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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen
Autoren: Carter Brown
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»Hat sie mit Lloyd dasselbe getan, wenn sie
von Lester Fosse kam?«
    »Was?«
Er starrte mich mit wilden Augen an. »Wovon reden Sie da?«
    » Fosse war doch ihr Liebhaber, oder nicht?«
    »Sie
sind wohl nicht bei Trost!« Einen Augenblick lang sah er aus, als stünde er im
Begriff, auf mich loszuschlagen — oder es zumindest zu versuchen. » Gail — einen Liebhaber? Sie lebte nur für einen Mann, und der war Lloyd. Deshalb
konnte sie es ja nicht mehr ertragen, wie er sie die ganze Zeit über behandelte.
Sie konnte nicht mehr mit ihm zusammen leben, und sie konnte nicht ohne ihn
leben, deshalb nahm sie eines Nachts all diese Schlaftabletten und...« Sein
Adamsapfel hüpfte, während er krampfhaft schluckte. »Ich habe sie gefunden.
Wissen Sie das?«
    »Und
Sie fanden auch den Brief, den sie hinterlassen hatte«, sagte ich spöttisch.
»So, wie Sie die Geschichte erzählen, ist es ein richtiges Rührstück, aber ich
wäre wesentlich mehr beeindruckt, wenn Sie diesen Brief hinterher nicht dazu
benutzt hätten, Carlyle zu erpressen.«
    »Es
war die einzige Möglichkeit, die mir in den Sinn kam, um ihn dafür zu
bestrafen, daß er Gail vernichtet hatte«, sagte er mit großartiger Einfachheit.
»Sehen Sie, Mr. Holman, solange Lloyd gezwungen war, mir an jedem Ersten des
Monats diese tausend Dollar zu bezahlen, solange war er auch gezwungen, sich
daran zu erinnern, warum er sie bezahlen mußte.«
    »Donnerwetter!«
Ich blickte ihn bewundernd an. »Das ist die beste Erklärung, die ich je dafür,
daß jemand einen anderen um tausend Dollar pro Monat erpreßt, gehört habe.«
    »Es
stimmt aber!« Sein Schnurrbart zitterte erneut. »Oh, es ist mir völlig egal, ob
Sie mir glauben oder nicht, Mr. Holman. Ich interessiere mich nicht einmal
dafür, ob dieser Freund Carlyles, den Sie da vertreten, es glaubt oder nicht.
Nun, da Carlyle tot ist, ist ohnehin alles zu Ende.«
    »Zu
Ende?« fragte ich.
    »Natürlich.«
Er zuckte ungeduldig die Schultern. »Nun da Carlyle vor der ewigen
Gerechtigkeit steht, hat es keinen Sinn, die Sache weiterzuverfolgen.«
    »Sie
meinen...« Ich schluckte. »Sie wollen nicht, daß sein Freund weitere Zahlungen
leistet?«
    »Auf
keinen Fall!« Die blaßblauen Augen blickten bei dem
Gedanken beleichgt drein. »Wofür halten Sie mich, Mr.
Holman? Für einen Berufsverbrecher?«
    »Ich
weiß im Augenblick nicht recht, was ich denken soll«, gab ich zu. »Sie haben
mich völlig verwirrt. Aber wenn es Ihnen ernst damit ist, Ihre Erpressung zu
beenden, dann könnten Sie mir vielleicht den Brief geben, den Ihre Schwester
hinterlassen hat?«
    Der
Schnurrbart zuckte einen Augenblick lang, dann schüttelte Godfrey den Kopf.
»Nein, aber ich will Ihnen wiederholen, was in dem Brief stand. Ich kenne die
Worte auswendig. >Justin<, stand darin, >vergib mir, was ich getan
habe, aber ich kann es nicht mehr länger aushalten. Die einzige wirkliche Liebe
meines Lebens ist zerstört worden, also bin auch ich besser tot. Das einzige,
was ich bedaure, kleiner Bruder, ist, daß ich keine Gelegenheit mehr haben
werde, auf dich aufzupassen. Aber du wirst nicht allein sein, zum Trost wird
deine Erinnerung an mich immer bei dir bleiben.< Und dann natürlich ihre
Unterschrift.« Er blinzelte heftig. »Auch wenn es zwei Jahre her ist, seit sie
starb, kann ich mich an das, was sie geschrieben hat, nicht erinnern, ohne
zutiefst erschüttert zu sein, Mr. Holman.«
    »Warum
geben Sie mir dann den Brief nicht?« sagte ich erwartungsvoll. »Sie kennen ihn
auswendig, Sie wollen keine weiteren Erpressungsgelder, also brauchen sie ihn
auch nicht mehr.«
    »O
doch!« Ein Ausdruck plötzlicher Schlauheit erschien auf seinem Gesicht. »Sie
haben mich mit dieser Masche von Carlyles Freund nicht einen Augenblick lang
hereingelegt. Sie vertreten das Studio! Sie wollen dort nicht, daß Carlyles
Name jetzt, wo er tot ist, mit irgendwelchem Schmutz in Berührung gebracht
wird. Nun, ich möchte nicht, daß Gails Name mit irgendwelchem Schmutz in
Verbindung gebracht wird. Deshalb ist dieser Brief eine Rückversicherung für
mich. Verstehen Sie?«
    »Vielleicht«,
sagte ich müde. »Aber erklären Sie es mir trotzdem.«
    »Was
immer Sie damit erreichen wollen, indem Sie Gails Namen mit diesem Fosse in Verbindung bringen — Sie können die Sache
fallenlassen. Unternehmen Sie keinen Versuch, Mr. Holman, denn sonst werde ich
die Wahrheit über Gails Tod enthüllen, einschließlich des Briefes.«
    Er
straffte die dünnen Schultern, während er mich
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