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Einfach hin und weg

Einfach hin und weg

Titel: Einfach hin und weg
Autoren: Gerhard Jansen
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Energie.)
    Zehn Minuten später liege ich lang in der Badewanne mit Schaum bis zur Nasenspitze. Es gibt sogar Musik dazu, klassische Musik. Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein Bad so ausgekostet zu haben wie in Ferreiros. Auf jeden Fall bin ich für Santiago de Compostela gerüstet und gereinigt.....
     

21.06.2007 Ferreiros – Santiago de Compostela
     
    Die letzten Kilometer gehe ich ganz langsam, so als wollte ich versuchen, das Ende meiner Reise hinauszuschieben. Am steinernen Ortseingangsmonument von Santiago verabschiede ich mich von Alice. Ich möchte alleine sein und jeden Augenblick in mich aufsaugen, jeden Augenblick meiner Ankunft ungebunden genießen, von nichts und niemandem abgelenkt werden.
    Henriette habe ich wunderschön geschmückt mit verschiedenfarbigen Rosen. Vom Monte do Gozo kann ich die Stadt sehen. Wie von Wunderhand gelenkt hat sich der seit fast zwei Stunden fallende Regen verzogen und die Sonne scheint zeitweilig durch die dichten Wolken. Ein merkwürdiges Gefühl beschleicht mich. Erregend und beklemmend zugleich. Herzklopfen! Durch Vorstädte gelange ich in die Altstadt und endlich stehe ich vor meinem Ziel, der Kathedrale von Santiago. Ich verspüre überwältigende Freude und Dankbarkeit und die Tränen fließen über das Gesicht. Ich habe es geschafft. Ich denke an all die, die mir geholfen haben, zu Hause und auf dem Weg. Ich stehe als kleines Menschlein auf dem großen Platz, inmitten hunderter anderer Pilger und bin trotzdem allein, ganz allein. Für einige Minuten bleibe ich ergriffen stehen, in Gedanken versunken und dann fällt die Anspannung. Ich sehe andere Menschen, die mich über Wochen begleitet haben, und wir fallen uns in die Arme. Jeder beglückwünscht jeden ob seiner tollen Leistung und seines Sieges über sich selbst. Etwas Großartiges geschafft zu haben, wozu ihn niemand gezwungen hat.
    Der nächste Weg führt zum Pilgeroffice, wo ich mir den Stempel und die Urkunde für meine Reise abhole.
    Um 12 Uhr ist Messe für alle neu Angekommenen. Ein italienischer Kardinal hält die Predigt, von der ich so gut wie nichts verstehe. Ein spanischer Priester liest die Liste der Pilger vor, die ihr Ziel erreicht haben und erwähnt die Nationalitäten. Eine Nonne singt mit einer Engelsstimme das Kyrieeleison und der Organist lässt den Gottesdienst mit einem gewaltigen, furiosen Finale ausklingen.
    Völlig ergriffen stehe ich noch minutenlang unter der riesigen Kuppel und in meinem Kopf kriecht langsam der Gedanke hoch, dass meine Pilgerfahrt nun am Ende angelangt ist, dass ich neu gewonnene Freunde und den Weg nun zurücklassen muss. Ich bin traurig und glücklich zugleich, angekommen zu sein und da fange ich an zu weinen und kann mich lange nicht mehr einkriegen. Irgendwann kommen dann noch ein paar Weggefährten, die ich noch nicht begrüßt habe. Die nehmen mich in den Arm und alles ist gut.
    Der Rest des Tages ist nur noch Freude. Ich treffe Bernard und Paul und viele Mitglieder der französischen Clique, ich treffe Bridget, der ich ein Ständchen bringe, ich treffe Alice, meine beste Freundin, und wir verabreden uns zum Diner im Hotel Parador, wo wir gemeinsam feiern wollen.
     

     
    Der Abend endet feucht fröhlich mit einem fantastischen Essen (lauter kleine Tapas mit köstlichen Schweinereien und als Nachtisch ein Champagnersorbet, auf ausdrücklichen Wunsch von Ceri, der Engländerin). Beim Verlassen des Restaurants spielt auf dem Platz der Kathedrale eine Tuna Gruppe spanische Volkslieder und bei „Granada“ stimmen wir alle lautstark mit ein. Bridgets Geburtstag wird vor- und Stefans Geburtstag nachgefeiert. Nach einem Absacker in einer Nachtbar habe ich gegen 1 Uhr genug und verabschiede mich ins Bett.
    Nach langer Überlegung habe ich mich entschlossen, am Morgen aufzubrechen und nicht einen Tag länger in Santiago zu bleiben. Der Trubel ist mir zu groß, und ich sehne mich nach dem letzten Teil meiner Reise bis Fisterra oder sogar bis Muxía.
    Ein langsames Auslaufen wird mich wieder bedächtig in die Realität des Alltags führen. Und warum sollte ich nicht bis Finisterre, bis zum Ende der Welt laufen!?
    Nach all dem, was ich bisher geschafft habe, werde ich das wohl auch noch schaffen! !
     

26.06.2007 Santiago de Compostela – Fisterra - Muxía
     
    Einige Leute, die ich in Santiago getroffen hatte, wollten ebenfalls an diesem Morgen nach Fisterra oder wie es auch manchmal genannt wird, nach Finisterre aufbrechen. Ich denke, die Nacht war wohl doch
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