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Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)

Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)

Titel: Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)
Autoren: Mary C. Neal
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würde.
    Vor dem Abschluss an der Medical School wurde ich in ein renommiertes Ausbildungsprogramm für orthopädische Chirurgie in New York City aufgenommen. Voraussetzung dafür war eine zweijährige Ausbildung in allgemeiner Chirurgie an anderer Stätte. Da meine Beziehung mit Bill sich prächtig entwickelte, kam mir dieses Arrangement sehr gelegen. Es beglückte mich, die ersten beiden Jahre an der UCLA absolvieren zu können.
    Die Ausbildung in allgemeiner Chirurgie war äußerst intensiv und ließ kaum Zeit für Essen und Schlafen, geschweige denn für Aktivitäten, die nicht unmittelbar mit meiner Arbeit verbunden waren. Obwohl ich weiterhin Gottes Willen beherzigte, seiner Führung vertraute und gemäß den Anweisungen Jesu Christi lebte, rückte der Schöpfer nur allzu leicht wieder in den Hintergrund. Ich hatte wirklich keine Zeit für ihn.
    Es war, als hätte ich Gott auf die Rückbank meines Wagens gesetzt. Ich wollte ihn in meiner Nähe haben, aber er durfte mich nicht ablenken; jedenfalls war ich nicht bereit, ihn den Wagen fahren zu lassen. Zum Glück ist Gott geduldig und treu. Er sitzt hinten und wartet einfach auf unsere Aufforderung, nach vorn zu kommen, damit er steuern und auf die Pedale treten kann. Wenn wir ihm die Autoschlüssel aushändigen, nimmt er uns mit auf eine unglaubliche Reise.
    Das heißt jedoch nicht, dass es auf meinem Weg nicht flüchtige Hinweise auf Gott gegeben hätte. Zwar hat die Medizin in jüngerer Zeit – allerdings eher versuchsweise – die geistige Komponente im Heilungsprozess wie auch im Sterben anerkannt, aber kranken Menschen ist dieser Zusammenhang seit jeher wohlvertraut. Während meiner Ausbildung bin ich vielen Patienten begegnet, die das Bedürfnis hatten, mir über ihre spirituellen Erfahrungen zu berichten. Das geschah meist in Form einer Entschuldigung und in verlegenem Ton, weil sie mich nicht kränken wollten und meinten, Mediziner würden ihnen nicht zuhören oder solchen Ausführungen keinen Glauben schenken. Wissenschaft und Spiritualität galten als unvereinbar.
    So erinnere ich mich zum Beispiel an Jennifer, ein Mädchen, das im Alter von vierzehn Jahren unter totalem Leberversagen litt. Als ich mich ihrer annahm, hatte sie gerade eine Lebertransplantation hinter sich. Das geschah zu einer Zeit, in der diese Art von Eingriff noch im Entwicklungsstadium war, weshalb die Prognose düster ausfiel. Nach der Operation gab es zahlreiche Komplikationen, und die neue Leber arbeitete nicht richtig. Eine wichtige Aufgabe der Leber besteht darin, Gerinnungsfaktoren zu produzieren, aus denen sich dann Klümpchen bilden, die die Wunde »abdichten«. Ohne diese im Blut zirkulierenden Faktoren kann ein Patient an Wunden oder auch nur leicht verletzten Hautstellen verbluten. In den 1980er-Jahren standen dafür noch keine wirksamen Ersatzstoffe zur Verfügung.
    Während wir also warteten, dass die neue Leber zu funktionieren begann, gaben wir Jennifer mehrfach ganze Bluttransfusionen mit faktorreichem Plasma. Fast täglich brachten wir sie in den Operationssaal zurück, um jene Stellen zu entdecken und zu kontrollieren, wo starke Blutungen auftraten. Jennifer am Leben zu erhalten war keine leichte Aufgabe, und sie wurde dieses Hin und Hers bald überdrüssig.
    Eines Tages erzählte sie mir, dass sie keine Angst vor dem Sterben habe, aber davor, was mit ihren Eltern passieren würde. Offenbar hatte sie ihnen, als die Leber versagte, zu erklären versucht, dass Gott bei ihr sei, sie liebe und ihre »Heimkehr« wünsche. Und nur weil ihre Eltern das nicht akzeptieren wollten, hatte sie einer Lebertransplantation zugestimmt.
    Als ich wieder einmal Vorbereitungen traf, Jennifer in den Operationssaal zu fahren, sagte sie mir, dass sie nicht zurückkommen werde. Sie bedankte sich für alles, was wir für sie getan hatten, und beteuerte, ihre Engel seien ganz nah und ich solle mich nicht grämen. Sie habe Mitleid mit ihren Eltern, aber die müssten sie nun »loslassen«. Ich hörte ihr aufmerksam zu und bejahte die Wahrheit, die in ihren Worten lag. Dessen ungeachtet ließ ich später am Tag, als ihr Herz zu schlagen aufhörte, meinen Tränen freien Lauf.

6
    Eine frohgemute Einstellung
    Trachtet nach dem, was droben ist,
    nicht nach dem, was auf Erden ist.
    Kolosser 3,2
    Meine Zeit an der UCLA verging wie im Flug, und als der Augenblick näher rückte, nach New York zu gehen und dort die Spezialausbildung in orthopädischer Chirurgie zu beginnen, standen drei Dinge
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