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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition)
Autoren: Brian Keene
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richtig?«
    Levi nickte.
    »Woher weißt du das?«, fragte Marsha.
    »Keine Ahnung. Ich weiß es einfach. Er hat vorhin mit dem Salz rumhantiert, deshalb schien es mir naheliegend zu sein.«
    Zu dritt wischten sie mit Händen und Füßen die Salzlinien von den Türen und Fenstern ab. Als sie gerade fertig waren, kam Donny zurück, beugte sich zu Levi und drückte ihm Der lange verborgene Freund in die Hand. Levi konnte das schmale Bändchen nicht zwischen den gefühllosen Fingern spüren, aber das Wissen, dass es sich dort befand, trug augenblicklich zu seiner Besserung bei. Er wartete, bis Donny ihn wieder ansah, dann ließ er den Blick kurz zur Speisekammer schweifen und schenkte ihm einen auffordernden Blick.
    »Soll ich nachsehen?«, fragte der jüngere Mann.
    »Ja …«
    Langsam öffnete Donny die Tür. Für den Fall, dass ihm etwas entgegensauste, machte er sich zum Ausweichen bereit. Doch da standen lediglich Esthers Konservendosen im Regal.
    Levi lächelte. Er holte ein letztes Mal rasselnd Luft, dann übermannte ihn die Ohnmacht.

Zwölf
    Das Erste, was Levi wahrnahm, als er das Bewusstsein zurückerlangte, waren Sonnenstrahlen, die sein Gesicht kitzelten, und der Geruch von Weihrauch. Unter seinem Kopf befanden sich weiche Kissen, und wenn er sich nicht irrte, lag über ihn eine Daunendecke ausgebreitet. Er hörte Wasser plätschern, und kurz darauf wurde ihm ein kaltes, nasses Tuch auf die Stirn gepresst, das die wärmende Sonne vertrieb. Levi schlug die Augen auf. Myrtle musterte ihn besorgt. Esther tauchte hinter ihr auf. Er lag in einem Bett. Das Zimmer wirkte merkwürdig vertraut. Den Finger hatte man ihm provisorisch mit Eisstielen geschient, die Wunden mit Verbänden verarztet.
    »Sie sind wach«, stellte Myrtle fest. »Willkommen zurück. Wie fühlen Sie sich?«
    »Viel … viel besser, danke. Wo sind wir?«
    »In Ihrem Zimmer«, antwortete Myrtle. »Wir haben Sie hier raufgebracht, nachdem … na ja, Sie wissen es ja selbst. Wir wussten nicht, was wir sonst tun sollen. Die Männer meinten, Sie hätten gesagt, dass es nicht möglich ist, die Stadt zu verlassen. Also haben wir Sie ins Bett geschleppt, und ich habe meinen Erste-Hilfe-Koffer geholt, damit wir Sie so gut wie möglich versorgen konnten.«
    »Der Seelenkäfig ist höchstwahrscheinlich zusammengebrochen«, meinte Levi. »Das heißt, es dürfte mittlerweile kein Problem sein, die Stadtgrenze von Brinkley Springs zu passieren.«
    »Das also war es, was uns hier festgehalten hat? Ein Seelenkäfig?«
    Levi nickte.
    Myrtle runzelte die Stirn. »Ich habe davon gelesen. Aber ich dachte, die wären winzig.«
    »Nicht dieser. Es muss mit einem ungeheuren Kraftaufwand verbunden gewesen sein, ihn aufrechtzuerhalten. Ich gehe davon aus, dass er zusammenbrach, als seine Schöpfer diese Ebene verließen.«
    »Ebene?«
    »Realitätsebene. Existenzebene. Als sie diese Welt verließen, falls Ihnen die Formulierung besser gefällt.«
    »Werden diese Monster zurückkommen?«
    Levi überlegte kurz, bevor er eine Antwort gab. Ihm war bewusst, dass ihn beide Frauen eindringlich anstarrten.
    »Ich glaube nicht. Aber es gibt immer noch so Vieles, was ich nicht über sie weiß. Trotzdem halte ich eine Rückkehr für unwahrscheinlich. Sobald ich meine Angelegenheiten in Virginia Beach erledigt habe, werde ich geeignete Maßnahmen ergreifen, damit diese Kreaturen nie wieder jemanden behelligen. Ihre sterblichen Überreste – die Reste dessen, was sie vor ihrer Verwandlung waren – müssen sich irgendwo auf Roanoke Island befinden. Ich muss lediglich ihre Gräber finden und zerstören.«
    »Glauben Sie, dass es sicher ist, so lange damit zu warten?«, überlegte Myrtle.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, Ihre Verletzungen. Ich schätze, dass es noch einige Tage dauert, bis Sie wieder aufstehen können.«
    »Ich weiß Ihre Besorgnis und alles, was Sie für mich getan haben, sehr zu schätzen, aber es geht mir gut.« Nachdem er sich rasch vergewissert hatte, dass er nicht nackt unter dem Laken lag, schlug Levi die dicke Daunendecke zurück. Er zog sein Hemd hoch und begann, die Verbände zu lösen. Als die medizinischen Pflaster an seiner Körperbehaarung zupften, zuckte er zusammen. Die hässlichen Schnitt- und Risswunden, die sich quer über seine Brust und seine Bauchdecke erstreckt hatten, waren weitgehend verheilt und nur noch in Form blässlicher Linien zu erkennen. Levi hob den geschienten Finger, der zwar noch aufgedunsen aussah, aber nicht mehr in groteskem
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