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Einmal breifrei bitte

Einmal breifrei bitte

Titel: Einmal breifrei bitte
Autoren: Eva Loretta u Nagy Stern
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auch weiter. Solange Sie sich also nicht ausschließlich mit den Händen Ihre Mahlzeiten einverleiben, haben Sie also auch hier eine ausreichende Vorbildfunktion. Den Zweck eines Löffels wird Ihr Sprössling wohl als Erstes verstehen bzw. erlernen; damit kommt man, wenn einem fairerweise jemand größere Stücke Nahrung etwas kleiner schneidet, ja auch schon recht weit.
    Haben Sie das Gefühl, dass er eines Tages Interesse an einer Gabel hat? Dann geben Sie ihm auch diese – es gibt ja zum Glück Kindergabeln mit stumpferen Zinken, die nicht gleich ein Sicherheitsrisiko darstellen. Kartoffelstücke etwa lassen sich besonders gut aufspießen und eignen sich damit für erste Übungen.
    Und auch das Messer wird eines Tages von Interesse sein – nämlich sobald Ihr Kind sich sein Brot selbst buttern und bestreichen möchte.

    In den ersten Monaten bleiben die Hände aber sicherlich das Hauptwerkzeug, und sollte das auch noch eine Weile länger der Fall sein, machen Sie sich auch hier keine unnötigen Gedanken. Spätestens beim gemeinsamen Essen in einer Betreuungseinrichtung wird die entsprechende Gruppendynamik dann auch für Besteckbegeisterung sorgen. Es ist sowieso ganz und gar erstaunlich, wie selbstständig diese kleinen Wesen innerhalb kürzester Zeit werden und was sie alles lernen und können. Umso erstaunlicher ist es, dass Sie nur durch Zufall davon erfahren werden, wenn Sie beispielsweise bei der Abholung noch unentdeckt beobachten, wie jemand sich, gerade auf dem Weg in den Hof, ohne Mühe Schuhe, Schal und Jacke anzieht, was zu Hause schlichtweg noch jahrelang nicht möglich scheint! Ich hörte sogar – ungelogen – meine Tochter eines Tages zu ihrer Erzieherin sagen: »Weißt Du Jessy, das ist so, ich erklär Dir das mal: Hier kann ich das, aber zu Hause sage ich der Mama, dass ich das noch nicht kann! Da sage ich dann, dass ich noch ein Baby bin und Hilfe brauche!!«

Geschafft: ein komplett fertiger, kleiner Selbstesser!
    Unsere Nahrungseinführung ist nun (also bei Bucherscheinen) seit 2 ½ Jahren vorbei, das Mädchen zählt schon erstaunliche 3 Lenze und ich kann Ihnen jetzt zum Abschluss noch ein erstes Resümee liefern: Karlines grundsätzliche Aufgeschlossenheit gegenüber neuem Essen und Geschmack hat sich phasenweise sehr verabschiedet – die Selbstesservariante generiert also auch keinesfalls und zwingend einen kleinen, neugierigen Gourmet, der immer fröhlich nach neuen geschmacklichen Abenteuern sucht. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, sie letzlich nur noch und ausschließlich mit Penne Napoli oder Obst begeistern zu können. Alles andere »hab ich einmal po-briert, aber mag es nicht, Mama. Wirklich nicht«.
    Das ist die einzige »Übergriffigkeit«, die ich mir in ihrem Speiseplan erlaube: Ich bestehe darauf, dass sie alles neu Angebotene zumindest einmal probiert. (Alle paar Monate behaupte ich dann wiederum, dass sie das bei der betreffenden Speise noch nicht getan habe, bzw. erkläre ihr, dass sich ihr Geschmacksempfinden ja auch ändern könne und sie das daher mal lieber schnell überprüfen solle, sonst würde sie vielleicht etwas Spannendes verpassen! Mit Schokolade, die sie anfangs lustigerweise auch verschmähte, habe ich da ein ganz gutes Beispielargument …)
    Das Gute ist: Ich weiß, dass ich darauf vertrauen kann, dass sie isst, wenn sie Hunger hat. Und so traue ich mich mittlerweile auch durchaus, ihr zu erklären, dass das soeben Servierte die aktuell einzige Möglichkeit sei, zu essen, und gehe nicht auf ihre alternativen Bestell-Wünsche ein. Dann halte ich das Hungergequengel bis zur nächsten Hauptmahlzeit aus.
    Generell habe ich das Gefühl, dass feste Essens- und auch »Snack«-Zeiten sehr sachdienlich wirken: Dazwischen gibt’s nichts, auch nicht mal eben am späten Nachmittag auf dem Weg nach Hause, selbst wenn wir an unserem Stamm-Kiosk vorbeikommen – sonst ist es ja nur allzu verständlich, dass die Gemüsesuppe beim Abendessen keinen Gefallen findet, wenn vorher 17 Gummibärchen ihren schwungvollen Weg in den Magen antraten.
    Ausnahmen bestätigen meine vermutete Regel, das ist natürlich klar. Im Urlaub z. B. handhaben wir alles laxer. Darüber hinaus habe ich entdeckt, dass es bei Karline sehr sinnvoll ist, ab und an ihren Süßigkeitsbedarf zu antizipieren – indem ich ihr von mir aus in Maßen etwas Schokolade oder Gummibärchen anbiete, verhindere ich einen allzu großen, modern gesagt, Jieper, also eine allzu große Gier darauf. Außerdem macht so
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