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Einfach ein gutes Leben

Einfach ein gutes Leben

Titel: Einfach ein gutes Leben
Autoren: Peter Ploeger
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als unwahrscheinlich. Dass wir in diese Richtung vorankommen – vorankommen müssen –, hat allerdings einige Plausibilität.
    Allmählich wachsen sie nämlich zusammen, die vielen verstreuten Initiativen zur Selbstorganisation. Oft hängt das Zusammenführen noch an Einzelnen, die vorangehen und den Weg frei machen, Leute wie Frauke Hehl zum Beispiel. Für sie sind neue Arbeitsformen, Selbstversorgung, Eigenarbeit und bürgerschaftliches Engagement im Grunde schon eins. Frauke Hehl ist in den verschiedensten Arten der Selbstorganisation zu Hause, und sicher hat sie sich dafür vorher keinen Plan zurechtgelegt. Ihre Hoffnung ist, dass noch viel mehr ihrer Mitbürger den Impuls bekommen, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen, aktiv an den Bedingungen ihrer Existenz mitzuwirken, statt passiv Arbeits- oder Konsumangebote wahrzunehmen. Wichtig ist allerdings auch, dass Strukturen vorhanden sind, in denen eine aktive Selbstorganisation stattfinden und gebündelt werden kann. Für breite gesellschaftliche Veränderungen ist noch mehr nötig, alsheute bereitsteht. »Eine kritische Masse wird am ehesten erreicht über mehrere einzelne, kleinere Projekte«, schätzt Frauke Hehl, »weil dort mehr als in großen, administrierten Institutionen Vielfalt und Bauchentscheidungen möglich sind. Die Herausforderung ist, eine kritische Masse herzustellen, aber die Vielfalt, das Individuelle zu bewahren.«
    Die Menschen in diesem Buch haben demonstriert, welche neuen Wege Menschen gehen können, um sich noch ein Stück gutes Leben freizuschaufeln und damit irgendwann eine »kritische Masse« zu schaffen. Christa Müller ist überzeugt: »Die neuen Wege sind schon da, man kann sie schon beobachten. Die Leute greifen etwas auf, das in der Luft liegt, und spielen damit. Das ist ein Spielen, es ist sehr leicht, und das ist auch notwendig, damit es als Attraktor funktionieren kann.« Ihnen bleibt zunächst nur, »mit den Mitteln, die vorhanden sind, das Beste zu machen«. Auf ihrem Weg schaffen sie jedoch neue Vorbilder für andere. Die Selbstorganisation, die hier so zahlreiche bunte Blüten treibt, ist anregend und mitreißend.
    Und sie macht Mut und Hoffnung. Hoffnung darauf, dass es ein anderes Wirtschaften tatsächlich geben kann, eines, das die Risiken, blinden Flecken und Hindernisse der alten Ökonomie vermeidet, das sich der Frage, wie es den Menschen eigentlich in ihr ergeht, annimmt und ihnen ein reichhaltigeres und selbstbestimmteres Leben als zuvor eröffnet, in dem ihre Grundbefähigungen endlich gesichert sind.
    Die Menschen in diesem Buch haben einen Anfang gemacht. Er ist zugleich eine Aufforderung: Wir haben euch Chancen genug gezeigt, etwas im Kleinen zu tun! Wartet nicht, dass jemand anderes es für euch tut, keine Politik und keine Interessenvertretung! Die Lücken sind da, nutzt die Räume!
    Ich sehe das Spaltengrün auf dem Gehsteig neben meinem Fiesta immer noch jeden Morgen. Niemand hat es entfernt. Ist auch eine Plackerei, das Gekratze und Geschabe. So wächst es weiter, jeden Tag vielleicht einen halben Millimeter, jedenfalls so langsam, dass man es nicht dabei beobachten kann, langsam genug auch, dass es den Gehsteig nicht heben odersprengen wird, solange ich hier wohne. Der Gehsteig wird ein Gehsteig bleiben.
    Ich beschließe, das Grün wachsen zu lassen, auch wenn das Ärger mit den Nachbarn bedeutet. Man wird immer noch auf dem Gehsteig gehen können, aber er wird sich verändern. Aus den Ritzen heraus wird ihn das Grün allmählich überwuchern, zudecken mit einer lebenden Matte. Er wird immer noch eben sein, aber schöner, alle werden weich auf ihm gehen können und mit ein bisschen Glück werden am Rand Kräuter wachsen. Es wird ein besserer Gehsteig sein, wenn man nur ein paar winzige Pflanzen ihrem Daseinszweck nachgehen lässt. Als ich einsteige und den Motor starte, höre ich schon wieder ein neues Rasseln.

DANK
    Mein herzlicher Dank geht an alle, die an diesem Buch mitgearbeitet haben. In erster Linie sind das diejenigen, die mich in Interviews an ihren Erfahrungen und Ansichten zur Selbstorganisation großzügig teilhaben ließen:
    Dr. Kenneth Anders – Kulturwissenschaftler, Gründer des Büros für Landschaftskommunikation im Oderbruch. Bad Freienwalde.
    Birgit Böcker – Sporttherapeutin, Vorstandsmitglied des Fördervereins für das Freibad Gadderbaum. Bielefeld.
    Oliver Böcker – Sozialarbeiter, Football-Trainer. Bielefeld.
    Niels Boeing – Physiker, Wissenschafts- und Technikjournalist,
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