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Einem Tag in Paris

Einem Tag in Paris

Titel: Einem Tag in Paris
Autoren: E Sussman
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jüngere Meryl Streep mit ein bisschen mehr Pep. Sie hat nie auch nur eine Sexszene nackt gedreht.
    Wird jemand den nackten Schritt des Mädchens bedecken?
    Der Mann umrundet das Bett, während er das Mädchen mustert. Auch er fühlt sich wohl in seinem nackten Körper. Er hat einen großen Penis, der baumelt, während er geht. Jeremys Körper spannt sich an. Er sollte nicht mit diesen beiden Frauen neben sich hier sein. Dana hätte sie nicht einladen sollen. Er kommt sich prüde vor – das hier sollte gar kein öffentliches Ereignis sein.
    Er sieht auf. Eine Kamera fährt näher heran. Dana ist nicht mehr zu sehen. Niemand hat ein Wort gesagt.
    Der Mann ist älter als das Mädchen, gut zwanzig Jahre. Um genau zu sein, ist sein Körper ein wenig schlaff – Jeremy sieht mit boshaftem Vergnügen, dass der Mann ein paar Pfunde zu viel auf den Hüften hat. Aber es kümmert ihn nicht; er umrundet das Bett und das nackte Mädchen, als wäre er ein Löwenbändiger. Oder der Löwe selbst. Das Mädchen ist seine Beute.
    Dana tritt vor. Irgendjemand hat ihr Wasser über den Kopf gegossen, und sie ist triefend nass. Die Kleider kleben ihr am Körper; Wasser tropft ihr vom Kinn. Das ist kein Sommergewitter – es sieht aus, als wäre sie eben aus der Dusche gekommen. Jeremy erwartet, dass Pascale die Aufnahme unterbricht, dass sie die zuständige Person anbrüllt, sie hätte den Effekt übertrieben – aber die Kamera bewegt sich weiter, und Dana geht weiter auf den Mann zu, und der Mann umrundet weiter das Mädchen auf dem Bett.
    »Sieh mich an«, sagt Dana in einem kehligen Flüsterton.
    Der Mann sieht sie nicht an. Er geht an ihr vorbei und weiter. Das Mädchen auf dem Bett stöhnt auf, als hätte es bereits Sex. Jeremy ist angewidert. Was soll das? Das Mädchen folgt den Blicken des Mannes mit ihren eigenen – ihr Vergnügen rührt von seiner Aufmerksamkeit her. Sie ist erregt; selbst ihre Brustwarzen stehen von ihren prallen Brüsten ab. Wie hat sie das geschafft? Kann eine Frau im Rahmen ihrer Schauspielausbildung lernen, ihre Brustwarzen aufzustellen? Sie kann unmöglich von diesem Idioten mit seinem großen Schwanz erregt sein, denkt Jeremy.
    »Regarde«, sagt Dana auf Französisch, jetzt eindringlicher.
    Donner, wie aufs Stichwort. War das echt? Alle sehen auf – alle bis auf die Schauspieler, die das leise Grollen und die ersten Regentropfen ignorieren.
    Ein paar Techniker sehen Pascale an, die mit einer Hand ein Zeichen gibt: Macht weiter, macht weiter.
    Der Mann setzt sich auf die Bettkante. Das Mädchen rollt sich zu ihm herüber. Dana bleibt stehen und sieht den beiden zu. Ihre Miene verrät Verwirrung, dann Schmerz.
    Der Mann nimmt das Mädchen in die Arme und legt sich neben sie. Das Mädchen sieht aus, als ob es schon jetzt nur noch eine halbe Sekunde von einem Orgasmus entfernt ist. Ihr Körper windet sich, ihr leises Stöhnen wird lauter. Jeremy findet, sie sollte von dem Film abgezogen werden – sie spielt zu übertrieben. Sie gehört in einen Pornofilm, nicht in einen ernsthaften Film von Dana!
    Der Mann streichelt den Körper des Mädchens, liebkost sie, als ob sie seine Katze wäre. Sie schnurrt. O Gott, hört schon auf!, will Jeremy am liebsten schreien. Was soll das denn?
    Dann umrundet Dana das Bett und beobachtet die beiden. Ihre Miene verändert sich – genießt sie diese Szene? Jeremy hofft, dass irgendjemand ihn in den Witz einweihen wird. Hat Pascale ihre erste Komödie gedreht?
    Dana setzt sich auf die Bettkante. Sie streckt eine Hand aus und lässt sie auf der Hüfte des Mannes ruhen. Er hat das Gesicht von ihr abgewandt, bedeckt das Mädchen mit seinen Liebkosungen. Er scheint Dana nicht zu bemerken.
    Es ist eine Fantasie, entscheidet Jeremy. Das Bett, die nackten Liebenden, die verstörte Frau. Sie stellt sich das alles nur vor. Und in einem seltenen Moment schlechten filmischen Geschmacks hat Pascale die Fantasie zum Leben erweckt. Auf einer Brücke mitten auf der Seine.
    Verschone mich, denkt Jeremy.
    Er wendet sich zu Chantal um. Er wird den Kopf schütteln, ihr seinen Abscheu zeigen. Aber sie wendet den Blick nicht von der Szene vor ihnen ab.
    Der Regen wird stärker. Niemand bewegt sich. Ein roter Regenschirm erscheint über Pascales Kopf. Die Menge an der Seine beugt sich weiter über die Absperrungen vor, reißt die Augen auf – was können sie von dort sehen?, fragt sich Jeremy. Sehen sie den Schwanz des Mannes, die rasierte Vagina des Mädchens? Sehen sie Danas
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