Einmal breifrei bitte

dass unser Kind sich gerade mit viel Elan Selbstesser-Fähigkeiten antrainierte, auch in dieser Hinsicht sehr gelegen.
    Da ich keine vergleichenden Erfahrungen in Sachen Beikost und auswärts essen gemacht habe, kann ich mir keine ernsthaften Schlussfolgerungen erlauben. Mein Eindruck allerdings ist, dass sich ein Restaurantbesuch mit einem Kind, das durchaus für die Angebote auf der Speisekarte zu begeistern ist, ungleich entspannter gestaltet als ein solcher, bei dem man eine Gläschenaufwärmung organisieren und vor allem den Löffel Richtung Kinderrachen schwingen muss, statt sich selbst zu versorgen.
    Am Anfang war Karline vollkommen zufrieden damit, sich auf meinem Schoß von meinem Teller zu bedienen. Selbstredend habe ich in dieser Zeit mit großem Bedacht meine Gerichte ausgesucht. Interessant war übrigens hierbei, die Erwähnung dieser Betrachtung wird mir mein Mann hoffentlich nicht allzu übel nehmen, dass tatsächlich in etwa 97 % aller Fälle ich diejenige war, die nichts allzu exotisch Gewürztes, Scharfes, Gebratenes bestellte, es sei denn, ich meldete vorher eine kulinarische Ego-Auszeit an! Um meinem Mann aber sofort wieder argumentativ beiseitezustehen, möchte ich noch anführen, dass er es natürlich durch das voll gestillte erste halbe Jahr überhaupt nicht gewohnt war, Verantwortung dafür zu übernehmen, was in unser Kind eingefüllt wurde, und somit auch nicht seine Essenswünsche mit Karlines Nahrungsaufnahme in eine mögliche Verbindung brachte. An dieser Stelle möchte ich deshalb also künftigen Fingerfood-Wegbeschreitern in aller Deutlichkeit klare Absprachen nahelegen, aber die sind ja in Sachen Kindererziehung und -betreuung sowieso uneingeschränkt zu empfehlen.
    Zurück zur Chronologie: Als Karline nach und nach im Umgang mit Essen geschickter und sicherer wurde, trauten wir uns auch, sie mit weniger Einflussnahme (auf dem Schoß kann man ja relativ schnell einschreiten und fast schon fliegende Lebensmittel noch rechtzeitig auffangen) autark im Kinderstuhl arbeiten zu lassen.
    Muss ich erwähnen, dass wir selbstverständlich auch die Wahl unserer Restaurants danach gestalteten, dass sowohl wir als auch Karline sich im jeweiligen Ambiente wohlfühlten und nicht den Eindruck haben mussten, wir zerstören entweder Mobiliar, Atmosphäre oder gar Ansehen des Lokals? Elegante, ganz in Weiß und minimalistisch dekorierte Szeneläden mieden wir natürlich, aus Rücksicht auf die Nerven der Betreiber, der anderen Gäste und auch auf unsere. Ein Restaurant, in dem man dem Kind, das ohnehin viel zu jung ist, so etwas zu verstehen, pausenlos sagen muss, dass es sich ruhig und unauffällig zu verhalten hat, ist natürlich kein sinnvolles Ziel für einen Familienausflug. Aber auch hier lässt sich Evas Credo mal wieder hervorragend anwenden: Verfahren Sie so, dass möglichst alle Beteiligten maximal vergnügt und entspannt sind.
    Oft genug gibt es in Restaurants auch Sitzbänke, auf denen sich Alleinesitzer schon herrlich lümmeln können. Ich habe in solchen Fällen einfach eine Einweg-Wickelunterlage als Sitzpolsterschutz und Auffangvorrichtung verwendet.
    In Situationen, in denen mir das ausgewählte Essen zu flüssig bzw. das ausgewählte Restaurant und dessen Tischdeko doch zu elegant für Karlines kreative Herangehensweise an Mahlzeiten schien, habe ich mir und ihr einfach einen Spaß daraus gemacht, uns jeweils abwechselnd eine Gabel oder einen Löffel zu kredenzen – vorausgesetzt natürlich, sie gab mir deutlich zu verstehen, dass sie an Nachschub interessiert war! Auch hierbei war ganz klar zu sehen und zu spüren: Sie nahm sehr vergnügt und zufrieden zur Kenntnis, dass sie genau dasselbe wie die Großen essen durfte.
    Hier ein paar unserer favorisierten Speisen in verschiedenen Restaurantbetrieben:
    Italienisch
Mozzarella und Tomate
Vitello Tonnato
Antipasti-Gemüse, falls nicht allzu ölig und entsprechend flitschig
Nudeln, Nudeln, Nudeln und: Nudeln!
Risotto
ab und an auch mal ein Stückchen Pizza Margherita
    Orientalisch
Hummus und Fladenbrot
Falafel
Couscous
    Asiatisch
Die meisten Läden servieren auf Nachfrage gerne eine kleine Portion Reis mit etwas Hühner- oder Gemüsebrühe versetzt, lässt sich hervorragend löffeln!
In Sushi-Restaurants gibt es immer handlich geschnitzte Gurkensticks für die Makis
Karline mochte auch Omelette-Nigiris (Tamago!)
Für Fortgeschrittene: milde Currys
Edamame eignen sich zwar nicht zum »Auszuzeln«, da außen zu salzig, aber an den