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Einfach losfahren

Einfach losfahren

Titel: Einfach losfahren
Autoren: Fabio Volo
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Rauchen aufhören wollte… wollen wir darüber reden? Carlos Freundin hat neulich eine Diskussion angeleiert, wie wichtig es wäre, den Valentinstag zu feiern. Und er hat sie Mieze genannt… M-I-E-Z-E! Von wegen Mieze: Eine gewöhnliche Katze ist sie, die ihm an den Eiern hängt. Nachdem ich ihr eine halbe Stunde zugehört hatte, stand es mir bis hier. Dann meinte sie noch, nächsten Dienstag würde einer der Träume ihres Lebens wahr, dann würden nämlich sie und ihr Tiger sich eine Küche aussuchen gehen. Wie kann eine Küche der Lebenstraum einer Siebenundzwanzigjährigen sein? Das finde ich so zum Kotzen… Wo ist der Unterscheid zwischen diesem Samstagabend und dem letzten? Dass wir nicht ins Galaxy gegangen sind, sondern nach Hause. Punkt. Ich bin achtundzwanzig und lebe schon in der Illusion des Straßenbahnführers… Verdammter Mist! Aber so schnell gebe ich nicht auf.«
    »Illusion des Straßenbahnführers?! Bist du ballaballa? Komm, gib dein Bier her.«
    »Nein, du bist ballaballa, wenn du das nicht verstehst! Weißt du, was der Straßenbahnführer macht, Michele?«
    »Ich bin immer schwer beeindruckt, wenn du mich beim Namen nennst. Was soll er schon machen… er lenkt die Straßenbahn.«
    »Irrtum! Es scheint, als ob er die Straßenbahn lenkte, es scheint, als wäre er Herr über das Fahrzeug, aber in Wirklichkeit macht er nur eines: bremsen und beschleunigen. Den Rest machen die Gleise. Er bestimmt höchstens die Geschwindigkeit, aber auch das nicht nach Gutdünken, denn selbst die Zwischenhalte sind reglementiert und müssen nach Fahrplan angefahren werden. Bei uns ist es genauso: Gymnasium, Uni, Arbeit, Heirat, Kinder, Endstation! Am Ende bestimmen wir nur, wie viel Zeit wir dafür brauchen. Die Einzigartigkeit des Lebens auf zwei Funktionen reduziert: beschleunigen oder bremsen. Punkt. Wir machen uns nur vor, wir würden unser Leben lenken.«
    »Ich weiß nicht, ganz so ist es ja nun nicht, ich finde, du siehst das zu pessimistisch. Die meiste Zeit amüsieren wir uns doch prächtig und haben Spaß. Es ist nicht alles so schwarz, wie du es malst… alles in allem kann ich mich nicht beklagen.«
    »›Ich kann mich nicht beklagen‹ – wie widerlich das klingt… Wir sind hier, um die Welt aus den Angeln zu heben, und du sagst: ›Ich kann mich nicht beklagen.‹ Hör zu, Michele, denk darüber, wie du willst, aber ich habe schon seit längerem einen ganz starken Wunsch: Ich will mich gehenlassen, ich will mehr für mich, ich will mich hineinstürzen, um hinaufzufallen. Das beschäftigt mich schon lange, und ich bin zu einem Schluss gekommen: Warum spielen wir nicht ein bisschen mit dem Leben?«
    »Ich kann dir nicht ganz folgen. Was soll denn das heißen: mit dem Leben spielen? Sollten wir nicht gerade das Gegenteil tun? In unserem Alter mit dem Spielen aufhören und an konkretere Dinge denken, was weiß ich, eine Partnerin finden, uns die Flausen aus dem Kopf schlagen, heiraten, Kinder kriegen, einen Kredit fürs Eigenheim aufnehmen, anstatt bis in alle Ewigkeit Miete zu zahlen. Du weißt doch, Miete zahlen ist so, als würde man das Geld zum Fenster rauswerfen, weil man hinterher weder Geld noch Wohnung hat. In unserem Alter hatten unsere Eltern schon Kinder. Vielleicht ist es ja das, was dich beunruhigt, die Tatsache, dass wir mit achtundzwanzig noch nichts Konkretes gemacht haben. Die biologische Uhr des Mannes oder so. Wenn du eine Frau wärst, würdest du dich jetzt vielleicht nach einem Kind sehnen.«
    »Ja ja, die Thirtysomething-Krise mit achtundzwanzig, die männliche Version der weiblichen Sinnkrise… Sag mal, hältst du mich für ein genetisches Experiment, oder was? Natürlich müssen wir die Dinge tun, die du genannt hast, aber man kann nicht damit anfangen, man kann nicht erst die Schuhe anziehen und hinterher die Strümpfe. Gegen diese Dinge habe ich nichts, aber es gibt für alles den richtigen Zeitpunkt. Schau dir Maurizio an, zum Beispiel. Mit siebenundzwanzig ist er von zu Hause ausgezogen und hat Laura geheiratet. Mann, aber vorher muss man sich doch mal die Welt anschauen, oder? Bei denen spielt sich das ganze Leben auf einem Quadratkilometer ab. Was ein Elend. Er hat das eine Zuhause verlassen und ist sofort ins nächste gezogen, wie ein Kranker, der in eine andere Abteilung verlegt wird. Und die Frau, die er geheiratet hat, die hat doch schon mit jedem von uns was gehabt. Die Frauen hier sind wie Flipperkugeln: erst mit einem, dann mit dem nächsten, und heiraten und ins
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