonto eingetrudelt. Bis jetzt hatte ich noch keinen Cent davon ausgegeben. Was mich daran hinderte? Die siebzehn Stiche, mit denen mein Allerwertester genäht werden mußte. Wenn die Fäden gezogen waren, wollte ich mir etwas völlig Verrücktes gönnen, zum Beispiel übers Wochenende nach Martinique fliegen. Oder mir eine Tätowierung machen lassen. Oder mir die Haare rot färben.
    Ich zuckte zusammen, als es an meiner Tür klopfte. Es war kurz vor sieben Uhr abends, und ich erwartete keinen Besuch. Vorsichtig humpelte ich in die Diele und sah durch den Spion. Ich schnappte vor Überraschung nach Luft. Es war Joe Morelli.
    Er trug ein Sportjackett und Jeans, war glatt rasiert und kam anscheinend gerade vom Friseur. Mit einem selbstgefälligen Grinsen starrte er auf den Spion. Er wußte genau, daß ich ihn gesehen hatte und mir nun überlegte, ob es klug war, die Tür aufzumachen. Er winkte freundlich, und ich mußte daran denken, daß wir vor zwei Wochen schon einmal genauso voreinander gestanden hatten, nur mit vertauschten Rollen.
    Ich schob die beiden Riegel zurück, ließ die Sicherheitskette aber noch hängen. Dann machte ich die Tür einen Spalt auf. »Ja?«
    »Nimm die Kette ab«, sagte Morelli.
    »Warum sollte ich?«
    »Weil ich dir eine Pizza mitgebracht habe, und wenn ich sie hochkant durch die Ritze schiebe, rutscht der ganze Belag runter.«
    »Eine Pizza von Pino?«
    »Natürlich eine Pizza von Pino.«
    Ich verlagerte mein Gewicht auf das andere Bein, um meine linke Seite zu schonen. »Warum bringst du mir eine Pizza?«
    »Ich weiß nicht. Ich hatte einfach Lust dazu. Machst du nun die Tür auf oder nicht?«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden.«
    Er lächelte fies. »Du hast doch nicht etwa Angst vor mir?«
    »Also… doch.«
    Er lächelte immer noch. »Die solltest du auch haben. Du hast mich mit drei Leichen in einen Kühlwagen gesperrt. Früher oder später werde ich dir das heimzahlen.«
    »Aber heute abend nicht mehr?«
    »Nein«, sagte er. »Heute abend nicht mehr.«
    Ich hakte die Sicherheitskette aus und ließ Morelli herein.
    Er stellte die Pizza und den Sechserpack Bier in die Küche und drehte sich zu mir um. »Anscheinend bist du heute nicht sehr gut zu Fuß. Wie geht es dir?«
    »Prima. Zum Glück hat Alphas Kugel fast nur Fett erwischt. Den meisten Schaden hat sie in der Dielenwand angerichtet.«
    Sein Lächeln war verschwunden. »Und wie geht es dir wirklich?«
    Ich weiß auch nicht, woran es liegt, aber irgendwie gelingt es Morelli immer, mir den letzten Rest an Selbstbeherrschung zu rauben. Selbst wenn ich auf der Hut bin und höllisch aufpasse, bringt er mich dazu, daß ich ihn in einem Moment am liebsten umbringen und im nächsten vernaschen möchte, oder daß ich zumindest an meinem Urteilsvermögen zweifle. Kurz gesagt, Morelli setzt jede Menge unerwünschter Emotionen in mir frei.
    Nun sah er mich besorgt an, und um seinen Mund spielte ein ernsthafter Zug, den den beiläufigen Ton seiner Frage Lügen strafte.
    Ich biß mir auf die Lippe, aber die Tränen kamen trotzdem und kullerten mir die Backen hinunter.
    Morelli nahm mich in den Arm und hielt mich fest. Dann drückte er mir einen Kuß aufs Haar.
    Wir blieben lange so stehen, und wenn ich nicht solche Schmerzen im Hintern gehabt hätte, wäre ich womöglich eingeschlafen, so tröstlich und friedlich war es, so geborgen fühlte ich mich in Morellis Armen.
    »Wenn ich dir eine ernste Frage stelle«, murmelte Morelli in mein Ohr, »gibst du mir dann eine ehrliche Antwort?«
    »Vielleicht.«
    »Erinnerst du dich noch an damals, als wir in der Garage Eisenbahn gespielt haben?«
    »Deutlich.«
    »Und als wir in der Bäckerei zu Boden gingen…«
    »Auch.«
    »Warum hast du mitgemacht? Bin ich wirklich unwiderstehlich?«
    Ich legte den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen. »Ich glaube, es hatte eher etwas mit Neugier und Rebellion zu tun.« Von wild gewordenen Hormonen ganz zu schweigen.
    »Dann gibst du also zu, daß es teilweise auch deine eigene Schuld
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