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Einfach ein gutes Leben

Einfach ein gutes Leben

Titel: Einfach ein gutes Leben
Autoren: Peter Ploeger
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nie vollständig aufgeklärt werden konnten, gehen stetig zurück: Depressionen, Burn-out-Syndrome, Angststörungen oder andere »seelische Überlastungsbrüche« haben an Zahl deutlich abgenommen. Umfragen bestätigen, dass die Neigung zu materialistischen Einstellungen rückläufig ist, die Lebenszufriedenheit insgesamt parallel zugenommen hat. Die Leute reagieren sehr positiv auf die Steigerung ihres Selbstwertgefühls, die ihnen in der aktiven Gesellschaft in der Regel widerfährt. Dennoch: Die Probleme mit diffusen psychischen Symptomen haben sich zum Teil nur verlagert. Selbstorganisation auf diesem hohen Niveau verlangt von einigen Menschen zu viel an Kraft und Eigeninitiative, sodass noch immer zu viele Fälle von Überforderung eintreten.
8.   Öffnung für Kreativität
    Indem die Möglichkeiten für die Einzelne, sich in vielen verschiedenen Formen an relevanten Aufgaben zu beteiligen, sich so sehr verbreitert haben, steigen auch die Chancen, schöpferische Leistungen zu erbringen, deren Ergebnisse in der Lebenswelt wirksam sind. Durch den niedrigschwelligen Zugang zu Produktionsmitteln ist es vergleichsweise leicht geworden, Neuentwicklungen zur Herstellungsreife zu bringen. In den dezentralen Produktionsstätten ist die »Innovation durch jedermann« gefragt. Neue Produkte und vor allem Dienstleistungen werden permanent durch die zahlreichen Mikrounternehmen auf den Markt gespült (viele verschwinden allerdings ebenso rasch wieder).
9.   Nachhaltigkeit
    Subsistenz ist ökologisch und sozial nachhaltiger als eine kapitalistische Marktwirtschaft, das war bereits Milas Eltern klar. Jetzt ist ein Großteil der Bevölkerung an Formen der Subsistenz beteiligt, die zudem durch technologische Entwicklungen flankiert werden und das Wirtschaften damit effektiv nachhaltiger machen. Mila kann sich zum Beispiel sicher sein, dass die allermeisten der Verbrauchsgüter und Gegenstände, die sie täglich benutzt, aus der unmittelbaren Umgebung ihres Wohnortes stammen (sofern sie nicht ohnehin im Convivium oder einer der Quartiersmanufakturen produziert werden). Der Transport der wenigen Importe wird ressourcenschonend bewerkstelligt. Auf ein logistikintensives On-Demand-System wird längst verzichtet, Wartezeiten werden dafür in Kauf genommen. Der Eintrag von Schadstoffen und klimawirksamen Gasen in die Umwelt hat sich dramatisch verringert.
10.   Soziale Gerechtigkeit
    Die Verbreiterung der Existenzbasis der Bürger durch eine Vervielfältigung der Versorgungsmittel (Selbstversorgung plus Eigenarbeit plus Geld plus Tausch etc.) bedeutet eine Entprivilegierung der Versorgungsmittel. Geld hat seinen Monopolstatus verloren. Ebenso sind die Produktionsmittel zu einem guten Teil entprivilegiert, indem sie dezentral organisiert sind. Prinzipiell hat jede (sofern sie möchte) Zugang zu Werkstätten, Rechnern, Gärten und so weiter. Die sich lange Zeit hindurch immer weiter öffnende Schere zwischen den Reichsten und den Ärmsten, die nun nicht mehr allein in Geld und geldwertem Besitz bemessen wird, hat sich in der Folge wieder ein Stück geschlossen.
11.   Selbstbestimmung
    Auf allen Ebenen – der Produktion, der Arbeit, der Lebensmittelversorgung, der bürgerschaftlichen Interessenvertretung und so fort – hält die Selbstbestimmung des Einzelnen und von Gruppen Einzug. Ein Problem bleibt weiterhin, Selbstbestimmung nicht aufzuzwingen. Das bedeutet: Die unterschiedlichen Fähigkeiten der Einzelnen, mit Freiheiten und Wirkmöglichkeiten umzugehen, müssen angemessen berücksichtigt werden. Grundsätzlich ist die weitgehende Selbstbestimmung jedoch als hohes Gut bestätigt worden durch die Praxis des dritten Weges.
12.   Respektierte Grundbedürfnisse
    Selbstbestimmung ist gemeinsam mit dem letzten Punkt, dem Respekt vor den menschlichen Grundbedürfnissen (zu denen auch die Selbstbestimmung zählt), die durchgreifendste und weitreichendste Veränderung. Sie beide betreffen das Menschenbild der Gesellschaft der Selbstorganisation. Es ist ein Menschenbild, das die Grundbefähigungen des Individuums zum erstrebenswertesten Güterkanon macht. Sie so weit wie möglich zu garantieren für eine so hohe Menschenzahl wie möglich ist das erste Ziel jeden Wirtschaftens. Das ist der wichtigste Durchbruch und das deutlichste Symbol der neuen Gesellschaft des dritten Weges.
    Mila ist, wie gesagt, gerade erst geboren. Dass sie einmal in genau der Welt leben wird, die ich ihr an dieser Stelle auf den Leib geschrieben habe, ist mehr
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