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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen
Autoren: Carter Brown
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ab.
    »Lassen
Sie Mr. Holman fertig erzählen«, sagte Rather freundlich. »Ich habe das
unbehagliche Gefühl, daß noch mehr kommt.«
    »Godfrey
seinerseits nimmt gegenüber seiner Schwester Gail einen völlig anderen
Standpunkt ein«, sagte ich. »Er hält sie nahezu für eine Heilige, und er
wünscht nicht, daß irgend jemand — und er meinte besonders mich — in ihrem
Leben herumstochert. Das ist der Preis für sein Schweigen. Er hält den Mund,
solange ich meine Nase nicht in Gails Privatleben stecke.«
    »Wie
steht es mit dem Brief?« fragte Rather. »Haben Sie ihn zu sehen bekommen?«
    Ich
schüttelte den Kopf. »Er ist gerissen; er zitiert ihn wörtlich aus dem
Gedächtnis.«
    »Aber
das ist phantastisch, verdammt!« Mannys Stimme klang erstickt, und seine
Brillengläser beschlugen sich rapide. »Ich meine, sie können doch nicht...«
    »Doch,
sie können«, sagte Rather mit weicher Stimme. »Wenn Sie nichts Konstruktives
zur Unterhaltung beizutragen haben, Manny, würde ich es begrüßen, wenn Sie den
Mund hielten. Was schlagen Sie vor, Mr. Holman?«
    »Wenn
Sie das Risiko auf sich nehmen wollen, kann ich ja sehen, was ich über Gails
Ehe mit Carlyle und die näheren Umstände bei ihrem Tod herausfinden werde«,
sagte ich. »Es wird in Anbetracht dessen, daß sie bereits seit zwei Jahren tot
ist, nicht einfach sein, aber versuchen kann ich es. Dabei werde ich alles nach
Möglichkeit sehr geheimhalten , aber natürlich gibt es
keine Garantie dafür, daß Godfrey nicht erfährt, was ich tue.« Ich zuckte die
Schultern. »Es ist sowieso eine unmögliche Situation.«
    Rather
nickte geistesabwesend. »Die Quentin muß doch einen Grund zu der Vermutung
haben, daß Gail ermordet worden ist?«
    »Carlyle
hatte zur Zeit ihres Todes eine intrigante Freundin namens Vivienne«, sagte ich
mit sachlicher Stimme. »Gail hatte einen intriganten Bruder namens Justin
Godfrey und einen Liebhaber namens Lester Fosse .«
    Manny
schnaubte plötzlich kurz. »Ich habe nie was von einem Lester Fosse gehört.«
    »Ein
Fernsehautor«, sagte ich.
    »Nein!«
Er schüttelte heftig den Kopf. »Ich habe trotzdem nie etwas von ihm gehört. Ich
gehe jede Wette ein, diese verrückte Quentin hat ihn einfach aus dem hohlen
Bauch heraus erfunden. Sie ist im Augenblick verrückt vor Eifersucht und
benutzt jede Ausrede, um Viviennes Namen in den Dreck zu ziehen. Es gibt noch
eine andere Möglichkeit, mit ihr fertigzuwerden, Rick. Stauchen Sie sie
zusammen und erklären Sie ihr, sie soll das Geld nehmen und den Mund halten,
sonst passiert was! Verpassen Sie ihr ein paar Ohrfeigen, damit sie merkt, daß
Sie es ernst meinen. Jagen Sie ihr Angst ein und...«
    »Sie
haben nach wie vor nichts Konstruktives geäußert, also halten Sie den Mund«,
bemerkte Rather, und man konnte förmlich das Gift von seinen Lippen tropfen
hören. »Mr. Holman hat die Situation klar umrissen, finde ich. An diesem Punkt
bleibt uns meiner Ansicht nach nichts anderes übrig, als ein gewisses Risiko
einzugehen. Fangen Sie also an, diskret Nachforschungen anzustellen, Mr.
Holman, aber bleiben Sie währenddessen mit uns in ständigem Kontakt. Die
Situation kann sich jeden Augenblick drastisch ändern.«
    »Zum
Beispiel, wenn Godfrey dahinterkommt, was er tut«, brummte Manny.
    Ich
blickte Rather scharf an. »Ich muß mit der Witwe reden, und zwar bald.«
    »Vermutlich
ja.« Er nickte kurz. »Aber heute abend geht das
unmöglich. Manny kann für morgen
vormittag einen Termin vereinbaren. Rufen Sie ihn in der Frühe an, und
er wird Ihnen die Einzelheiten sagen.«
    »Okay.«
Ich blickte Manny an, der mit Mühe und Not ein Kopfnicken bewältigte.
    »Ich
setze großes Vertrauen in Sie, Mr. Holman«, sagte Rather ohne jegliche Wärme in
der Stimme. »Das ist eine so heikle Situation, daß nur Sie damit fertigwerden
können. In der ganzen Filmbranche ist das bekannt.«
    »Und
wenn ich nicht damit fertigwerde, wird die ganze Filmbranche das innerhalb von
vierundzwanzig Stunden erfahren, nicht wahr?« knurrte ich.
    »Sagen
wir zwölf.« Er lächelte bedächtig. »Sonst nach was, Mr. Holman?«
    »Nichts«,
sagte ich. »Ich werde Manny also morgen früh anrufen.«
    »Gut.«
Er rieb sich energisch die Hände. »Dann schlage ich vor, daß wir uns sofort
wieder an die Arbeit machen, Manny. Was haben Sie als nächsten Ausschnitt
ausgesucht?«
    Als
ich an der Tür angelangt war, war der Raum bereits wieder in Dunkelheit
gehüllt, und der Projektionsapparat summte, während ein unglaublich
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