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Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)

Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)

Titel: Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)
Autoren: Mary C. Neal
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Bedürfnisse der anderen über die seinen stellte.
    Als ich mich dem Teenageralter näherte, wurde ich unabhängiger und begann, meine eigenen Ansichten zu vertreten. Ich fand heraus, dass mein Vater trotz seiner ausgeprägten Fähigkeit zu gemeinsamen Unternehmungen nicht sehr gut darin war, seine Gefühle mit mir zu teilen oder über Themen zu diskutieren, die ich als wichtig oder schwierig empfand. Ungeachtet seiner Schwächen verehrte ich ihn – und war fassungslos, als im Frühjahr 1970 die Ehe meiner Eltern zerbrach und meine Mutter ihn aufforderte, das Haus zu verlassen.
    Zu jener Zeit galt eine Scheidung noch immer als Skandal, und so war ich schockiert, als meine Eltern sich im Herbst 1971 endgültig trennten. Ich war in der siebten Klasse und wurde schnell zu einer ebenso verwirrten wie wütenden Jugendlichen. Konfrontiert mit der Scheidungsanzeige in der Zeitung konnte ich nicht länger verleugnen, dass meine aus den 1950er-Jahren stammende Vorstellung von einer typisch amerikanischen Familie zerstört worden war. Während dieser Phase erschien mir die Teilnahme am Gottesdienst als eine der wenigen Konstanten in meinem Leben.
    Meine zwei älteren Geschwister waren bereits auf dem College, während mein Bruder und ich weiterhin mit der Mutter im Haus unserer Kindheit lebten. Jeden Sonntagmorgen fuhr mich mein Vater zum Frühstück im örtlichen Schnellimbiss und anschließend zum Gottesdienst. Nach wie vor beschämt und wohl auch wütend über die Scheidung meiner Eltern, weigerte ich mich, mit ihm zusammen in die presbyterianische Kirche zu gehen. Also besuchten wir stattdessen den Frühgottesdienst in der Episkopalkirche. Hinterher unternahmen wir gewöhnlich einen Spaziergang und kehrten dann zu seiner Wohnung zurück, um den Tag mit einem Abendessen – Brathähnchen mit grünen Bohnen – zu beschließen. Das war die einzige Speise, die er je zuzubereiten wusste. Obwohl ich seine Grenzen erkannte, hielt ich weiterhin an dem Wunsch fest, dass er nach Hause und unsere Familie zu dem Ideal meiner erinnerten Kindheit zurückkehre.
    Meine Mutter war jung, attraktiv und interessant, weshalb ich ihr den Wunsch, mit einem anderen Mann auszugehen, nicht hätte missgönnen sollen. Ich tat es trotzdem und versuchte, solche Techtelmechtel auf jede erdenkliche Weise zu stören. Immerhin war Mack der erste Typ, der es nach dem Auszug meines Vaters ernst mit ihr meinte. Als ich jedoch eines Abends nach Hause kam, fiel mir auf, dass er tatsächlich alle von mir gerade gebackenen Plätzchen (von denen kein einziges für ihn bestimmt war) aufgefuttert hatte. Wutentbrannt sagte ich ihm meine Meinung – und war dann äußerst entzückt, ihn nie wiederzusehen.
    Der nächste Mann, der mit viel Geschick Mamas Aufmerksamkeit fesselte, war George. Er stand dem Country Club vor, wo meine Brüder arbeiteten, und sie erzählten ihm von unserer Mutter. Nachdem sie ihn gedrängt hatten, endlich bei ihr anzurufen, entwickelte sich zwischen George und Mama eine innige Beziehung. Obwohl die Trennung meiner Eltern seit langem vollzogen war, fand ich die Vorstellung, dass meine Mutter einen »Freund« hatte, unerträglich. Zu seiner Ehre muss gesagt werden: Er war lustig, freundlich, sanftmütig, verständnisvoll und äußerst geduldig. Außerdem war er der beste und ausdauerndste Rückenkratzer, den die Menschheit je kannte, was – wie ich hinzufügen könnte – eine sehr erfolgreiche Methode war, meinen Widerstand zu brechen. Er liebte meine Mutter und liebte ihre Kinder. So hielt sie ungefähr ein Jahr nach dem ersten Rendezvous eine Familiensitzung ab und bat uns um die Erlaubnis, George zu heiraten. Es war unmöglich, ihr dieses Glück zu verweigern. Doch tief im Innern blieb ich gespalten. George war zwar ein anständiger Mann und in meinen Augen sicherlich ein vernünftiger Stiefvater, aber ich betete weiterhin täglich für die Rückkehr meines Vaters und des Lebens, das ich gekannt hatte.
    Bis zu dem Moment im Jahre 1973, da der Pfarrer George und Mama offiziell zu »Mann und Frau« erklärte, bat ich inständig darum, meine Vater möge eintreffen, um die Hochzeitszeremonie zu unterbrechen und seine Familie zurückzuverlangen. Als dies nicht geschah, zog ich den Schluss, dass Gott sogar meinen verzweifeltsten Gebeten kein Gehör geschenkt und sie ganz gewiss nicht beantwortet hatte.
    In meiner Enttäuschung verwarf ich sogar den Gedanken ans Beten. Ich war nur ein winziges Geschöpf auf einem Planeten mit über vier
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