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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal
Autoren: Janet Evanovich
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sichergestellt, und man hat kaum Unkosten. Der Straßenpreis geht runter, und die Qualität geht rauf.«
    »Und die Süchtigen sterben.«
    »Genau.«
    »Was meinst du, warum Ramirez Sal und Louis erschossen hat?«
    »Vielleicht wollte er ein paar Mitwisser beseitigen.«
    Morelli leuchtete die hintersten Winkel des Kühlwagens aus. Ich konnte ihn im Dunkeln kaum sehen, aber ich hörte seine Füße scharren, als er sich bewegte.
    »Was machst du da?« fragte ich.
    »Ich suche nach der Knarre. Falls du es noch nicht gemerkt haben solltest, mir steht das Wasser bis zum Hals. Mein Zeuge ist tot. Wenn ich Ziggys verschwundene Waffe nicht finde, auf der sich mit ein bißchen Glück noch lesbare Fingerabdrücke befinden, bin ich ebenfalls geliefert.«
    »Du hast immer noch Ramirez.«
    »Der sich vielleicht als gesprächig erweist, vielleicht aber auch nicht.«
    »Ich glaube, du machst dir unnötig Sorgen. Schließlich kann ich bezeugen, daß Ramirez bei zwei kaltblütigen Morden am Tatort war, und außerdem lassen wir einen großen Drogenring auffliegen.«
    »Das wirft vielleicht ein schlechtes Licht auf Ziggys Charakter, aber es ändert nichts daran, daß sie glauben, ich hätte einen unbewaffneten Menschen erschossen.«
    »Ranger sagt, man muß dem System vertrauen.«
    »Ranger kümmert sich einen Dreck um das System.«
    Ich wollte nicht, daß Morelli für ein Verbrechen in den Knast wanderte, das er nicht begangen hatte, aber ich wollte auch nicht, daß er bis an sein Lebensende auf der Flucht war. Im Grunde war er kein übler Kerl, und so ungern ich es auch zugab, er war mir richtig ans Herz gewachsen. Wenn die Jagd auf ihn vorbei war, würden mir seine Neckereien und die nächtlichen Gespräche bestimmt fehlen. Sicher, ab und zu ging er mir gehörig auf die Nerven, aber in letzter Zeit regten sich auch so etwas wie partnerschaftliche Gefühle für ihn in mir, und meine alte Wut war ein wenig verraucht. Es fiel mir schwer zu glauben, daß man ihn trotz der vielen neuen Beweise einbuchten würde. Vermutlich verlor er dann auch noch seine Arbeit bei der Polizei. Aber in meinen Augen war das immer noch leichter zu ertragen als ein langes Leben auf der Flucht.
    »Ich bin dafür, daß wir die Polizei anrufen. Sollen die doch diesen ganzen Mist aufklären«, sagte ich zu Morelli. »Du kannst dich nicht bis ans Ende deiner Tage verstecken. Denk doch mal an deine Mutter. Und an deine Telefonrechnung.«
    »An meine Telefonrechnung? Ach, verdammt, Stephanie, du hast doch nicht etwa auf meine Kosten telefoniert?«
    »Wir haben eine Abmachung. Du wolltest dich von mir abliefern lassen, wenn wir den fehlenden Zeugen gefunden haben.«
    »Da wußte ich auch noch nicht, daß er tot ist.«
    »Jetzt kriege ich eine Räumungsklage an den Hals.«
    »So toll ist deine Wohnung nun auch wieder nicht. Außerdem kannst du dir deine Puste sparen. Wir wissen beide, daß du nicht imstande bist, mich gegen meinen Willen festzunehmen. Du kriegst die Prämie nur, wenn ich mitspiele. Du mußt dich also noch ein bißchen gedulden.«
    »Deine Einstellung gefällt mir nicht, Morelli.«
    Das Licht wirbelte herum, und er machte einen Satz Richtung Tür. »Es ist mir ziemlich egal, was du von mir hältst. Ich habe eine Stinkwut im Leib. Mein Zeuge ist tot, und ich kann die verdammte Tatwaffe nicht finden. Es ist gut möglich, daß Ramirez wie ein Kanarienvogel singt und mich entlastet, aber bis es soweit ist, stelle ich mich nicht freiwillig.«
    »So ein Blödsinn. Das ist gegen dein eigenes Interesse. Was, wenn dich inzwischen ein Bulle entdeckt und auf dich schießt? Außerdem habe ich einen Job zu erledigen, und ich werde ihn erledigen. Ich hätte mich nie auf diese Abmachung einlassen dürfen.«
    »Es war eine gute Abmachung«, sagte er.
    »Hättest du dich darauf eingelassen?«
    »Nein. Aber ich bin auch nicht du. Ich habe Fähigkeiten, von denen du nur träumen kannst. Und ich bin wesentlich ausgekochter, als du es je sein wirst.«
    »Du unterschätzt mich. Ich kann auch ganz schön hart sein.«
    Morelli grinste. »Du bist eine Marshmallow. Weich und süß, und wenn man dich heiß macht, wirst du klebrig und lecker.«
    Ich war sprachlos. Nicht zu glauben, daß ich mir noch vor wenigen Sekunden freundliche, sorgenvolle Gedanken um dieses Rindvieh gemacht hatte.
    »Ich lerne schnell, Morelli. Am Anfang habe ich ein paar Fehler gemacht, aber mittlerweile bin ich imstande, dich abzuliefern.«
    »Aber sicher doch. Und wie willst du das anstellen? Indem du
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