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Einfach sueß, diese Janey

Titel: Einfach sueß, diese Janey
Autoren: Quinn Wilder
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Schalungsbrettern werde ich vielleicht nicht von größtem Nutzen für Sie sein. Aber ich kann es und werde mich nicht darüber beklagen."
    Er unterdrückte eine Verwünschung. "Jetzt habe ich zehn Minuten eine Frau auf der Baustelle, und schon vergeuden wir Zeit mit sinnlosem Gequatsche."
    "Sie haben doch damit angefangen!" entgegnete sie empört und hievte sich das nächste Brett auf die Schulter. "Und jetzt gehen Sie mir aus dem Weg!"
    Mit Genugtuung bemerkte sie, wie ihm der Mund vor Verblüffung offen stehen blieb. Vic Hamilton war es nicht gewöhnt, herumkommandiert zu werden. Einem Mann von seinem Schlag musste man aber von Anfang an zeigen, dass man sich nicht einschüchtern ließ. Entschlossen marschierte Janey mit ihrer schweren Last an Vic und dann an Moose vorbei. In der Miene des Bauarbeiters spiegelte sich Hochachtung.
    Vic sah Moose wütend an. Er hatte fest damit gerechnet, dass Moose ihr das Leben schwer machen würde. Statt dessen schaute der Hüne jetzt wie ein verunsicherter Schuljunge drein.
    "Mann, Boss, sie is'n kleiner Hüpfer. Es is' gemein, sie so schwer schleppen zu lassen."
    Die beiden Männer blickten Janey nach. Sie war bereits bis auf die Haut durchnässt, und die nasse Jeans schmiegte sich an ihre weiblichen Rundungen. Unmöglich, zu vergessen, dass sie eine Frau war. Vic sandte Moose einen finsteren Blick zu, bevor er den Hügel hinaufstürmte, gerade als Janey wieder herunterkam.
    "Überlassen Sie die Achter Moose", brummte Vic barsch.
    "Und bringen Sie die Vierer hoch."
    "Ich schaffe die Achter", widersprach Janey eigensinnig. Sie brauchte keine Gefälligkeiten von Vic Hamilton.
    "Sie tun, was man Ihnen sagt, oder verschwinden von meiner Baustelle!" Vic verstand sich selbst nicht mehr. War es nicht genau das, was er wollte? Sie von der Baustelle vertreiben?
    Sekundenlang starrten sie sich an. Janey sah aus wie eine nasse Katze, doch sie warf stolz den Kopf zurück und ging davon.
    Vic schaute ihr wütend nach. Er hatte ihr soeben einen Gefallen getan, verdammt. 
    Irgendetwas warnte ihn, dass er es noch sehr bereuen würde, diese Frau eingestellt zu haben. Er warf einen Blick auf die Uhr. Zwanzig Minuten waren jetzt vergangen, und die Kleine dachte vermutlich nicht im entferntesten daran, die Brocken hinzuschmeißen. Er hätte es doch auf eine gerichtliche Auseinandersetzung ankommen lassen sollen.

2. KAPITEL

    Janey war über und über mit Schlamm bespritzt. Jeder Muskel schmerzte, und das nasse Haar klebte ihr im Gesicht. Sie saß oben auf einem Stapel Bauholz, biss in ihr Sandwich und schloss die Augen. Dankbar hob sie das Gesicht in die Sonne, die kurz zuvor herausgekommen war.

    Es war ein gutes Gefühl, es geschafft zu haben. Im Lauf des Vormittags hatte es Momente gegeben, da sie geglaubt hatte, aufgeben zu müssen. Doch dann hatte sie sich das Bild ihres Vaters ins Gedächtnis gerufen, wie er in diesem Rollstuhl saß, hinfällig und gebrochen. Das hatte ihr neue Kraft gegeben.
    Vor acht Jahren war er ein vitaler, unverwüstlicher Mann gewesen. Die Ärzte führten seinen Zustand auf das jahrelange Rauchen zurück, das sein Herz nicht verkraftet habe. Janey hatte ihre eigene Meinung dazu. Bis zu jenem Abend vor acht Jahren war das Herz ihres Vaters völlig in Ordnung gewesen. Wenige Tage nach Vic's Besuch aber hatte er seinen ersten Herzinfarkt erlitten.
    Moose und Tuffy, wie Vic den kleineren der beiden Männer nannte, saßen auf einem anderen Holzstapel. Sie versuchten nicht, mit Janey ins Gespräch zu kommen, unterhielten sich aber auch nicht untereinander. Janey merkte, dass Moose ihr immer wieder neugierige Blicke zuwarf, Tuffy wirkte unverändert gleichgültig.
    Was soll's? dachte sie, legte sich zurück auf das Holz und schloss die Augen. Wenn doch die Mittagspause nie enden würde!
    Vic hätte wetten können, dass die Kleine längst das Handtuch geworfen haben würde.
    Statt dessen hatte sie den ganzen Vormittag ohne Pause durchgearbeitet. Wie nicht anders zu erwarten war, hatte sie nicht annähernd das Pensum eines normalen, kräftigen Mannes geschafft. Halt, das stimmte nicht ganz. Immerhin hatte sie an diesem einen Morgen mehr geleistet als Raoul in den ganzen zwei Wochen, die er auf der Baustelle gewesen war.
    Raoul hatte in bemerkenswerter Weise die Kunst beherrscht, so auszusehen, als ob er arbeite, aber nichts zustande gebracht. Zudem war er immer wieder für längere Zeiträume verschwunden. Und wenn Vic seine Abwesenheit bemerkt hatte, war Raoul gerade in dem
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